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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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sie sei eine wertvolle Beute oder ein Ziel. »Ist versprochen.«
    Löwenjunge umfaßte ein Bein von Maisfaser und drückte es. »Auf Wiedersehen, Maisfaser.« Sie strich ihm das zerzauste Haar aus dem runden Gesicht und lächelte. »Versuch mal, brav zu sein.« Er sah sie mit großen Augen an. »Mach ich. Und das Reifenspiel mach ich auch mit keinem andern, solange du weg bist.«
    »Ich werde dich vermissen, Löwenjunge.«
    Er grinste und sagte: »Wiedersehen, Maisfaser.« Er raste weg, ins Dorf. Zikade legte eine Hand auf Maisfasers Arm. »Komm bald zurück.«
    »Das werde ich, Zikade.« Mit einer Kopfbewegung wies sie auf die Zuschauer auf den Dächern. »Auch wenn sie mich für eine Hexe halten - das ist nicht der Grund für meine Reise.« »Ich weiß«, sagte Zikade zweifelnd. Sie trat zurück, wandte sich ab und lief zur Plaza. Maisfaser sah ihr nach, bis sie durch das Tor verschwunden war.
    »Fertig?« fragte ihre Mutter.
    Maisfaser nickte und drehte sich um.
    Distel ging mit ihr und hielt die Hand ihrer Tochter ganz fest. Vogelkind und Palmlilie standen an der Stelle, wo der Weg zu den Dörfern von Hirschvogel und Kalebasse abbog. So wie es aussah, hatten sie gerade ein Vater-Sohn-Gespräch gehabt. Vogelkind ballte die Fäuste nervös, als sie sich näherten. Der Wind hob den Saum seines braunen Umhangs. Die Brauen, durch Fröhlichkeit oder Neugier gewöhnlich hochgewölbt, waren über seiner Stupsnase jetzt tief heruntergezogen.
    Ihr Vater lächelte. »Bist du bereit, Maisfaser?«
    »Ja, Va-Vater. Mach dir keine Sorgen.« Als sie über das Wort Vater stolperte, runzelte er die Stirn. Er beugte sich zu ihr, umfaßte ihr Kinn und schaute sie liebevoll an. »Ich mache mir die ganze Zeit Sorgen, solange du weg bist. Gib bitte um meinetwillen auf dich acht.«
    Maisfaser umarmte ihn herzlich. »Das werde ich, Vater. Und du und Mutter, ihr gebt bitte auch um unsretwillen auf euch acht.«
    »Machen wir.«
    Ihr Vater tätschelte ihr den Rücken, richtete sich auf und sah Vogelkind mit schräggelegtem Kopf an. Ihr Bruder war ein Bild des Jammers. Er fummelte mit seinem Köcher herum, und seine Hand glitt über das glatte Holz des Bogens, der an seinem Gürtel hing. Tränen standen ihm in den Augen. Maisfaser zwinkerte ihm zu. Alles war gut geplant. Sie würden direkt zur Gabelung laufen und von dort aus in die Richtung der Felsenhöhlen in den Klippen, das war ein halber Tagesmarsch nach Süden. Im vergangenen Sommer hatten sie dort mit den Eltern kampiert, sie kannten diese wunderschöne Stelle. Eine kühle Quelle entsprang dem Sandstein, und würzig riechender Wacholder vereitelte die üblen Possen des Windjungen.
    »Los komm«, rief sie Vogelkind zu. »Wettlauf zur Weggabelung.«
    Maisfaser lief davon wie eine leichtfüßige Antilope, und hinter ihren Sandalen wirbelte der Staub auf. Sie rannte mit aller Kraft, bis ihr Keuchen und der Luftmangel in ihren Lungen den Schmerz in ihrem Herzen verdrängt hatte.
    Vogelkind stampfte hinter ihr her, aber sie konnte ihn weinen hören.
    Sie sahen nur auf dem Hügelkamm noch einmal zurück, um ihren Eltern zu winken. Danach liefen sie auf der anderen Seite des Hügels hinab zum Wacholderhain, wo der Weg sich gabelte.

    Palmlilie legte seinen Arm um Distel. Es sollte eine tröstliche Geste sein, aber sie vertiefte nur ihre Trauer. Sie weinte, ihre Augen blieben auf den Horizont gerichtet.
    Hinter der anderen Seite des Hügels stiegen Staubwölkchen auf, von denen jedes einzelne Distels Blick auf sich zog. Im kristallblauen Himmel kreisten zwei goldene Adler, deren Schwingen im Sonnenlicht glänzten. Hinter dem Hügel erhoben sich die Klippen des Zwerg-Canyons; zu dieser Tageszeit schimmerten sie malvenfarben, violett und karminrot. Dort tanzten Geister, wirbelten herum und rasselten mit menschlichen Fingerknochen.
    Palmlilie strich mit seinem Kinn über Distels dunkles Haar. »Alles in Ordnung. Als du ihnen noch etwas aufgetischt hast, habe ich mit Steinerner Stirn gesprochen. Auf seinem Weg nach Krallenstadt wird er morgen nach ihnen sehen. Wenn etwas sein sollte, wenn sie sich verirrt oder verletzt haben, wird er uns benachrichtigen, das hat er versprochen.«
    Distel umschlang seine Hüften. »Ich danke den heiligen Thlatsinas jeden Tag meines Lebens dafür, daß ich dich habe. Hast du das gewußt?«

12. K APITEL
    Der Geruch des Todes durchdrang die Luft und wälzte sich durch Krähenbarts Zimmer wie ein lebendes Wesen.
    Eisenholz war sehr müde. Mit der Schulter lehnte er

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