Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze
der Empfängnis von einem halben Dutzend Kindlein beigewohnt, weil ihn die Paare erst entdeckt hätten, als es schon zu spät gewesen sei, und wer ihn kannte, glaubte ihm aufs Wort.
Schwarzer Regen stand auf und reckte die Arme über dem Kopf mit dieser lässigen sinnlichen Bewegung, die ihre Brüste straff gegen ihr Gewand drückte. »Mutter, ich bin sehr müde. Ich werde mich auch etwas hinlegen.«
»Tu das.«
Schwarzer Regen zögerte und sah sie dann schräg an. »Warum? Willst du über mich reden, wenn ich weg bin?«
»Sei überzeugt, meine liebe Tochter, dass ich alles Unerfreuliche über dich für mich behalte und nur dir ins Gesicht sage. Jetzt geh! Ich möchte mit meiner Enkeltochter sprechen.«
Rotalge schien zu erwachen. Mit einem Ruck schaute sie auf. »Was? Was hast du gesagt, Großmutter?«
»Ich habe gesagt, ich wünsche mit dir zu sprechen.«
Rotalge erbleichte und blickte ängstlich auf ihre Mutter. Schwarzer Regen kniff die Augen zusammen, als spüre sie, dass etwas nicht stimmte.
»Verschwinde, Schwarzer Regen«, befahl Mondschnecke. Als ihre Tochter den Mund aufmachte, um noch etwas zu erwidern, schnitt ihr Mondschnecke das Wort ab. »Muss ich erst meinen Stock suchen, um dich zu verprügeln?«
Unwillkürlich warf Rotalge ein: »Ich weiß, wo er ist, Großmutter. Soll ich ihn holen?«
Sie wollte eigentlich nur nützlich sein, aber als ihr langsam klar wurde, was sie gesagt hatte, schrie sie auf. »Oh, das habe ich gar nicht so gemeint -«
Schwarzer Regen fauchte vor Wut. »Doch, du kleine -«
»Ja, hol ihn, Rotalge«, sagte Mondschnecke und lächelte grimmig.
Rotalge sprang auf, um den Stock zu holen, und Schwarzer Regen starrte ihr grollend nach. »Ich gehe.«
»Das dachte ich mir.«
Schwarzer Regen reckte ihr Kinn vor und stolzierte davon.
Rotalge kam mit Mondschneckes Stock zurück und gab ihn ihr. »Wirklich, Großmutter, ich hab mir gar nichts dabei gedacht.«
»Meinst du, es hätte mich gestört? Setz dich, Mädchen. Wir wollen uns etwas unterhalten.«
Rotalge kniete vor Mondschnecke auf der Matte und spielte nervös mit dem Saum ihres Gewandes, in das sie ihre Fingernägel grub. »Was ist? Hab ich etwas angestellt?«
Mondschnecke stellte den Stock vor sich auf und stützte sich mit den Händen auf den polierten Griff.
»Das wird sich zeigen. Erzähl mir, was du von Biberpfote weißt.«
Rotalge warf den Kopf hoch wie ein erschreckter Storch. »Ich - aber ich weiß gar nichts.«
»Doch, du weißt etwas. Meinst du, ich hätte dein Gesicht nicht gesehen, als Schote vorgeschlagen hat, Biberpfote vorzuschicken, um den neuen Ort zu prüfen? Also - sag mir alles, was du weißt.«
»Großmutter …«, Rotalge rang die Hände und sah ganz unglücklich aus, »wirklich … ich weiß nicht -«
»Lüg mich nicht an!« Mondschnecke schlug ihr mit dem Stock auf die Schulter, und Rotalge zuckte zusammen. »Hat es mit deiner Mutter zu tun? Ich hab deinen finsteren Blick gesehen, als Schwarzer Regen grinste wie ein Coyote, der einen Bau mit neugeborenen Kaninchen aufgräbt. Haben sich die zwei zusammengetan, Schwarzer Regen und Biberpfote?«
Rotalge seufzte erleichtert auf. »Den Geistern sei Dank, du weißt es schon.«
»Und was weißt du davon?«
»Also, ich hab sie gesehen, im Wald, gestern Nacht. Mutter hat da … auf dem Boden gelegen … und Biberpfote …« Sie wurde ganz rot.
Die grauen Brauen von Mondschnecke schnellten nach unten, über ihre Knollennase, und sie packte den Stock fester. Ärger stieg in ihr auf und füllte ihre Brust bis zum Platzen. »Ich bin wohl ziemlich alt geworden, dass mir das entgangen ist.«
»Aber Großmutter«, flüsterte Rotalge und beugte sich vertraulich vor, »ich habe natürlich gedacht, dass du das weißt.«
»Das Einzige, was ich wusste, war, dass du etwas weißt.«
»O Großmutter, jetzt bekomme ich Angst. Biberpfote hat eine Frau und sieben Kinder. Wenn Mutter dahinter kommt, dass ich … sie glaubt dann bestimmt, ich hätte hinter ihr herspioniert … und dann …«, Rotalge machte die Augen fest zu. »O heilige Geister, ich bin doch nur in den Wald gegangen, weil meine Blase so voll war, ich hab doch nie gewollt -«
»Danke deiner Blase, dass sie so voll war, Mädchen. Das ist sehr günstig für den Clan, dass du sie entdeckt hast.«
»Aber Großmutter, wie konnte Mutter jemals daran denken -«
»Sie denkt nicht, Kind. Die hat noch nie gedacht. Was sie nicht zwischen den Beinen spürt, interessiert sie nicht«, knurrte
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