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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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nur ihre Mutter anlächeln und dann höflich zurücktreten.
    Otter nahm die schwere Platte unter einen Arm und packte mit dem anderen seinen Bruder an der Schulter. »Los, laß uns zurückgehen, bevor Großmutter tobend auf uns herabfährt wie ein Schneesturm.«
    Und ich freue mich schon auf die Reaktion der Mitglieder des Riesenschilfclans, wenn sie soviel Kupfer auf einmal sehen!
    Vielleicht war es ein hochmütiges Verhalten, aber es tat ihm gut. Eine solche Kupferplatte zu verschenken, würde seine Stellung stärken.
    Er schaute seinen Bruder von der Seite an; der beobachtete ihn aufmerksam. Viertöter würde es verstehen, er würde ihm dieses bißchen Stolz verzeihen.
    Am selben Abend, allerdings viele Monatsreisen nordöstlich, hatte der Sonnenuntergang das hügelige, vom Winter geschüttelte Land des Volkes der Plattformpfeifen und seiner Verbündeten, der Langschädel, mit einem goldenen Schleier bedeckt. Von den Völkern der Erde waren die Plattformpfeifen wohl das einflußreichste. Ihre Zeremonienplätze galten als die großartigsten von allen, und Sternhimmelstadt war unbestritten die größte Sehenswürdigkeit.
    Die Sternhimmelstadt lag am Fuße bewaldeter Hügel in einem Tal, das sich von Westen nach Osten zog, im Norden begrenzt vom eisführenden Flughörnchenfluß, im Süden vom kleineren Entenfluß.
    Ihre Kanäle flössen am Ostrand der Stadt zusammen, wo sich auch der Anlegeplatz für die Kanus befand. Auf den Hängen nördlich und südlich der Flüsse befanden sich Haine struppiger grauer Bäume und unregelmäßig angelegte Felder - sie gehörten zu den dahinter liegenden Gehöften. Sonnenblumen-und Gänsefußstengel wuchsen an so vielen Stellen hoch, daß die schneebedeckten Felder bräunlich gesprenkelt erschienen.
    Als Kälte und Dunkelheit zunahmen, breitete sich Stille in Sternhimmelstadt aus. Fußspuren führten auf den Pfaden im tiefen Schnee zu den Erdanlagen hinauf, die innerhalb des Erdwalls lagen, der das große Solarobservatorium mit dem riesigen Achteck umschloß. Auf dem Großen Ring im Südosten hingegen, mit seinem adlerförmigen Zentralhügel und dem hohen Tor, regte sich nichts, denn es hatte sich keiner der Astronomen zum Mondkonservatorium in die Kälte hinausgewagt.
    Zwischen den Erdwerken, Hügeln, Ringen und Vierecken drängten sich die Clanhäuser, Gesellschaftshäuser und Beinhäuser zusammen. Rauch stieg aus den rinden- und strohgedeckten Dächer spiralförmig in den Nachthimmel auf.
    Ein Beinhaus war besonders auffällig. Es war länglich, das Giebeldach mit Rinde gedeckt; schwarzer Rauch kam kräuselnd aus den Rauchlöchern, Zeichen dafür, daß eine Verbrennung stattfand.
    Menschen standen in Grüppchen vor der Tür. Die Decken, in die sie gehüllt waren, bildeten mit ihren leuchtenden Farben einen Gegensatz zum grellen Weiß ringsum. Im dichten, schwarzen Haar, das dem traurigen Anlaß angemessen streng zu Knoten gebunden war, trugen sie Kopfschmuck aus Kupfer, Glimmer und funkelnden Perlen.
    Eine junge Frau trat aus dem Beinhaus in die Kälte hinaus. Viele hielten sie für die schönste Frau der Welt. Ihre vollen Lippen standen im harmonischen Verhältnis zur geraden, festen Nase und zu der klaren Stirn. Ihre Augen, groß und dunkel, waren eigentlich dazu geschaffen, vor Vergnügen zu funkeln, aber nun erfüllte sie das tiefe Leid einer verwundeten Seele. Die Frau hatte lange, schmale Finger, die Zärtlichkeit zu geben verstanden. Das lange, schwarze Haar, das noch im schwindenden Licht schimmerte, war straff zurückgekämmt und wegen der Trauer fest zusammengesteckt; sonst hing es ihr in rabenschwarzen Wellen den Rücken hinunter. Man brauchte sie nur anzusehen, um zu wissen, daß die Eiseskälte in ihrer Seele größer und schmerzhafter war als die Kälte des Wintertages.
    Sternmuschel nahm die tiefe Teilnahme, die ihr trauernde Verwandte zum Ausdruck brachten, dankbar wahr. Sie blieb stehen und schaute in die Sonne, die gerade versank, und zog die Decke noch fester um sich. Ihr Blick wanderte über das weite Tal nach Nordwesten, zu den Hügeln, wo die Flughörnchenerdwerke standen. Sie markierten die Konstellation, für die der Hügel errichtet worden war.
    Sternmuschel kannte das Tal gut. Hinter dem Beinhaus sah sie in Gedanken den Pfad, der zu den berühmten Feuersteinbrüchen hinaufführte, die Erster Mann dort hingesetzt hatte, als die Welt neu war. Der Hügelkamm zeigte große Löcher, denn unzählige Generationen hatten schon den heiligen Feuerstein aus dem

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