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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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dem aufgemalten schwarzen Wal auf der Vorderseite. Möwen glitten durch den Sonnenbogen über seinem Kopf. Die warme Frühlingsbrise spielte mit dem Saum seines Gewandes und wehte ihm die langen schwarzen Haare vor die Augen. Er war von heiterer Gelassenheit. Zum ersten Mal seit Monden waren seine Bedrücktheit und seine Ängste verflogen. Durch die Bäume hindurch sah er einen kleinen, von Fächerpalmen bedeckten Hügel. Hickory- und Eichbäume drängten sich auf dem Kamm; graue Rauchwölkchen verwehten im Wind.
    Das Kratzen des Glätters auf Holz war jetzt so deutlich zu vernehmen, dass Tauchvogel ihn fast über die Länge seiner eigenen Knochen gleiten hörte. Langsam kletterte er den Hügel hinauf, schob die Wedel beiseite und duckte sich unter den Eichenästen.
    Ein Junge, etwa zehn und vier Sommer alt, lehnte an einem großen Hickorybaum und machte ein Seil aus der Nackenhaut einer Seeschildkröte. Zwei dünne Streifen dieser Haut, gedehnt und miteinander verflochten, ergaben eine sehr starke Schnur. Ein großer Hund lag auf der Seite, neben dem Jungen; er betrachtete Tauchvogel freundlich aus braunen Augen und wedelte mit dem Schwanz. Der Junge hob grüßend sein Kinn. Tauchvogel nickte und ging weiter.
    Er kam in einen dunkel überschatteten Raum, und von fern her stiegen Erinnerungen in ihm hoch und kämpften sich zur Oberfläche durch: schreckliche Bilder, seine Söhne, nacheinander sterbend, und seine schöne Tochter schrie …
    Er kämpfte dagegen an, um wieder in die ruhigen Gefilde des Traums versetzt zu werden, und dachte ganz stark an die Eichen, die neben ihm aufragten, an die krummen Zweige, mit graugrünen Moosbärten dick behangen, an die Luft, die nach Hartriegelblüten duftete; sie schwankten im Wind, luftverwirbelnd wie ein Fächer. Tauchvogel hob sein schweißüberströmtes Gesicht und genoss die Blüten und die duftgesättigte Kühle, die von ihnen ausging.
    Der verheißungsvolle Geruch von brennendem Hickoryholz und heißem Fett stieg ihm ebenfalls in die Nase. Er atmete tief ein, und getrieben von der Gier nach diesem Essen, rannte er blindlings den gewundenen Pfad hinunter und stürzte, aus den Bäumen kommend, in eine Rasenlichtung voller Menschen.
    Männer und Frauen saßen am Rand der Lichtung im Schatten, teils lachend, teils leise in Gespräche vertieft. Körbe mit Proviant standen um sie herum. In der Mitte der Lichtung brannte ein Feuer. Ein breites Glutbett füllte die Feuergrube im Sand. Auf der anderen Seite des Feuers bearbeitete eine Frau inmitten tanzender Schatten einen Speerschaft mit einem Knochenglätter, einem gespaltenen Oberschenkelknochen mit einem Bohrloch an einem Ende. Weitere Geräte lagen sauber geordnet rechts von ihr: Feuersteinstichel und Messer, eine Holzschale mit Bärenfett, zwei Holzklötze mit sandgefüllten Rillen, eine Schicht von Schwanzfedern der Eule. Dann war da noch ein Gefäß mit gebratenen Rippenstücken vom Hirsch. Ein junger Krieger saß neben der Frau.
    Durch die Versammlung wandernd, blickte Tauchvogel zu der Frau, und sein Magen verkrampfte sich schmerzlich, während er Gesprächsfetzen mit anhörte und die warme Brise genoss, die über die Lichtung strich.
    Am Rand der Feuergrube blieb er stehen, um der Frau zuzusehen. Der Mann neben ihr stieß sie an und wies mit einer Handbewegung auf Tauchvogel. Sie lachte fröhlich, sah auf, und als sie seine Aufmerksamkeit bemerkte, lächelte sie ihm zu. Sie war groß, hatte ein schönes ovales Gesicht, fülliges blauschwarzes Haar, und ihre obsidianfarbenen Augen strahlten Wärme aus. Ein Windstoß, der ihr das Gewand gegen die Brust drückte, ließ die fülligen Brüste und die schlanke Taille hervortreten.
    Tauchvogel lächelte und wollte gerade zurücktreten, als die Frau sagte: »Bitte teil unser Feuer. Wir kennen dich nicht. Woher kommst du?«
    Er setzte sich gern. Der Mann flüsterte etwas, nickte dann höflich Tauchvogel zu und schlenderte zu einer Gruppe von Kriegern, die ihn mit Gelächter empfing.
    Die Frau sagte: »Du kommst sicher von weit her. Nimm dir von den Rippenstücken.«
    »Du bist sehr freundlich, danke.« Er nahm sich ein Stück mit zwei Rippen und biss sofort in das saftige Fleisch. Er aß gierig, kaute, lächelte sie an und sah ihr bei der Arbeit zu.
    Mit einem Feuersteinmesser hobelte die Frau die Knoten vom Speerschaft ab. Durch dauernde Drehung glättete sie den Schaft, der dadurch rund blieb. Nach der Beseitigung aller Unregelmäßigkeiten tauchte sie die Finger in das

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