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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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übertönten das wilde Durcheinander.
    »Wer ist das?« rief Distel. »Das sind nicht die Turmbauer. Das sind-«
    »Unsere Leute!« Palmlilie preßte das Wort regelrecht heraus. »Das sind Krieger vom Volk des Rechten Wegs.«
    Sie fand keine Worte.
    Palmlilie drehte sich um, packte sie an den Schultern und sah ihr in die Augen. »Ich muß kämpfen. Du mußt wegrennen!«
    »Aber es sind so viele, Palmlilie! Zwanzig oder dreißig! Gegen so viele können wir nichts ausrichten. Wir müssen -«
    »Wir treffen uns im Dorf meines Vaters. Jetzt lauf!«
    »Nein, bitte, ich möchte -«
    »Lauf!«
    Er nahm seinen Bogen und Köcher mit Pfeilen neben der Tür und stürmte hinaus. Er rannte hügelabwärts zum Dorf, das rote Hemd flatterte um seine Beine.
    Zwei Männer liefen um die Plaza herum und beschmierten die getünchten Wände mit Harz, um sie anzuzünden.
    Distel nahm ihr Bündel, warf ein paar Nahrungsmittel, ein Obsidian-Messer und einen Knochen-Dolch hinein und lief geduckt hinaus. Die nach Westen ziehenden Wolken hatten die herankommende Nacht schon grau gefärbt. Distel floh nach Norden, unter Umgehung der Maisfelder. Am Rande einer kleinen Schlucht, die in den Kürbisblüten-Canyon mündete, wich sie vom Pfad zum Felsgipfel ab, hinunter in felsblockübersäte Tiefen, und betete, die Dunkelheit möge sie schützen. Hinter ihr steigerten sich die Schreie zu einem mißtönenden Gebrüll.
    Sie drehte sich nicht um. Dornen stachen in ihre Beine und rissen ihr gelbes Kleid auf, als sie sich unten an den Wassergräben durch ein Dickicht von Fettholz zwängte und über nassen Boden stampfte, um zum Ende des Canyons zu gelangen. Ihre Mokassins glitten über abgeschliffene Steine in den Wassergräben, und fast wäre sie gefallen.
    Aus dem Nichts heraus schnitt ein krachendes Getöse durch das Zwielicht und übertönte das Geschrei und Gebrüll wie Donner.
    Distel sah sich um.
    Auch von der Sohle des Canyons aus konnte sie die Flammen sehen, die in den Abendhimmel züngelten und wie gespenstische Feuertiere tanzten, um an den Bäuchen der Wolken zu lecken. Einen Augenblick lang, nur für einen Augenblick, glaubte sie Palmlilie zu hören… der schrie … Wieder drehte sie sich um.
    Drei schwarze Gestalten rasten den Hügel hinab auf sie zu. Freunde, die der Katastrophe entrinnen wollten?
    Distel fiel auf die Knie und kroch in dicht verfilztes Gewirr von mannshohen Beifuß-Büschen. Durch die wohlriechenden Zweige hindurch sah sie die feindlichen Krieger zum Bach hinabstürmen. Kurz darauf schrie jemand auf.
    Distel biß die Zähne zusammen. Und betete.

18. K APITEL
    Maisfaser wanderte zu einem Wacholder- und kiefernbestandenen Hügel hinauf und hielt inne, um zu Atem zu kommen. Reisgräser, Quecken und ausgedörrte Lupinen bedeckten die gelbe Erde und wiegten sich im Wind.
    Steinerne Stirn hatte die ganze Nacht gejammert, er würde nie als großer Krieger gelten, wenn bekannt würde, daß er nicht einmal imstande war, eine junge Frau heimzubringen… und daß es allein ihre Schuld war.
    Maisfaser war sehr verstimmt und tadelte sich selbst, daß sie nachgegeben hatte. Sie streifte den Bogen über den Kopf ab und streckte sich, um die schmerzenden Rückenmuskeln zu lockern, als sie auf Steinerne Stirn und Vogelkind wartete, die den Hügel langsam und im Gespräch hinaufkamen. Sie hielten beide den Bogen in der rechten Hand, die Köcher mit Pfeilen auf dem Rücken - in Erwartung eines Abendessens, das jeden Augenblick hinter einem Busch hervorlaufen konnte. Nur zwei Sommer trennten sie, aber Steinerne Stirn war einen Kopf größer als Vogelkind, und seine Schultern waren doppelt so breit. Vogelkind ließ sein Haar im Wind fliegen, es wehte um sein graues Hemd. Steinerne Stirn trug ein gelbes Hemd, mit einem Gürtel um den Leib. Ein Bündel hing ihm zwischen zwei Zöpfen schräg auf dem Rücken, Er gestikulierte mit der linken Hand und unterhielt Vogelkind wahrscheinlich wieder mit seinen Kriegsgeschichten.
    Steinerne Stirn eine Nacht und einen ganzen Tag lang in ihrer Nähe zu haben war lästig gewesen. Seit Maisfaser nachgegeben hatte, hatte er ohne Unterbrechung mit seinen Heldentaten geprahlt. Vogelkind hatte ihm mit Spannung gelauscht, aber Maisfaser war so gelangweilt gewesen, daß sie sich mit Mordgedanken trug. Sie war den ganzen Tag vorausgerannt, nur um nichts mehr davon hören zu müssen.
    Die Dämmerung senkte sich mit einem kühlen Lavendelschleier über die Wüste, füllte die Räume zwischen den Kuppen aus und

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