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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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kleines Dorf in Sicht. Sieben mit Häuten bespannte Zelte duckten sich in den Windschatten eines Kiefernwäldchens. Die Eingänge lagen nach Westen. Wie verschieden das doch von seinem Volk war, wo man die Eingänge nach Osten legte, um die frühen Morgengrüße von Vater Sonne empfangen zu können. Die Außenwände der Zelte waren sorgfältig in allen Regenbogenfarben bemalt. Unten waren die Zelte mit gelben und orangefarbenen Sonnen verziert, während die oberen Hälften mit blauen und purpurroten geometrischen Zeichnungen bedeckt waren. Die Bewohner schlenderten vor den Zelten herum. In der Luft lag der würzige Geruch von gebratenem Fisch. Zwei große Flöße schwammen auf dem Wasser. Neben ihnen dümpelten zwei Flachboote auf den Wellen. Die Rahmen waren aus Baumschößlingen gefertigt und mit Häuten überzogen. Tannin konnte auf den Flößen und in den Booten Frauen ausmachen, die mit Speeren in der Hand fischten.
    »Ah«, sagte Stechapfel, »vielleicht können diese Leute uns einen Hinweis geben.« »Hoffentlich.«
    »Ich sehe weder Milan noch seine idiotischen Brüder irgendwo. Und du?«
    »Nein, aber sie sind nicht idiotisch, Stechapfel, sondern jung und stürmisch.«
    Stechapfel grinste, als hätte er Tannins Gedanken wie Spuren im frischen Schnee gelesen. »Mach dir keine Sorgen, Tannin. Ich werde freundlich zu ihnen sein. Zumindest bis wir herausgefunden haben, was sie wissen. Falls sie überhaupt etwas wissen.«
    Tannin seufzte erleichtert. Stechapfel kniff die Augen zusammen und rannte los. Seine schweren Wangen und die kurzen Zöpfe hüpften beim Laufen auf und ab.
    Vier alte Frauen saßen an der Nordseite des Dorfes und flochten Körbe. Sie hockten mit angezogenen Knien, gespreizten Füßen und gebeugten Schultern über ihrer Arbeit. Neben jeder Frau stand eine Schale mit Wasser. Häufig tauchten sie die Finger ein und befeuchteten das Flechtmaterial, damit es während der Arbeit weich blieb. Ihr Werkzeug lag am Boden verstreut: Muschelschalenmesser zum Abschneiden des Flechtfadens und zum Spalten von Hölzern; mit fein geschliffenen Spitzen versehene Knochenahlen zum Stechen von Löchern oder zum Feststecken des Schußfadens, Tassen voll Kiefernharz, mit dem der Rahmen verstärkt wurde. Tannin erkannte das lose Flechtwerk als zu einer Art von Körben gehörig, die Nußkörbe genannt wurden, obwohl sie auch zur Aufbewahrung vieler anderer Samenarten benutzt wurden. Der starke Flechtfaden war aus Nesselfasern zusammengedreht. Ein Reif aus gespaltener Weide bildete den oberen Rand des Korbes. Von dort verliefen die Längsstreben des Korbs bis zum Boden, wo sie mit dem Flechtfaden zusammengebunden wurden. Der Korb wurde durch zwei gebogene Ruten verstärkt, die sich im rechten Winkel am Boden kreuzten und mit Sehnenstücken und Harz am oberen Rand befestigt waren. Stechapfel trieb viel Handel mit dieser Art von Körben. Die weiten Lücken in dem Geflecht erlaubten Nüssen und anderen großen Samen zu atmen, so daß sie nicht schimmelten.
    Als die Dorfhunde die beiden herankommenden Männer sahen, rannte eine laut bellende und kläffende Meute wedelnd und mit aufgestellten Ohren auf sie zu. Die Leute standen rufend da und zeigten auf die Besucher.
    »Überlaß das Reden mir«, sagte Stechapfel.
    »Ja, großer Bruder.«
    Sie kamen an den alten Frauen und an einer Gruppe von durcheinanderhüpfenden, schreienden Kindern vorbei und traten auf den Dorfplatz. Die jungen Frauen hatten sich um ein großes Kochfeuer versammelt, wo fünf Kochsäcke von Dreibeinen herabhingen. Heißer Dampf stieg wirbelnd um die Frauen auf. Über den Flammen hingen Gestelle mit brutzelndem Fisch. Aus allen Richtungen kamen Männer auf die Neuangekommenen zu und blieben im Kreis um sie stehen. Einer von ihnen, ein mittelgroßer junger Mann mit magerem Gesicht, bahnte sich eine Gasse und lief mit ausgebreiteten Armen auf Stechapfel zu. Er hatte einen am Rand mit Pelz besetzten Biberhut über die Ohren gezogen.
    »Stechapfel!« rief er.
    Stechapfel legte den Kopf mißtrauisch schief. »Wer bist du?«
    Der Mann senkte die Arme. Sein Lächeln erlosch. »Nachtschwalbe. Ich bin der Händler vom Großhorn-Dorf.«
    »Oh, natürlich. Verzeih mir, Nachtschwalbe. Wir haben uns bei der Erneuerungszeremonie-des-Reinen-Wassers getroffen, nicht wahr?«
    Nachtschwalbe nickte, und das Lächeln umspielte wieder seine Lippen. »Was machst du hier?
    Versuchst du, mir meine Handelspartner zu klauen?«
    »Pah! Ich habe genug damit zu tun, meine eigenen

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