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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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wie ein Baby.
    Dann sangen wir alle ein Lied auf die Puppe.
    Ziehende Wolke hat mir später erzählt, dass sie gleich, als sie die Schildpattpuppe in Händen hielt, einen Nachhall von all dem hörte, was die Puppe Teichläufer gesagt hatte.
    Was?
    Ja natürlich. Sie hat die Puppe gesäubert und ihr ein neues Gewand gemacht. Ziehende Wolke hat geschworen, dass das Zeichen von Muschelweiß noch auf dem Knochen im Rücken der Puppe zu sehen war. Ich habe es nie gesehen. Hätte ich allerdings gern. Das hätte meinen Kummer sicherlich gemildert. Ich hatte eine schwere Zeit nach dem Tod von Muschelweiß. Ich erinnere mich noch an ihre Bestattung. Da waren mehrere zehnmal zehn Leute anwesend. Sie waren von überall her gekommen, um einfach …
    Was ist?
    Ach so.
    Ja natürlich, ich hab schon gesehen, wie du gewinkt hast, mein Kind, deshalb habe ich ja auch aufgehört. Hast du mich vorher angerufen?
    Na ja, ich hab dich gewarnt. Meine Ohren sind sehr eigen.
    Also, wo war ich stehen geblieben?
    … Ja, richtig. Teichläufer und Muschelweiß auf der Heiligen Reise ins Dorf des Stehenden Horns.
    Teichläufer war kein Krieger, das weißt du ja noch. Er musste sich tatsächlich überwinden, um einen Moskito zu erschlagen. Er liebte alles, was lebte, und sorgte sich auch darum. Aber er wusste ja so wenig von der Welt…
    Orangefarbene Flecke tanzten auf der Innenseite von Teichläufers Augenlidern. Eine ganze Weile schienen sie mit seinem Traum zusammenzuhängen; er saß in der Hütte seiner Großmutter in Kernholz-Dorf und lachte und stritt mit Rotalge … Das Geräusch eines ins Feuer geworfenen Scheits riss ihn aus dem Schlaf. Er lag still und hörte erschreckt das Feuer prasseln.
    Ich bin doch gar nicht in Kernholz-Dorf! Wo bin ich?
    Die Meerfrau, die gegen den Strand schäumte, hörte sich ganz anders an, tiefer und lauter.
    Ich habe Windeck-Dorf heute Morgen verlassen. Ja, ich ging von dort weg, um Muschelweiß zu suchen.
    Er hatte am Strand unter einer hohen Pinie sein Lager aufgeschlagen, aber er hatte doch kein Feuer gemacht! Oder doch? Der Wind pfiff durch die Bäume, schlug ein paar Zapfen von den Zweigen und ließ sie auf den Sand klatschen. Der Geruch von Holzfeuerrauch vermischte sich mit dem Salzgeruch des Meeres.
    Vorsichtig machte er ein Auge einen Spaltbreit auf. Sie hockte dem Feuer gegenüber und starrte ihn mit dunklen Augen finster an. Gegen den Hintergrund der Nacht wirkte ihr Gesicht wie aus Stein gemeißelt. Ein langer Zopf hing ihr über die Schulter und glänzte im windbewegten Lichterspiel zwischen Flamme und Schatten wie ein Wieselfell mit Silberstreifen.
    »Muschelweiß!« sagte er und setzte sich auf. »Ich -«
    »Du bist mir gefolgt. Dafür müsste ich dich töten.«
    Er senkte den Blick und zog sich die Decke um die Hüften. Ihre Stimme duldete keinen Widerspruch.
    »Ich musste dich finden. Ich -«
    »Du hast mich gefunden. Und jetzt geh nach Hause.«
    Sie blickte ihn böse an. War es Hass, der ihr Gesicht verzerrte? Oder verachtete sie ihn so sehr? »Das kann ich nicht, Muschelweiß. Die Geister vom Heiligen Teich haben mir gesagt, ich müsse bei dir sein, wenn du Kupferkopf begegnest.«
    »Ich habe nicht die Absicht, ihm zu begegnen«, erwiderte sie. »Ich habe lediglich vor, Tauchvogel zu befreien und mit heiler Haut wieder davonzukommen. Das ist alles. Eines Tages werde ich ihm begegnen, aber nicht dieses Mal. Dieses Mal werde ich -«
    »Du willst es vielleicht nicht«, entgegnete er mit gepresster Stimme, »und doch wird es geschehen.«
    Er zog sich die Kapuze über, um den Nachtwind abzuwehren. Die Leuchtleute glitzerten über ihnen.
    »Bitte, mein Weib. Ich muss dir mancherlei mitteilen. Wir waren nur so kurz beieinander, dass ich erst jetzt die Möglichkeit dazu habe. Bevor du mich zwingen willst, nach Hause zu gehen, lass mich mit dir reden. Bitte.«
    Sie knirschte kurz mit den Zähnen, warf etwas Holz auf das Feuer und stand auf. »Nein.«
    »Aber - du verstehst nicht. Ich muss dich beschützen. Und deswegen -«
    »Du - mich beschützen? Du bist kein Krieger. Du bist nicht einmal ein Mann. Du bist ein Junge und noch dazu ein schwacher. Mehr habe ich nicht zu sagen. Für den Rest der Nacht will ich noch über dich wachen, und bei Tagesanbruch gehst du heim.«
    Teichläufer senkte gramvoll den Kopf. So hatte er sie noch nie gesehen, so abweisend und voller Gehässigkeit.
    Bebend sagte er: »Der Heilige Teich … Ich bin dahin gegangen, weil Hundszahn sagte, die Geister wollten mit mir

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