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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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mal«, schrie eine Frau. »Das ist ja Eisenholz! Und der heilige Heimatlose! Düne! Da sind Düne und Eisenholz!«
    Ein Huldigungsschrei erhob sich. Die Leute rannten zu dem freihängenden Balkon an Kesselstadts Nordwand. Andere strömten aus den Eingängen zum Fuß der Leiter, auf der Eisenholz hinabkletterte. Als Eisenholz von der letzten Stufe stieg, drängte sich Mondlicht, die alte Ehrwürdige Mutter von Kesselstadt, durch die Menge; ihre silbernen Brauen zogen sich wie ein Strich quer durch ihre Stirnfalten.
    »Komm«, sagte sie und packte Eisenholz am Arm. Sie führte ihn zu einer Stelle, wo sie allein waren, und flüsterte: »Ich habe schlimme Nachrichten. Bevor er starb, hat Krähenbart seine Frau gezwungen zuzugeben, daß sie vor sechzehn Sommern ein Kind geboren hatte. Er -«
    »Was?«
    »Ich bin noch nicht fertig.« Mondlichts Augen funkelten. »Schlangenhaupt befahl, seine Mutter in den Käfig zu sperren.«
    »In den Käfig?« flüsterte Eisenholz. Das war ein tür- und fensterloser Raum mit einer kleinen Öffnung im Dach, die versiegelt wurde, wenn Gefangene darin eingesperrt waren. »Heilige Götter!«
    Mondlicht schaute Eisenholz durchdringend an. »Nach dem Tod seines Vaters ernannte Schlangenhaupt Spannerraupe zu seinem neuen Kriegshäuptling.« Ihr Griff an seinem Arm verstärkte sich. »Sein erster Befehl war: Spannerraupe solle diesen Bastard suchen und töten.« Das Blut klopfte in Eisenholz' Ohren. »Was… was hat sie zu Schlangenhaupt gesagt? Hat sie sich verteidigt?«
    »Nein.« Mondlicht schüttelte ihr altes Haupt. »Nachtsonne hat darauf bestanden, daß es kein Kind gibt.«
    »Aber wie -«
    »Nordlicht behauptet, daß das Kind lebt.«
    Eisenholz machte den Mund auf, fand aber keine Worte.
    »Spannerraupe sammelte seine Krieger und brach auf der Stelle nach Lanzenblattdorf auf. Sie folgten der Senke des Rechten Wegs nach Norden. Er hatte Befehl -«
    »Ich danke dir, Ehrwürdige Mutter.« Eisenholz tätschelte ihre Hand und drehte sich nach Düne um. Der heilige alte Mann war nun auf der Hälfte der Leiter. »Wenn der Heimatlose ankommt, sag ihm bitte, was geschehen ist. Ich will ihn später im Zimmer des Häuptlings treffen. Aber jetzt muß ich gehen.«
    Er mußte mit Nordlicht sprechen, um herauszufinden, was er Spannerraupe erzählt hatte - wohl kaum die Wahrheit. Davon war Eisenholz überzeugt. Und dann mußte er Nachtsonne sehen. Im Käfig eingesperrt auf Befehl ihres eigenen Sohnes! Das Herz würde ihr brechen.
    Mondlicht stieß Eisenholz vorwärts. »Los jetzt. Beeil dich!«

    Nachtsonne saß allein auf dem Boden, den Kopf an die Wand gelehnt. Eine schreckliche Dunkelheit kreiste sie ein, drückte ihr so auf die Ohren und Augen, daß sie am liebsten geschrien hätte. Kein Laut durchdrang die Finsternis; früher allerdings hatte sie Leute auf der Plaza rufen hören - einige forderten ihre Freilassung, andere ihren Tod. Wasser tropfte von der Decke und rann an der Wand hinter ihr herunter wie Tränen der Verzweiflung. Sie besaß keine Decke, und die Feuchtigkeit nagte an ihren Knochen. Sie hatte ihr langes ergrauendes Haar aufgebunden und der Wärme wegen über den Schultern aufgefächert. Aber sie hatte lange vor Kälte gezittert, wie lange wußte sie nicht. Die Zeit war stehengeblieben.
    Der Raum war zwei Körperlängen breit und lang. Sie war immer wieder hin und her gegangen. Es gab keine Wandbänke, keinen Herd, keinen Lüftungsschacht, nur ein Loch im Dach, um eine Leiter hinunterzulassen. Ein roter Tontopf für ihre Notdurft stand in einer Ecke. Seit ihrer Haft hatte sie weder Wasser noch etwas zu essen bekommen, und der Durst plagte sie so, als steckte ihr eine trockene Wurzel in der Kehle.
    Aber das war zu ertragen. Es war die andere Finsternis, die krankmachende Verzweiflung, die sie ihrer Kraft beraubte.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben war Nachtsonne absolut allein. Krähenbart hatte sie verlassen, und obwohl sie sich auch selbst sagte, daß es ihr jetzt besserging, rang ihre schwankende Seele um Gleichgewicht, so als hätte sie sich ein Bein gebrochen. Im Lauf vieler Sommer hatten Krähenbart und sie sich aneinander gewöhnt, und diese gegenseitige Vertrautheit machte ihr merkwürdiges Leben etwas erträglicher. Sie konnte auf ihn zählen - nicht auf gefühlsmäßige Verbundenheit oder Liebe, aber auf seinen Rat zum Thema Clan-Streitigkeiten, auf ein gelegentliches zustimmendes Lächeln und auf Gespräche über ihre Kinder. Kein anderer konnte ihr das geben.
    Nachtsonne zog

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