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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Mondschnecke, zutiefst über sich selbst verärgert. Früher hatte sie für so etwas immer die schärfsten Augen im Dorf gehabt. Hatte das Alter ihr weibliches Einfühlungsvermögen abgestumpft? Das war nun ein wirklich erschreckender Gedanke. »Ach weißt du, ich hab gesehen, wie deine Mutter Biberpfote ein- oder zweimal angeblinzelt hat, aber - heilige Waldgeister! Diese Krötenfresse Biberpfote und Schwarzer Regen, die Schöne? Wer hätte denn an so was gedacht? Deine Mutter muss ihn irgendwie ausgenutzt haben wenn ich auch nicht weiß, wie. Wahrscheinlich sollte ich ihn einfach bedauern.« .
    Rotalge drückte die Hände ihrer Großmutter auf dem Stockgriff. Ihre jungen Finger fühlten sich warm und stark an. »Und was jetzt, Großmutter?«
    »Deine Mutter ist nun schon eine Ausgestoßene. Mehr können wir ihr gar nicht antun. Außerdem ist sie eine unverheiratete Frau, und natürlich darf sie herumtändeln wie eine Biene, die Nektar sucht. Ich habe mich immer gefragt, ob sie vielleicht deswegen nicht geheiratet hat; denn das würde ihr Tändeln einschränken, und das weiß sie. Aber Biberpfote ist ein anderer Fall. Die Strafe für Ehebruch ist hart.«
    »Wird man ihn töten?«
    Mondschnecke zuckte die Achseln. »Das hängt von den Geistältesten ab. Wenn Wasserträgerin ihn noch haben will, wird die Strafe nicht so schwer sein. Aber wenn Wasserträgerin in Zorn gerät und nach Rache für seine Untreue verlangt … also dann hat Biberpfote sein letztes Kind gezeugt, und dann kann er noch froh sein, wenn er nicht verblutet.« Sie seufzte. »Aber möglicherweise wird er auch nur ausgestoßen. Ich weiß es nicht.«
    »Daran ist doch Mutter schuld, Großmutter. Du weißt, wie schlecht sie ist. Warum können wir nicht einfach -« Sie schaute plötzlich auf. »Da kommen sie ja.« Sie sprang auf und lächelte.
    Mondschnecke wandte sich hurtig um und sah Teichläufer und Muschelweiß Hand in Hand aufs Dorf zukommen.
    Sie trugen die Hochzeitstracht, Teichläufer sein blaues Gewand mit hochgezogener Kapuze und Muschelweiß ihre mit Sternen bemalte gelbe Tunika. Teichläufers Haar hing ihm über die Brust, sehr weiß gegen das Dunkelblau seines Gewands. Muschelweiß hatte ihr Haar zu einem langen Zopf geflochten. Sie sahen beide müde aus; Mondschnecke grinste. Als Teichläufer nahe genug war, um sie zu erkennen, winkte er ihnen lächelnd zu.
    Rotalge eilte zu ihm und schlang ihre Arme um seinen Hals. Bruder und Schwester lachten; Rotalge verbeugte sich respektvoll vor Muschelweiß und folgte ihnen in die Hütte von Mondschnecke.
    »Guten Morgen, Großmutter«, sagte Teichläufer und küsste sie auf die Stirn. Er roch nach Holzrauch und Dattelpflaumen. »Du siehst ja heute großartig aus.«
    »Bah!« machte Mondschnecke. »Ich hab mir solche Sorgen gemacht, ob du wohl kräftig genug bist, dass ich kaum geschlafen habe. Also jetzt setzt euch. Rotalge und ich haben gerade etwas Wichtiges besprochen.«
    Teichläufer blickte Rotalge an, die plötzlich zu Boden schaute. Er fragte: »Um was geht es denn?«
    »Um Mutter«, antwortete Rotalge und sank auf die Matten neben Mondschneckes Wanderstab.
    »Was hat sie diesmal angestellt?« wollte Teichläufer wissen.
    Muschelweiß fragte: »Soll ich hinausgehen? Ich könnte meinem Vater beim Packen helfen.«
    »Nein, bleib nur. Das ist jetzt auch deine Familie. Du hast ein Recht darauf, auch unsere Schwächen kennen zu lernen.« Mondschnecke hob ihren Stab und deutete auf Schwarzer Regen, die mit dem jungen Kahlhecht auf der Plaza stand. »Und das ist unser schwacher Punkt.«
    Muschelweiß wandte sich stirnrunzelnd um. »Deine Tochter?«
    »Nur blutsmäßig. Sie ist vor zehn und vier Monden ausgestoßen worden; der Clan hat ihren Antrag auf Wiederaufnahme abgelehnt.«
    Teichläufer kniete auf den Matten neben Rotalge und schob die Kapuze zurück, die sein langes weißes Haar freigab. Seine rosige Haut glühte heute auf merkwürdige Weise. Muschelweiß lehnte am Stützpfosten neben Mondschnecke und kreuzte die Arme. Gegen den Hintergrund des Himmels wirkte sie sehr groß und schlank.
    Teichläufer verzog das Gesicht. »Also erzählt: Was hat sie gemacht? Einen der Geistältesten beleidigt? Rotalges Leben verspielt? Also was?«
    Diese Idee belustigte Rotalge, sie lachte auf und schlug ihrem Bruder spielerisch auf die Schulter.
    »Nein, das noch nicht. Das kommt erst im nächsten Mond. Aber vielleicht hat sie das Leben von Biberpfote in Gefahr gebracht.«
    »Biberpfote?« fragte Muschelweiß

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