Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
denn ?« »Zikade. Sie … sie fehlt mir.« »Ist sie bei dem Angriff umgekommen?«
    »Ich weiß es nicht. Zikade hat mit ihrer Tante an der Ecke neben dem Dorftor gewohnt. Die feindlichen Krieger hätten sie also als erste erschlagen - oder nicht?«
    Sängerling biß sich auf die Lippen. »Das kann ich nicht sagen, Seide. Ich war noch nie bei einem Überfall dabei.«
    »Ich glaube schon, daß es so gewesen ist.« Seide wischte sich mit dem Handrücken über die Augen… und die Angst kam wie eine heiße Welle über ihn.
    Sängerling saß aufrecht, mit offenem Mund. Als fiele er wieder in die erste Unterwelt, empfand er Schwindel und eine quälende Übelkeit. Überanstrengung nach seinem Fasten? Oder was sonst? Eine schlimme Vorahnung?
    Er nippte an seinem Tee, um seinen Magen zu beruhigen. »Seide? Weißt du noch, wie du zuerst die Stufen neben Dünes Haus heruntergekommen bist und ich gesagt habe, daß ich dich kenne?« Eine scharfe Falte grub sich in ihre Stirn. »Ja.« »Ich weiß jetzt, wo ich dich gesehen habe.« Sie schob sich das Haar hinter die Ohren und legte den Kopf schräg. »Wir sind uns niemals begegnet, Sängerling. Sonst wüßte ich es.« »Nicht in dieser Welt.« Sie sahen sich in die Augen. Seide fragte: »Du hast mich in einer anderen Welt gesehen?« Den Kloß im Hals schluckte er hinunter. »Als ich die Kiva-Einweihung durchmachte, um ein Sänger zu werden … da warst du bei mir. Ich verstehe es immer noch nicht - aber als ich in die Flammen fiel, da fielst du mit mir.« »Flammen?« Sängerling nickte. Er drehte sich unbehaglich um und saß ihr mit untergeschlagenen Beinen gegenüber. Er beugte sich vor, sah ihr direkt in die Seele und sagte: »In der Ersten Unterwelt, der Rußwelt, sah ich eine kristallene Säule. Sie war schwarz und wurde blau, als wäre der unterirdische Gang zur Unterwelt von einem unsichtbaren Lichtstrahl durchbrochen worden, und das Blau wandelte sich zu einer wunderbaren Türkistönung. Tausende von Meteoren fielen herab wie eine Kaskade feuriger weißer Funken. Dann fing das Kristall Feuer, brannte und verschlang den Himmel. Aber… aber mitten in den Flammen sah ich dich, Seide, und du hast geweint.« Er strich über ihr seidiges Haar. »So wie jetzt. Langes schwarzes Haar fiel dir über die Schultern. Und hinter dir -« Sängerling brach plötzlich ab, als er begann zu verstehen. Er fühlte sich auf einmal innerlich seltsam leer. »Heilige Ahnen, der zerklüftete Berggipfel, den ich hinter dir gesehen habe, war der Gipfel, in dem die Türkishöhle verborgen ist.« Fassungslos durch diese Erkenntnis, saß er völlig still da, und sie sahen sich wie gebannt in die Augen.
    »Was ist das für eine Türkishöhle?«
    »Oh, sie ist wunderbar, Seide. Es ist… also ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll - als wäre man in einer Türkisdruse in einem Gewitter.« Er hob die Augenbrauen, weil ihm die Beschreibung nicht ausreichend schien. »Wenn es in der Druse blitzt und du bist mittendrin«, fügte er schwach hinzu, »es ist zauberhaft.«
    Seide schlug die Beine unter und rutschte herum, um ihn anzusehen. Sie stützte eine Hand auf und fragte: »War ich bei dir in der Höhle?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Nur in der brennenden Säule.«
    »Sind wir verbrannt?«
    »Nein. Ich weiß nur noch, daß wir dann zusammen durch die Rußwelt gegangen sind…« Er wurde leiser, als seine Erinnerung zurückkehrte. Er wußte nun, daß Seide die junge Frau in seiner Vision gewesen war, und das änderte alles. »Wir hielten uns an den Händen, wanderten unter riesigen Bäumen und sprachen mit Geistern… Bis ich meinen Vater traf. Da bist du verschwunden.« Sängerling ließ die Hand in den Schoß fallen. »Ich habe dich nicht mehr in der Vision gesehen. Ich habe meine Zeit damit verbracht, meinen Vater zu begleiten und mit ihm zu reden.«
    »Ich bin verschwunden in dem Augenblick, in dem du deinen Vater gesehen hast?« »Ja«, sagte er verwundert. Sie waren über einen gewundenen Hirschpfad zwischen zwei großen Zedern hindurchgegangen, und hinter diesen hatte sich der Pfad gegabelt. Seide hatte gesagt: Ich will diesen Weg nicht gehen… Dann war sein Vater hervorgetreten, mit seinem schönen weißen Lederhemd, und Seide war einfach verschwunden. »Es war sehr merkwürdig.«
    Seine Gedanken glitten ab, und er erinnerte sich, wie sehr sein Vater ihm in Sprache und Aussehen ähnelte, und an die Dinge, die sein Vater gesagt hatte …
    Seide berührte leicht seinen Fuß, und

Weitere Kostenlose Bücher