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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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ist sie immer so anmaßend und selbstsicher, aber heute Abend hat sie so schnell gesprochen, dass ich -«
    »Was wollte sie?«
    Sein Mund zitterte. »Ich soll dir sagen, dass dein Plan misslingen wird.«
    Ein Schauer lief über ihre Arme. Mit übermenschlicher Anstrengung zwang sie sich, nicht zu zittern.
    »Warum? Ist etwas schief gegangen?«
    Teichläufer schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Sie hat nur gesagt, sie wisse, wie wir auf andere Weise die Abwehr von Kupferkopf durchbrechen könnten. Sie könnte für nichts garantieren, aber -«
    »Sag's mir.« Muschelweiß zog seine Hand in ihren Schoß und hielt sie fest. »Ich muss genau wissen, was sie gesagt hat. Jedes Wort.«
    Ich liege hier, zum bestirnten Himmel blickend, von Ängsten gepeinigt. Die Leuchtleute haben Schwester Mond für den Rest der Nacht ins Dorf der Verwundeten Seelen getrieben und nach dem Land des Tagesanbruchs verlangt. Verschwommen funkeln gelbe und fahlblaue Lichtspritzer über den Himmel und erhellen ihn, und ich sehe zu, wie sie hin und her schießen. Das Grauen erfüllt mich, als wäre es ein Ding in mir, das lebt. So voller Furcht war ich noch nie in meinem Leben.
    Ich drehe mich um und blicke auf den Schlangensternanhänger. Nachdem wir uns müde geredet hatten, war Muschelweiß neben mir unter die Decke gekrochen, die Wange auf dem Anhänger ruhend.
    Nur eine kleine Ecke davon ragt hervor.
    Der Blitzvogel in mir hat geweint, ganz leise und lange gewinselt wie ein Sturmwind in weiter Ferne.
    Ich weiß nicht, warum. Aber es hat mit dem Schlangenstern zu tun und mit der Schildpattpuppe. Das Weinen hat in dem Augenblick angefangen, als die Schildpattpuppe am Himmel über mir erschien und unter Hinterlassung einer leuchtend goldenen Flugspur herabgekreist ist. Aber das Weinen hörte nicht auf, als sie wieder wegflog; es wurde lauter, als Muschelweiß sich auf die Seite wälzte und der Schlangenstern ihr vorn aus dem Gewand fiel.
    Ich fühle, wie das Vogeljunge nach dem Schlangenstern greifen will und sich verzweifelt bemüht, ihn zu packen.
    Und ich kann nichts tun, um zu helfen. Ich bin so angsterfüllt und verwirrt, ich …
    Meine Finger schieben sich über die Decke und berühren den Schlangenstern.
    Ein Gefühl der Zufriedenheit überflutet meinen ganzen Körper, beruhigend und still. Das Weinen hört auf.
    Eine Stimme wispert: Schlafe, Blitzjünger, schlafe jetzt!
    Als wäre ich nicht mehr Herr meiner eigenen Augen, werden die Lider immer schwerer, bis mir die Augen zufallen.
    Aus dem Nichts - und aus dem Überall - kommt plötzlich leises Zischen und Summen, und schwacher Trommelschlag vibriert durch meinen Körper bis in die Fingerspitzen und hinab in die Zehen.
    Die Donnermusik lindert meine Ängste und wischt sie sanft hinweg wie ein weicher Pinsel aus seidigen Wieselhaaren. Bilder blitzen auf und fliegen vorbei, und ich fühle, wie ich hoch auf in den Himmel steige und über eine Welt fliege, in der es regnet, in grellstes, hellstes Licht getaucht. Es ist ein solches Wunder, dass mir das Herz vor Entzücken wehtut. Es kommt mir so vor, als ob mein zerbrechlicher Menschenkörper gleich bersten müsste vor Wonne, die meine Brust erfüllt. Und ich weiß, wenn das geschehen sollte, dann wird sich strahlender Glanz aus mir ergießen und den Himmel mit feurigen blauen Regentropfen durchtränken.
    Oh, wenn doch dieser Flug ewig dauern könnte …
    Der Vollmond glitt über den östlichen Horizont, und geisterhaftes silbernes Licht bereifte den Himmel und schmückte die ziehenden Gewitterwolken mit mattem Glanz. Das Heulen der Wölfe wurde vom warmen Wind herangetragen, der über den Strand fegte. In dieser wehmütigen Abendmusik ließ Muschelweiß ihre Seelen dahintreiben. Sie war dabei, tote Korallen an eine Schnur zu binden.
    Teichläufer stand vor ihr, mit einem Lendenschurz bekleidet, und atmete schwer. Vor kurzem hatte er begonnen zu zittern, und nun schien das Zittern stärker zu werden. Mondlicht fiel durch die Eichenäste und warf Schattenstreifen über seinen weißen Körper. Mit großen Augen blickte er sie an.
    Teichläufer hob ein weiteres Korallenstück auf, ließ es fallen, hob es abermals auf und tat sein Bestes, um die Schnur um das ungleichmäßige Stück zu wickeln. Seine Finger gehorchten ihm anscheinend nicht. »M-M-M-Mu-schelweiß?«
    »Lass nur, Teichläufer, ich mach das schon. Geh du und suche ein trockenes Plätzchen, um unsere Beutel und deine lange Robe zu verstauen. Morgen gehen wir nach Süden, und da

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