Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze
Hütte und beleuchtete die fein gemalten Muster auf den kreisrunden Beuteln, die über Teichläufers Kopf schwangen. Schote hatte die Beutel im vorigen Sommer gewebt, kurz nach den Feiertagen zu Ehren der Sonnenmutter. Er hatte allerdings die Malerei wiederholen müssen, die Farben verblichen so schnell im grellen Sonnenlicht. Er atmete tief ein und sagte: »Hundszahn hat dir das sicher erzählt.«
»Ja. Er meinte, sie erinnere sich wahrscheinlich nicht.«
Schote seufzte. »Ich weiß es nicht. Wir haben nie darüber gesprochen. Sie wollte Kupferkopf heiraten, sie bat darum. Wir lehnten ab. Sie lief weg, um mit ihm zusammen zu sein. Das brach ihrer Mutter das Herz. Und mir auch. Lange Zeit war ich sehr zornig.« Er spielte mit einem Palmwedel, der sich aus einer Bodenmatte gelöst hatte. »Ich wollte sie nicht mehr sehen.«
»Aber Schote«, sagte Teichläufer, »hast du dich denn nie gefragt, ob sie nicht aus eigenem Entschluss weggelaufen ist? Ob sie vielleicht gar nicht verhext war?«
»Natürlich. Ich habe sie genau beobachtet. Aber sie verhielt sich völlig normal. Eigensinnig, störrisch, aber normal. Ich hatte keinen Grund, Kupferkopf ein zweites Mal zu beschuldigen.«
Aber Monde später war ich einen Augenblick lang wieder unsicher …
Schote war am Dorf des Stehenden Horns vorbeigekommen und wollte sie dort sehen, nur einen Augenblick lang, hatte er verkündet, aber der Augenblick hatte fünf Tage lang gedauert. Muschelweiß war anscheinend glücklich gewesen. Fast zu glücklich. Aber auch Kupferkopf war ihm auf eine unnatürliche Weise freudestrahlend vorgekommen. Seine Blicke waren keinen Augenblick lang von Muschelweiß gewichen. Er sprach nur über sie; sie war offenbar das Einzige, was ihn interessierte.
»Ich hätte genauso gut meine Tochter beschuldigen können, Kupferkopf verhext zu haben, wie umgekehrt. Sie waren beide so unbekümmert glücklich, Teichläufer. Nachdem sie Windeck-Dorf verlassen hatte, teilte sie mir Monde später mit, sie hätten heimlich geheiratet - und sie trüge sein Kind.«
Teichläufer stützte den Kopf auf die Hände. »Was geschah mit dem Kind«
Der Kummer überwältigte Schote. Er flüsterte: »Ich weiß es wirklich nicht. Es war ein schöner Junge.
Ich sah ihn nur zweimal, bevor er starb. Ich weiß nur, dass er Fieber bekam, und ich nehme an, das ihn das getötet hat. Muschelweiß hat nie über den Tod des Jungen gesprochen - nicht mit einem einzigen Wort, Teichläufer.« Er hob warnend einen Finger. »Und wenn ich du wäre, würde ich sie auch nicht danach fragen.«
Teichläufer blinzelte. »Warum nicht?«
»Ich kenne nur einen Menschen, der das gewagt hat. Das war Hundszahn, und wäre ich nicht anwesend gewesen, um meine Tochter von ihm wegzuzerren, dann wäre der alte Seelentänzer jetzt tot.
Sie sprang übers Feuer und packte ihn an der Gurgel, so schnell, dass ich ihn kaum retten konnte.«
»Sie hat versucht, Hundszahn zu töten?«
»Ja, und es wäre ihr auch beinahe gelungen.«
»Und was hat Hundszahn gemacht?«
Schote schüttelte den Kopf. »Ein komischer Kauz. Als ich noch mit ihr rang und sie anschrie aufzuhören, fing Hundszahn an herumzutanzen wie ein verrückter Vogel und krächzte: Muschelweiß hat eine Seele von Riedgras gerettet! Hat sie in einen Blitz verwandelt! Seht nur, wie Riedgras hochschießt!«
»Riedgras?« Teichläufer ließ den Kopf hängen. »Der Junge hieß Riedgras?«
»Ja. Warum?«
Teichläufer war unnatürlich bleich geworden. Sein Gesichtsausdruck war der eines Mannes, der um sein Leben gelaufen ist und sich plötzlich in einer Falle sieht, zu verwirrt, um noch denken zu können.
Schote runzelte die Stirn. »Was ist los?«
»Nichts. Ich - bitte, verzeih. Bist du je dahinter gekommen, was Hundszahn gemeint haben könnte?«
»Nein, aber Muschelweiß schien das sofort zu verstehen. Diese Worte beruhigten sie. Ich weiß noch, wie sie erlöst in meinen Armen lag und weinte.«
Teichläufers Kinn zitterte. Er senkte den Kopf und spähte zu ihrer Hütte. Aber Muschelweiß hatte sich nicht gerührt. Der Wind peitschte ihr lose silber melierte Strähnen übers Gesicht. Stacheljunge und Eulenfalter hatten sich in ihre Decken eingerollt und waren neben der Feuergrube eingeschlafen.
Schote sagte: »Ich bin froh, dass Eulenfalter schläft. Ich habe schon befürchtet, er wolle die ganze Nacht aufbleiben, um Wache zu halten; dabei ist er immer noch verwundet. Er braucht Schlaf. Genau wie du, Teichläufer. Bleib doch heute Nacht
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