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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Tauchvogel wissen.
    »Ich denke nicht über meine Befehle nach, ich befolge sie«, antwortete Brauterpel und faltete die Arme hochmütig über der Brust.
    Rehgeweih hielt eine Liane mit langen dicken Stacheln hoch. Er flüsterte: »Halt still. Dann tut's nicht so weh.«
    Der Junge hielt das Lianenende vor Tauchvogels Gesicht, und Tauchvogel wich stolpernd zurück.
    »Nein!«
    »Möwenflügel, halt dem Feigling die Füße fest«, kommandierte Brauterpel und grinste höhnisch.
    Ein anderer Krieger kam nach vorn, ließ sich fallen, packte Tauchvogels Beine und hielt sie fest, während Rehgeweih und Wolkenfisch ihn von oben bis unten spiralförmig umwickelten.
    »Fest anziehen!« brüllte Brauterpel. »Der Mann ist unser Feind!«
    »Ja, schon gut«, murmelte Rehgeweih und knirschte mit den Zähnen. Er zog ruckend an der Liane, riss Tauchvogels Haut auf, brach schon eingedrungene Stacheln ab und zog die Liane so fest, dass Tauchvogel kaum noch atmen konnte.
    Tauchvogel schauderte. Die langen Stacheln hatten sich tief in sein Fleisch gebohrt. Das Blut floß ihm übers Gesicht, schneller, als er es aus den Augen blinzeln konnte. Er sah seine Folterknechte wie durch einen fahl karminroten Schleier. Heiße Bäche strömten ihm über die Brust. Er hätte den Männern dankbar sein sollen, dass sie seine Augen und Geschlechtsteile ausgespart hatten, aber er empfand nur Abscheu und Hass. Als sie fertig waren und ihr Werk begutachteten, beugte Tauchvogel seinen Kopf so weit vor, wie er, ohne aufzuschreien, konnte. Das Blut überzog seinen ganzen Körper und tröpfelte die Füße hinab.
    »Heilige Sonnenmutter!« sagte Rehgeweih heiser und trat mit verengten Augen zurück. »Was bezweckt Kupferkopf damit? Ich kann nicht verstehen -«
    »Beweg dich!« brüllte Brauterpel. »Die Geistältesten kommen. Gehen wir. Kupferkopf hat gesagt, sowie wir fertig sind, sollen wir sofort verschwinden. Wir halten Wache, aber etwas weiter weg.«
    Die Männer trotteten davon. Tauchvogel sah einige grauhaarige Männer und Frauen auf sich zukommen. Niemand, keiner von ihnen, sah ihn an, als sie ihre Matten hinwarfen und sich in die Hütte setzten. Sie schlugen sich die Decken um die knochigen alten Schultern und sprachen weiter miteinander, leise und freundschaftlich, als ob Tauchvogel gar nicht vorhanden wäre.
    Seine Muskeln bebten. Was war das für ein Wahnsinn? Zehn und vier Tage lang hatte ihn Kupferkopf isoliert gehalten. Wenn ein Dörfler seiner Hütte zu nahe kam, verscheuchten ihn die Wachen mit dem Atlatl. Die einzigen Mitglieder des Clans vom Stehenden Hörn, die Tauchvogel aus der Nähe gesehen hatten, waren Kupferkopf, verschiedene schweigsame Wachtposten und die alte Frau Seestern gewesen. Und jetzt das?
    Tauchvogel sah sich die zwölf Geistältesten genauer an. Sie hatten ihre Matten in einer bestimmten Reihenfolge ausgelegt. Zwei Älteste, ein Mann und eine Frau, saßen vorn mit dem Blick auf die Meerfrau, und die anderen saßen im Halbkreis hinter ihnen. Abgehoben gegen den mattgoldenen Lichtkreis, der gerade den Horizont eingefärbt hatte, schimmerten ihre silberhaarigen Köpfe.
    »Pst!« zischte die alte Frau vorn und hob eine Hand.
    Alle drehten die Köpfe und schauten durch Tauchvogel hindurch auf etwas im Dorf hinter ihm.
    Kupferkopf kam geräuschlos, langsam und mit gesenktem Kopf herein. Er hatte sich umgezogen und trug ein grünes Gewand mit aufgenähten Seeigelstacheln am Saum, die beim Gehen aneinander klickten. Die Schildpattpuppe starrte nicht mehr von seinem Gürtel auf Tauchvogel. Hatte er sie in seiner Hütte gelassen? Kupferkopf ergänzte den Kreis, indem er sich vor Tauchvogel stellte. Aber als er auf Tauchvogel hinabsah, veränderte ein seltsamer Ausdruck sein Gesicht.
    »Geistälteste«, sagte er sanft in seiner tiefen Stimme. »Heute möchte ich mit euch über das Leiden sprechen.«
    Sie nickten alle und lächelten.
    »Ich bin gespannt, was du zu sagen hast«, bemerkte die alte Frau in der ersten Reihe.
    »Vielen Dank, Erle. Und du, Korbmacher?« Er sah auf den alten Mann neben ihr. »Ist das auch für dich ein annehmbares Thema?«
    »O ja, sprich weiter.« Ehrfurcht schwang in dieser kratzigen Stimme. Die Augen des Alten funkelten.
    Kupferkopf nickte. »Ich werde nicht lange sprechen.« Er faltete die Hände vor sich, atmete eine Weile tief ein und aus und starrte in den Sand. Dann hob er den Kopf und schaute Tauchvogel direkt in die Augen.
    Tauchvogel schmeckte Blut im Mund. Salzig und leicht erdhaft. Er

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