Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille
Türkis-Figürchen hergestellt, um in auswärtigen Dörfern damit Handel zu treiben. Weil die Ersten Menschen aus den Unterwelten aufgetaucht waren, besaßen sie ein geheimes Wissen von diesen Welten, über das die Gemachten Menschen nicht verfügten. Es gab Überlieferungen von Generation zu Generation, in denen die Reise durch die Unterwelten beschrieben wurde - Fallen, von gottlosen Ungeheuern gestellt, Wegmarken, die den wandernden Seelen den richtigen Pfad wiesen. Gegen ein Entgelt teilten die Ersten Menschen ihr Wissen mit anderen und waren manchmal sogar bereit, den Sucher mit einem Wolfsgeist-Helfer aus Türkis auszustatten, der ihn auf der Reise geleiten würde.
Die Ersten Menschen in Krallenstadt tauschten ihr Wissen gegen fast alles ein. Ihre wunderbaren Töpferwaren, schwarz auf weiß, hatten sie von den Dörfern der Grünen Mesa im Norden, ihre Felle und ihr Fleisch von den Savannenjägern, ihr Türkis vom Haus-Der-Vierten-Nacht im Osten. Mit Hilfe ausgedehnter Bewässerungsprojekte -Kanäle, Vorratsbecken, Dämme - und der Pflege von Anbauterrassen erzielten sie auch Getreide- und Feldfruchternten, aber die meisten Nahrungsmittel, die Krallenstadt erhielt, waren Geschenke der ihnen ergebenen Dörfer der Gemachten Menschen.
Jeder Clan der Gemachten Menschen hatte eine bestimmte Aufgabe. Eisenholz' Clan, der Bären-Clan, stellte Krieger, welche die Arbeiter führten und beaufsichtigten, die Nahrungsvorräte bewachten und gegebenenfalls in einem Krieg offensive oder defensive Ziele verfolgten. Der Bison-Clan kontrollierte die landwirtschaftlichen Unternehmungen. Er war verantwortlich für den Anbau, die Ernten, die Planung von Bewässerungsprojekten und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln zur Einlagerung. Der Ameisen-Clan war für das Bauen zuständig. Dessen Leute fällten Bäume, arbeiteten im Steinbruch, bauten die Bewässerungsanlagen nach der Planung des Bison-Clans und bauten die mehrgeschossigen Städte auf. Die großartigen Steinmetzarbeiten der Maurer des Ameisen-Clans wurden sogar von den Feuerhunden hochgeschätzt. Der Coyote-Clan stellte die Jäger und Händler.
Unbewußt griff Eisenholz mit einer Hand zum Wolf-Anhänger aus Türkis, den ihm Nachtsonne geschenkt hatte. Als sie sich zum ersten Mal ihrer Liebe hingegeben hatten, war es Nachtsonne gewesen, die ihm erklärt hatte, wie man in die Unterwelten gelangt. Sie hatten auf dem Gipfel eines Hügels unter einer Decke gelegen und den unendlich großen Sternhimmel des Frühlings betrachtet… Eisenholz rieb sich die Augen und starrte in die Nacht. Die Geräusche drangen bis zu dieser höchsten Reihe von Behausungen. Er konnte die Gesänge aus den Kivas hören, die weichen Stimmen, die die Nacht verzauberten. In der Ferne bellten Hunde, und ein Kind äußerte schrill trotzigen Unmut. Es gab noch viele mindere Clans der Gemachten Menschen: der Feuertanagra-Clan, der Bisonbart-Clan, der Zaunkönig-Clan. Aber jeder verbündete sich mit einem der vier großen Clans und galt dann als diesem zugehörig. Clans kamen und gingen, je nach der Kraft ihrer Hände, der Fruchtbarkeit ihrer Ländereien und ihrer Tapferkeit. Eisenholz hatte den Tod von sechs Clans erlebt. Der Blauperlen-Clan war von den Hohokam zur Strecke gebracht und abgeschlachtet worden; die Mogollon hatten den Schmetterlingsschild-Clan ausgerottet; der Zweisteine-Clan war von Eisenholz' Kriegern vernichtet worden die Dörfer niedergebrannt, die Menschen gesteinigt -, nachdem man entdeckt hatte, daß sie Hexen und Zauberer waren.
Dann war da noch der Hufsohlen-Clan, der sein heiliges Schildkrötenbündel verloren hatte; fremdartige, tätowierte Krieger, die aus dem Nichts gekommen waren, hatten es geraubt und ein kleines Mädchen entführt… Wie war noch der Name gewesen? Die Tochter von Rotrohr und Schafgarbe, drei oder vier Sommer alt. Nachtschatten? Er konnte sich nicht genau erinnern, obwohl er in jener Nacht auf der Plaza die heiligen Tänze mitangesehen hatte. Als der Angriff kam, war er ins Haus gestürzt, um seine Waffen zu holen, und so hatte er den Kampf mit Ausnahme der letzten Augenblicke nicht miterlebt. Er hatte den Fliehenden nur zwei Pfeile nachschicken können.
Im Lauf der Jahre hatte Krallenstadt viele Kinder bei Überfällen verloren. Sie wurden als künftige Sklaven geraubt und dann halb totgeschlagen. Manchmal nahm ein Krieger auch Kinder für die eigene Familie mit; vielleicht hatte seine Frau ihm keine Tochter schenken können, oder sein Sohn war an einer
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