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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Irrsinnsfahrt genauso betroffen wie er selbst. Wenn jemand zu tadeln war, dann der Narr mit seiner blödsinnigen Vision von Bunte Krähe und Masken und seiner Idee, die Welt zu retten.
    Als hätten sie ihn gehört, flogen mehrere Krähen über die Wipfel der Bäume und krächzten laut.
    Schwarzschädel wirbelte seine Bola über den Kopf und führte einen vollendeten Wurf aus; mit gestrecktem Arm schleuderte er die Waffe in hohem Bogen in die Luft, daß die spitzen Steine sirrten.
    Die Vögel waren schnell, und es war schwer, einen von ihnen zu treffen.
    Die Leitkrähe verharrte auf der Stelle und schlug mit den Flügeln, während die anderen im Sturzflug nach unten schössen. Mit einem Würgegriff umfing die Bola die Krähe.
    Schwarzschädel sah im blendenden Licht der Morgensonne ein geisterhaftes Gesicht; die Gesichtszüge seiner Mutter blitzten auf, klar und scharf im grellen Licht. Hörte er sogar ihr Gelächter?
    Der Vogel stürzte mit einem seltsamen Kreischen zwischen die Bäume. Schwarzschädel hörte, wie er auf dem Boden aufschlug. Seine Vision löste sich auf.
    Er hatte seine Mutter mit der gleichen beherrschten Kunstfertigkeit getötet wie jetzt die Krähe.
    Als er an den Eichenbäume vorbeilief, sah er Grüne Spinne. Mit einem komischen Gesichtsausdruck glotzte der Verdreher auf das glänzende, schwarzgefiederte Tier, das ihm vor die Füße gefallen war. Der Vogel hatte sich das Genick gebrochen und schien den Narren anzustarren.
    Otter stürzte ins Lager, eine Hand noch an seinem mißhandelten Hals.
    »Kein schlechter Wurf, wie?« fragte Schwarzschädel stolz, als er den toten Vogel aus den Riemen der Bola löste. Etwas von seiner ohnmächtigen Wut hatte er abreagiert… nicht viel, aber genug, um diesen Tag zu ertragen.
    »Oh, wirklich ein fabelhafter Wurf«, flüsterte der Narr. Er drehte sich um und starrte Schwarzschädel mit irren Augen an, wie einer, den Gespenster verfolgen. Dann brach er in ein hysterisches Gelächter aus, und Tränen rannen ihm übers Gesicht.

17. KAPITEL
    Sternmuschel hielt Silberwasser fest umklammert, verzweifelt entschlossen, ihre Tochter zu schützen.
    Wie eine übergroße Puppe trippelte Langer Mann am Rand der kleinen Hütte entlang. Als er nahe genug war, nahm er das Wolfsfell.
    Er hielt es ausgebreitet vor sich, als wollte er ein Kaninchen in der Falle mit einem Netz packen.
    Sternmuschel spürte die Bedrohung., die schwer wie rußiger Rauch in der Luft hing. Trotz der Kälte perlte Schweiß auf dem Gesicht des Zauberers.
    Langer Mann stürzte vorwärts und packte die Maske. Es war, als ob sie sich wehren wollte. Die Krallenfinger der alten Frau hatten sich fest in sie gebohrt. Mit einem Aufschrei riß der Zauberer die Maske aus ihrem harten Zugriff und ließ sich dann fallen, so plötzlich, als wären seine Füße unter ihm weggeglitten.
    Langer Mann seufzte schwer und fragte Sternmuschel: »Ist deine Tochter in Ordnung?«
    »Liebes?« Sternmuschel schaute auf ihre Tochter. »Geht's dir gut, Liebes? Sag doch was.«
    »Mama?« Silberwasser schaute auf, eine irre Angst in ihren großen Augen, die so dunkel waren wie das Meer bei Nacht.
    »Hat dir die Maske weh getan?« Die Verzweiflung saß ihr immer noch in der Kehle und würgte sie.
    »Sie hat zu mir gesprochen.« Silberwasser senkte den Blick und betrachtete nachdenklich den Körper von Muschelschale. Sie war tot.
    Sternmuschel brachte die zuckenden Muskeln um ihren Mund zur Ruhe. »Was… was ist geschehen?
    Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat mir Geschichten erzählt, Mama. Und Lieder gesungen.«
    Langer Mann senkte den Kopf und sagte wie versteinert: »Muschelschale hat die Maske aus der Umhüllung genommen.«
    Sternmuschel schluckte. Allmählich gewann sie ihre Fassung zurück. »Sie fragte mich gestern danach.
    Ich sagte ihr, es sei etwas Heiliges. Das war vielleicht mein Fehler. Ich habe ihr keine gute Antwort gegeben.«
    »Sie war schon immer neugierig.« Langer Mann strich sich übers Gesicht. »Sich mit den Gegebenheiten abzufinden, das war nicht ihre Sache.«
    »Die Maske rief sie«, flüsterte Silberwasser geistesabwesend. »Sie hat gerufen, Mama. Nicht laut, aber ich hab's gehört.«
    Langer Mann beugte sich gespannt vor. »Sie hat gerufen? Hast du das gehört?«
    Sternmuschel war wachsam wie ein gejagtes Tier und fragte: »Was hat das zu bedeuten?«
    Langer Mann antwortete ihr erst nach einer Weile: »Wahrscheinlich gar nichts.«
    »Gar nichts? Muschelschale ist tot! Mein Mann ist tot! Meine Tochter hört

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