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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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gesagt hast. Der Antilopenfluß entspringt einen Tagesmarsch von hier. Jenseits der Wasserscheide können wir uns zwischen zwei Richtungen entscheiden.«
    »Das ist Sternhimmelgebiet.« Es ist Zeit. Du mußt es tun. Der Plan hatte in ihr Gestalt angenommen, seit sie Himmelsort verlassen hatten. Sie zwang sich, mit fester Stimme zu sprechen: »Komisch, so viele Monate Weglaufen und Verstecken, und jetzt bin ich wieder da, wo wir aufgebrochen sind. Also schön, wir werden den Sternhimmelbesitz durchqueren. Ich werde meinen Vater kurz besuchen, damit er weiß, daß ich lebe, und dann durchqueren wir das Land auf kürzestem Weg zum oberen Mondmuschelfluß. Wir können auf dem Gebiet des Roßkastanienclans ein Kanu stehlen, nach Norden ins Quellgebiet paddeln, über Land zum Geisterfroschfluß gehen, dort ein anderes Kanu stehlen und uns zum Windmeer hinuntertreiben lassen.«
    »Ich glaube nicht, daß ein Besuch bei…«
    »Genauso machen wir es, Magier. Wie ich Silberwasser schon gesagt habe, können wir nicht tun, was wir möchten. Wären wir schon vor drei Monaten nach Norden gezogen, wären wir die Maske bereits los.«
    »Sternmuschel, erinnerst du dich an den Ausdruck in Wanderdrossels Augen?«
    Sie blickte auf die dunklen Äste über ihr. Der Mond war hinter den Wolken verschwunden. Der Ruf einer Nachtschwalbe war zu hören. »Ja. Aber ich erinnere mich auch an die Augen der alten Frau, an die von Grüßt die Sonne und von Silberwasser heute abend. Weißt du, wie Sterngucker jetzt gerade aussieht? Nein, Zauberer, das weißt du nicht. Du weißt, daß wir dem alten Mann Verderben gebracht haben.
    Genauso wie jedem, mit dem wir bisher in Berührung gekommen sind.«
    Langer Mann zog seine Decke zum Kinn. »Und trotzdem willst du deinen Vater besuchen?«
    Sie zuckte zusammen und hoffte, daß er es nicht gesehen hatte. Angst griff hungrig nach ihrer Seele.
    »Er leidet ohnehin schon, fragt sich, was aus mir und seiner Enkeltochter geworden ist. Ich möchte ihn nicht in der Nähe der Maske wissen - wir wollen ihm doch nur sagen, daß ich am Leben bin.«
    Langer Mann seufzte. »Du bist eine harte Frau, Sternmuschel.«
    Sie blickte auf das zarte Muster der Zweige und erinnerte sich an die Rituale, die er vollzogen hatte, um die falsche Maske zu schaffen, die sie Sterngucker gegeben hatten. »Wie steht es mit dir, Magier?
    Wurde deine Seele zu Stein, als du im Bauch der Schlange warst? Du sagtest, die Schlange habe dich verschlungen. Fraßen ihre Magensäfte wie Säure deine Seele und verwandelten dich in das herzlose Ungeheuer, das du wurdest?«
    »Ich habe mich nie für ein Ungeheuer gehalten, Sternmuschel. Allerdings habe ich Fehler gemacht.«
    »Bei Sterngucker hat dein Zauber gewirkt. Dein Gebräu aus Gummikraut und Lattich hat ihn fest schlafen lassen. Aber mir sträubten sich die Haare, als du wie ein Wolf warst, das Fell trugst und Erster Mann anriefest.«
    »Aber wir haben die Maske.«
    »Ja. Wir haben die Maske, und Sterngucker hat seinen Traum verloren.«
    »Schlaf, Sternmuschel. Du bist müde.«
    »Sag mir, ob es dir Freude macht, Leute zu überlisten. Die falsche Maske zerfiel wahrscheinlich in seinen Händen.«
    »Sie erfüllte ihren Zweck.«
    »Aber war es ein gutes Gefühl, ihn so zu betrügen?«
    »Nein, Sternmuschel«, sagte Langer Mann und atmete gepreßt aus.« Es war kein gutes Gefühl. Ich bin ebenso traurig wie er, daß die alten Bräuche aussterben. Doch ich werde es nicht wagen, die Maske zu tragen, um sie zu retten. Wir leben in einer neuen Zeit. Händler werden die Zukunft bestimmen, um Wohlstand und Größe wird es dann gehen. Hätte ihnen die Weisheit der Langschädel wirklich genutzt, würden wir unsere Beobachtungen noch immer in Himmelsort machen und nicht in Sternhimmelstadt.«
    »Himmelsort sollte also sterben?«
    Langer Mann zögerte, dann antwortete er schließlich: »Alles stirbt, junge Sternmuschel. Pflanzen, Menschen, Flüsse, Berge und irgendwann sogar die Erde selbst. Warum sollte es bei Völkern und religiösen Überzeugungen anders sein?«
    »Eine Wahrheit aus dem Bauch der Schlange?«
    »Wenn du das glauben möchtest.«
    »Ob ich es glauben möchte? Sag mir, Zauberer, was hat dir die Schlangengesellschaft gegeben?
    Wohlstand? Ansehen? Einfluß?«
    »Das alles und mehr. Und als ich jung war, habe ich das skrupellos eingesetzt. Jetzt bin ich älter und…
    weiser.«
    »Aber genauso skrupellos.«
    Er drehte sich um und sah sie an. Der Mond brach wieder durch die Wolken, beleuchtete

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