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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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hinuntergeglitten wäre, stieß Turmfalke einen leisen Schrei aus.
    Die Stimmen am Feuer verstummten. Stechapfel wirbelte herum und schrie: »Wer ist da? Was geht hier vor?«
    Die Dorfbewohner nahmen die Neuankömmlinge in Augenschein. Ein Junge neben der alten Frau sprang auf und rief: »Berufkraut!«
    »Berufkraut«, sagte auch Turmfalke. Sie hatte sich über Sonnenjäger gebeugt, »laß uns das Schleppgestell hier absetzen. Wir sind nahe genug, oder?«
    Das Blut in ihren Adern schien zu gefrieren. Im Schein des Feuers konnte sie Sonnenjägers Zustand zum erstenmal richtig erkennen, und all die beruhigenden Worte Berufkrauts, daß der Träumer nicht sterben werde, zerstoben wie Blätter im Wind. Blutdurchtränktes Haar klebte an den Seiten seines grauen Gesichts. Sein Körper lag etwas auf die linke Seite gedreht, der Kopf dagegen ruhte mit der rechten Wange auf dem Rahmen des Schleppgestells. Seine Nasenflügel wurden von schnellen, flachen Atemzügen bewegt, als kämpfte er darum, überhaupt zu atmen. »Oh, ihr Geister … Berufkraut, setz die Bahre ab!«
    Berufkraut hob sie sofort von dem Stein und legte sie flach auf den Boden. Er ging darum herum und stellte sich mit dem Atlatl in der Hand neben Turmfalke. Besorgt schaute er sie an. »Wie geht es ihm?«
    »Ich weiß es nicht.« Turmfalke ging in die Hocke, um nicht völlig zusammenzubrechen. Sie legte Sonnenjägers schlaffe Hand, die herabgerutscht war, auf das Schleppgestell.
    »Er wird wieder gesund, Turmfalke«, beruhigte Berufkraut sie. »Wirklich. Ich habe solche Wunden schon früher gesehen. Er wird am Leben bleiben. Und meine Großeltern werden nicht zulassen, daß irgend jemand dir etwas tut.« Er blickte über die Schulter auf die Leute um das Feuer, zog einen Speer aus dem Köcher und legte ihn in den Atlatl ein. »Hab keine Angst. Du bist hier in Sicherheit.«
    »Ich werde nicht in Sicherheit sein, bis mein Mann tot ist, Berufkraut. Er haßt mich und wird mich niemals gehen lassen. Und Sonnenjäger … möge Mammut-Oben ihm helfen.« Wieder schaute sie auf Sonnenjägers eingefallenes Gesicht nieder, und der Gedanke an eine Welt ohne ihn war mehr, als sie ertragen konnte. Sie hatte keine Tränen mehr, war vor Erschöpfung und Verzweiflung wie ausgehöhlt.
    Nun konnte sie Sonnenjäger nur noch angstvoll anblicken.
    »Berufkraut!« Die alte Frau eilte über den Dorfplatz. Bei jedem ihrer ungleichmäßigen Schritte schwang ihr grauer Zopf hin und her. Die über dem zahnlosen Gaumen eingefallenen Lippen hatte sie fest zusammengepreßt. Ihr folgten die anderen Dorfbewohner, darunter auch Melisse, in einer langen Reihe. Der ihrer Lederkleidung anhaftende Geruch von Staub und Rauch wurde stärker, je näher sie kamen.
    Turmfalke ließ die Finger sanft über Sonnenjägers Gesicht gleiten und flüsterte lautlos: »Ich liebe dich. Lebe, Sonnenjäger. Nicht nur für mich, sondern für alle, die dich brauchen.«
    Einen Moment schloß sie die Augen und nahm all ihren Mut zusammen. Ihre Mokassins waren vom Tau durchgeweicht, und als sie aufstand, scheuerten sie an ihren Füßen. Berufkraut und sie standen nun Seite an Seite und versperrten so den Blick auf das Schleppgestell.
    Berufkraut weitete seine Brust mit einem tiefen Atemzug. »Entspanne dich, Turmfalke«, flüsterte er ihr zu. »Handle nicht zu rasch und bewege dich nicht zu schnell. Benutze deinen Kopf.«
    Als Stechapfel Turmfalke entdeckte, stieß er ein rauhes Gebrüll aus. Ihre Knie wurden weich. Er wollte vorstürmen, aber Tannin ergriff seinen Arm und riß ihn zurück. Sie schrien sich gegenseitig an und schoben und zerrten sich im Streit hin und her. Der Mann mit dem roten Hemd versuchte erfolglos dazwischenzutreten.
    Stechapfel beruhigte sich schließlich und schüttelte Tannins Hand ab. Keuchend stand er da. Sein Gesicht war von Haß verzerrt. Tannin sprach in schroffem Ton mit ihm - wahrscheinlich gab er ihm den Rat, nicht übereilt zu handeln.
    Turmfalke beobachtete sie ein paar Sekunden lang. Sie wußte, daß die beiden ihre Gesichtszüge wahrscheinlich nicht deutlich sehen konnten, da sie am Rand des Feuerscheins stand. Stechapfel sah älter aus als früher. Seine Falten waren tiefer geworden und seine flache Nase noch breiter. Die schweren Wangen hingen noch schlaffer herab. Das schulterlange, graue Haar war strähnig und zottig, als hätte er seit einem Mond kein Bad mehr genommen. Seine Hose und das Hemd aus Wapitileder waren mit Ruß und Schmutz überzogen. Tannin war wie immer groß und

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