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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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völlig unbegründet.
    Er würde darüber nachdenken müssen.
    »Ist dir denn niemals der Gedanke gekommen«, fragte Muschelweiß flüsternd, »dass das Blitzvogeljunge versucht, dir eben das zu sagen? Nämlich: Fürchte dich nicht, Teichläufer, alles wird gut.«
    Er legte sich eine Hand aufs Herz und strich leicht darüber. »Nein, so habe ich das nie gesehen. Aber die Klänge, die es von sich gibt, sind so erhebend und zauberhaft, dass sie mich in der Tat von meinen Ängsten ablenken.«
    »Also ich nehme an, dass Blitzvögel mehr wissen als Hundszahn. Wenn das Vogeljunge sich rührt, um deine Ängste zu lindern, dann will es auch nicht, dass du Angst hast. Und vielleicht - nur vielleicht - geschieht das einfach deswegen, weil du wirklich nichts zu fürchten hast.«
    Teichläufer murmelte: »Ich liebe dich so sehr.« Er sehnte sich danach, sie sagen zu hören, dass sie ihn auch liebe, aber es war ihm klar, dass ihr das jetzt besonders schwer fallen musste, da sie auf dem Weg zu Tauchvogel war. Er konnte warten. Eines Tages würde Muschelweiß ihm das sagen. »Schlaf jetzt«, flüsterte er. »Bitte, Muschelweiß. Du musst deine Kraft zurückgewonnen haben, wenn wir im Dorf des Stehenden Horns ankommen. Um dorthin zu kommen, musst du jetzt schlafen, mein Weib.«
    »Ich werde schlafen, wenn du auch schläfst.«
    »Ich will es versuchen.«
    Sie zog ihm die Decke über die Schultern und ließ noch einmal ihren Blick über den Wald schweifen.
    Dann nahm sie Teichläufer in die Arme und schloss die Augen.
    Eine ganze Weile konnte Teichläufer nicht einschlafen. Er dachte über alles nach, was sie gesagt hatte.
    Und über die Melodie des Blitzvogels, die so überirdische Sehnsüchte in ihm ausgelöst hatte.
    Du hast mich gerufen, du blinder Gesell. Ich bin hier. Was willst du?
    Ich reiße die Augen auf und keuche vor Schreck. Meine Blicke durchforschen die fahlblaue Morgendämmerung. Die verflochtenen Zweige haben den Mantel der Nacht abgeworfen und die ersten schwachen Strahlen von der Sonnenmutter Herrlichkeit in sich aufgenommen. Blätter glänzen und wiegen sich im kiefernduftgesättigten Wind. Es ist wohltuend kühl nach der gestrigen Hitze.
    Ich wende den Kopf. Da sehe ich sie.
    Die Schildpattpuppe sitzt mitten auf einem Palmenwedel über meinem Kopf, die abgewetzte Tunika und der weiße Körper vorzüglich in den dunkelgrünen Fächer eingepasst.
    »Warum hast du so lange gebraucht?« flüstere ich. »Ich rufe dich schon seit Tagen.«
    »Da erwartest du, dass ich komme, bloß weil du rufst? Ich habe ganz andere Sorgen, du dummer Junge.«
    »Warum nennst du mich dumm?« frage ich ärgerlich. »Ich habe gelernt zu donnern. Stimmt das nicht?«
    Der Wind säuselt durch den Wald, und der Wedel, auf dem die Schildpattpuppe sitzt, wippt auf und nieder und bauscht ihren zerrissenen Rock. »Nur weil ich dich gezwungen habe, eine ganz einfache Sache zu lernen, glaubst du, du gehörst nicht mehr zu den Katzenfischen, denen sie die Gehirne ausgekämmt haben?«
    Ich spanne meine Rückenmuskeln an. »Ich habe auch andere Sachen gelernt. Der Blitzvogel hat mir etwas vorgesungen. Hast du das gewusst? Er hat mir die tollsten Sachen gesagt - wie einem zumute ist, wenn man aus dem weichen Bauch von Wolken springt und durch den Himmel taucht -«
    »Ich vermute, es ist dir noch gar nicht aufgegangen, dass dich der Blitzvogel zum Aufschwingen bewegen wollte … hab ich Recht, du hirnloser Junge? Vielleicht hat dir der Vogel auch Dinge in einem Licht gezeigt, das so magisch war, dass deine Augen die Schönheit gar nicht erfassen konnten?«
    Erstaunt flüstere ich: »Woher weißt du das?«
    Die Schildpattpuppe seufzt gereizt. »Könnte es sein, dass der Vogel dich triezt und derartig süchtig macht nach dem Licht, dass du, wenn du einmal Zeit haben solltest - vorausgesetzt, du lebst lange genug -, endlich lernen willst zu BLITZEN!«
    Ich stutze. Die Schildpattpuppe beugt sich auf dem Wedel nach vorn, so dass sie über meinem Kopf hängt. Ein Auge hat sie verloren, anscheinend wurde es abgerieben. Ein hämisches Grinsen verzieht mein Gesicht.
    »Du kannst mich jetzt wohl kaum mehr mit »blinder Gesell anreden; du hast ja selber nur noch ein Auge.«
    »Das ist ein anderes Thema; du sollst bei der Sache bleiben!«
    Meine Gedanken taumeln herum. »Ah«, sage ich, »du meinst, du bist nicht blind, weil du immer noch ein Auge hast, und -«
    »Aber du bist so blind wie ein Maulwurf. Hör mir zu, Teichläufer! Der Blitzvogel gibt sich die

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