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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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das Paddel an die Brust, als wäre es ein kostbares Stück.
    Sie hatte recht. Grüne Spinne tauchte das Paddel kaum zur Hälfte ein, sein Rhythmus war ein anderer als ihrer. Perle streckte die Hand aus und zog vorsichtig an dem Paddel, bis Grüne Spinne es losließ.
    Dann strengte sie sich an und Wellentänzer schoß voran.
    Otter blickte nervös zum Turm auf dem Steilufer. Halten die Khota dort oben Wache? Vielleicht sind es Verwandte der toten Krieger, die auf der Insel liegen?
    »Und wenn wir an dem Ausguck vorbei sind?« fragte Perle. »Sind wir dann sicher?«
    Otter lachte gequält. »Das bedeutet nur, daß wir das Gebiet der Khota hinter uns haben. Aber sicher? Ob uns die Ilini schützen oder nicht, das hängt davon ab, wieviel sie riskieren wollen und auch davon, wie gereizt die Khota wirklich sind. Eine Frage, wie wütend war Wolf der Toten?«
    Sie konnte ein Zittern nicht verbergen. »Wenn er am Leben ist was der Narr behauptet -, wird er furchtbar wütend sein. Auch Grizzlyzahn wird voller Rachegedanken sein. Er mochte mich schon vorher nicht… außerdem haben wir sie im Kampf gedemütigt.«
    »Die Khota brauchen Demütigungen.« Otter schätzte die Entfernung zum Turm ab. Er war auf einer Sandsteinplatte errichtet, und am Fuß des Steilufers strömte der Fluß vorbei. Der Turm lag nicht mehr als drei Speerwürfe entfernt.
    Perle packte das Paddel fester. »Meinst du, ich wüßte das nicht? Ich habe die letzten vier Monde bei ihnen gelebt. Aber sie haben ihr eigenes Ehrgefühl, und wir haben ihnen ins Gesicht gespuckt, als wir die Krieger töteten. Das werden sie uns büßen lassen.«
    »Büßen? Wie?« fragte Schwarzschädel, während sein Paddel im heller werdenden Morgenlicht aufblitzte.
    »Mit unserem Leben«, sagte Perle knapp. »Wenn sie uns schnappen, wird es furchtbar.«
    »Das letzte Mal, als sie uns schnappten, war es auch unangenehm«, erinnerte sich Schwarzschädel.
    »Dein Glück, daß ich mich zufällig im Gebüsch versteckt hatte, sonst wäre es noch unangenehmer geworden«, erwiderte Perle.
    »Ich zum Beispiel bin froh, daß du da warst, Frau.«
    Otter mußte lächeln. Komisch, daß Perle etwas Menschliches aus Schwarzschädel herausgelockt hatte.
    Vielleicht war es auch der Sieg, der ihn liebenswürdig machte.
    Otters Arme und Schultern waren bleiern vor Erschöpfung. Sein Atem ging schwer. Auch Perle mußte es schlecht gehen, aber ihr merkte man nichts an. Sie hielt gut mit ihnen mit, obwohl ihre Haut vor Schweiß glänzte und sie heftig atmete.
    Schwaches lavendelfarbenes Licht hatte das Grau vertrieben, und Otter konnte jetzt gut sehen. Das Wasser lag ruhig in der Morgendämmerung unter den Bäumen.
    Otter beobachtete, wie Perles schlanker Körper sich mit jedem Paddelschlag geschmeidig bog. Die Bewegung ihrer Schultern straffte den Stoff über ihrem muskulösen Gesäß und dem Rücken und betonte ihre schmale Taille. Das glänzende schwarze Haar ging im Takt der Bewegung mit.
    Wenn Perle nicht seine Speere gestohlen und zur rechten Zeit gehandelt hätte, wären sie jetzt Gefangene der Khota. Otter dachte darüber nach, und er konnte sich nicht vorstellen, daß Rote Mokassins mit Perles kühlem Geschick gehandelt hätte - vor allem nicht nach einer so qualvollen Zeit, wie sie die Anhingafrau bei Wolf der Toten erlebt haben mußte. Perle hatte im kritischen Moment ihr Atlatl gebraucht, wissend, daß es tödlich wirkte.
    Hätte ich es genauso gut gemacht? Die Frage quälte Otter. Er hatte noch nie einen Menschen getötet.
    Was hätte er getan, wenn er dort im Gestrüpp gelegen hätte?
    Mit Respekt beobachtete er Perle beim Paddeln. Was mußte ein Mann tun, um sich einer Frau wie Perle würdig zu erweisen?
    »Warum hast du dich mit uns zusammengetan?« flüsterte Otter, während sie sich dem Turm näherten.
    »Du hättest dort liegen können, versteckt unter den Haselnußbüschen, und sie hätten dich nie entdeckt.«
    »Entgegen deiner Ansicht mache ich hin und wieder Fehler. Eure wertlosen Häute zu retten, könnte so einer gewesen sein«, erklärte sie ihm trocken und blickte zum Turm hinauf.
    Da drang ein leiser Schrei vom Steilufer herüber.
    »Was war das?« fragte Schwarzschädel.
    »Wieso haben sie uns gesehen?« Als Otter sich umdrehte, wußte er es. »Das Kielwasser!« Die Welle, die hinter Wellentänzer kräuselnd über die Wasserfläche zog, hatte sie verraten.
    »Was für ein verdammtes Pech«, zischte Schwarzschädel. »Paddelt! Los, paddelt, so schnell ihr könnt!«
    »Wasser

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