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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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auszuspielen - und davor hatte er Angst. Wenn seine Familie aber nur annähme, dass sie eine Hütte teilten, denn würde sie an ein vorübergehendes Verhältnis glauben, aber nicht an seine tiefe Liebe zu ihr.«
    Teichläufer setzte sich zurück. »Aber weshalb war sie mit dieser Regelung einverstanden?«
    »Weil er sie darum gebeten hatte. Sie liebte ihn, Teichläufer. Sie liebte ihn sehr.«
    Teichläufer dachte darüber nach. Sein unruhiger Blick glitt über die Hütte und blieb an den Machtbündeln haften, die links von Schote am Pfosten befestigt waren. Seltsam, seit vielen Sommern dachte Schote zum ersten Mal wieder, er könnte ihre Stimmen hören. Leise. Furchtsam. Wie die Winsellaute neugeborener Luchsjungen.
    Ohne den Blick vom Meerbündel abzuwenden, fragte Teichläufer: »Warum hatte Kupferkopf Angst, seine Familie könnte die Heirat gegen ihn verwenden? Sind es böse Leute?«
    »Nein, nein, Teichläufer«, entgegnete Schote. »Kupferkopf ist der ängstlichste Mensch der Welt. Er fürchtet alles und jeden. Da machten seine Verwandten keine Ausnahme. Der einzige Mensch, dem er je vertraute, war, glaube ich, Muschel weiß.«
    In der Tiefe seiner Seelen konnte Schote noch den Blick äußerster Anbetung sehen, mit dem Kupferkopf Muschelweiß angeschaut hatte. Wie ein Mann, der einen Blick auf das Paradies erhascht, das Gesehene aber kaum glauben kann.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass es irgendetwas gibt, was Kupferkopf fürchtet«, sagte Teichläufer. »Er besitzt so viel Macht, er -«
    »Er besitzt tatsächlich Macht, da hast du Recht. Die Macht, die er über Muschelweiß hatte, war allerdings erschreckend.«
    Der Wind tobte durch die Hütte, rüttelte am Schilfdach, und Teichläufer hielt seine Kapuze am Hals fest. »Was heißt das?«
    Schote nahm einen Stock und stocherte im Feuer herum. Ein großes Scheit brach auseinander, und der karminrote Schein blitzte über Teichläufers aufmerksames Gesicht. Einen Augenblick lang schienen seine rosa getönten, durchscheinenden Augen in einer bewegten Blutpfütze zu schwimmen.
    »Kupferkopf konnte sie immer rufen. Ich weiß kein besseres Wort. Sie wusste, wann er sie haben wollte, und wie spät in der Nacht es auch war - sie stand vom Lager auf und ging zu ihm.«
    Teichläufer hielt mitten in der Bewegung inne, seine Tasse auf der Höhe seines Kinns erhoben. »Was meinst du mit rufen? Heißt das: wie der Anruf einer Hexe?«
    »Ich weiß über Hexen nicht Bescheid, aber Hundszahn hat gesagt, es könnte so etwas Ähnliches sein.«
    Schote versuchte, die Schauer zu unterdrücken, die ihm über den Rücken liefen. Hexen … Er hatte in seinem Leben nur vier kennen gelernt, und an jede von ihnen konnte er noch mondelang nur mit Schrecken denken. Ihre Seelen konnten fliegen und mit einem Wort oder der Berührung einer unsichtbaren Hand töten. Sie benutzten die Macht, so wie Webkünstler Fäden benutzten - um Muster zu weben. Oft waren diese Muster nicht schön. Hexen hatten eine Neigung zur Grausamkeit. Große Seelentänzer ließen flüsternd verlauten, dass Hexen aus dem Körper eines Lebenden die Seelen heraussaugen und sie in Tote einschießen konnten, um sie wieder ins Leben zurückzubringen. Sie …
    »Weiter«, drängte Teichläufer. »Bitte. Erzähle alles, was du weißt.«
    Schote seufzte. Er sagte: »Es fing an, als Kupferkopf Muschelweiß zum ersten Mal erblickte. Sie war eine Schönheit. Trotz ihrer jungen Jahre konnte ein Mann das schon sehen. Aber sie war so jung, noch nicht einmal eine Frau. Meine Frau und ich, wir verboten Muschelweiß, ihn zu sehen. Donnerwolke, ihre Mutter, hasste Kupferkopf. Ich weiß nicht, warum, aber er war ein hochmütiger, sonderbarer Jüngling, und das war ja eigentlich Grund genug. Er war zehn und sieben Sommer alt und als Krieger schon gefürchtet. Wir verboten Muschelweiß, ihn zu sehen und …« Schotes Seelen schienen aus seinem Körper hinauszugleiten, der nun leicht wie eine Feder war. »Und da begann Kupferkopf sie zu rufen.«
    »Was geschah dann?«
    Erinnerungen bedrängten Schote; Düfte neuer Blätter und warmer Morgendünste, er sah vor sich Dutzende von Hütten und hörte Männer schnarchen und Kinder wimmern. Der Windeck-Clan war damals viel größer gewesen, fünfmal so groß wie heute. Sie hatten am großen Binnensee kampiert, im seichten Wasser gefischt und Wasservögel gejagt»Ich erinnere mich an einen warmen Frühlingsabend«, sagte Schote. »Ich sah, wie sie sich lautlos aus ihren Decken erhob und durch das

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