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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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zurück, und dabei bedrängten verbotene Gedanken ihre Seele, alte Ängste, die sie seit vielen Sonnenkreisen zu unterdrücken suchte. Was wäre das für ein Leben ohne ihre Kinder? Jede Aussicht, jede Blume, der winzigste Käfer sah interessanter und schöner aus, wenn man sie mit den Kindern ansah. Sie legte eine Hand vors Gesicht, um ihre Tränen nicht zu zeigen. »Weine nicht, mein Weib.« Palmlilie zog sie neben sich auf die Matte. »Wir sind wirklich sicher. Nicht einmal der Windjunge würde uns verraten, nach allem, was wir für die Gesegnete Sonne durchgemacht haben.«
    »Ich habe nicht unseretwegen geweint, lieber Mann, sondern wegen des Kindes. Verstehst du, Krähenbart hätte keine Läufer geschickt, wenn er nicht selbst glaubte, bald sterben zu müssen, und er hat uns gewarnt, daß … daß wir vielleicht unser Kind verlieren.«
    Palmlilie legte ihr eine Hand liebevoll aufs Haar. »Das ergibt keinen Sinn, mein Weib. Krähenbart hat andere Kinder zum Herrschen, wenn er gegangen ist. Hätte Krähenbart gewollt, daß unsere Kinder nach Krallenstadt kommen, dann hätte er es direkt verlangt. Und nicht Läufer mit der Nachricht geschickt, daß er stirbt. Zu welchem Zweck denn?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie sanft.
    Er lehnte seine Stirn gegen die ihre. »Hör mir zu. Der Häuptling hat sein Kind aus reiner Güte verlassen und uns gut dafür entlohnt, daß wir sein Geheimnis bewahren. Sieh dir die feinen Decken an, die wir jetzt besitzen. Den herrlichen Türkis-Schmuck. Die Kupferglocken von den Hohokam weit im Südwesten. Jedes Stück ist mehr wert als das, was wir geleistet haben, um sie großzuziehen. Er würde das Kind niemals zurückhaben wollen. So grausam könnte er nicht sein.«
    Neue Hoffnung besänftigte ihr Herz, beflügelte ihre Seele. Sie sah ihn an. »Glaubst du das wirklich?« »Ja. Vielleicht wollte der Häuptling uns nur warnen, daß im Falle seines Todes die Zahlungen aufhören würden.«
    »Ja, ja natürlich.« Sie lachte erlöst und packte krampfhaft Zipfel ihres gelben Hemdes. »Deswegen hat er Eisenholz die Läufer schicken lassen. Wir haben nichts zu befürchten. Die Zahlungen werden ausbleiben, aber das soll uns gleich sein. Das Geheimnis wird mit uns sterben, und unsere Familie wird für immer in Sicherheit sein.«
    Palmlilie flüsterte: »Ja.« Aber sein Blick glitt unsicher über die getünchten Wände. »Was ist los? Woran denkst du?«
    Palmlilie stand auf und ging zum Lager der Kinder. Er betrachtete Maisfaser. Lange schwarze Haarsträhnen breiteten sich auf der Schlafmatte aus. Palmlilie wollte darüberstreichen, hielt aber eine Handbreit davor an, vermutlich weil sie krank gewesen war und er sie nicht aufwecken wollte. Als täte es ihm weh, seine Tochter nicht berühren zu dürfen, zog er seine offene Hand zurück und ballte sie zur Faust.
    »Ich dachte, wir sind nicht die einzigen, die davon wissen.«
    Distel unterdrückte ihre Erwiderung, als sie sah, daß Vogelkind aufwachte. Sie waren zu laut gewesen. Der Junge gähnte und streckte die Arme über dem Kopf aus. Er rollte sich auf den Rücken und strahlte über sein braunes Gesicht, als er Palmlilie erblickte. »Hallo, Vater.«
    Palmlilie kniete sich neben ihn. »Tut mir leid, daß ich dich geweckt habe, mein Sohn. Es ist noch nicht Morgen. Schlaf noch ein bißchen.«
    Schlaftrunken fragte Vogelkind: »Bist du gerade gekommen?«
    »Ja. Es war eine lange Nacht.«
    »Was haben die Läufer gewollt?«
    »Oh, alles mögliche, vor allem -«
    »Vater.« Vogelkind stützte sich auf einen Ellbogen. Im Schein der Flammen wirkten seine Augen wie mit reinem Kupfer überzogen. Seine nackte Brust war hager, die Haut sehr bleich. »Die Geister im Jenseits haben mir erzählt, sie seien gekommen, um dich zu bitten, wieder als Krieger für die Gesegnete Sonne zu kämpfen. Ich habe einen Schreck bekommen.«
    »Nein, nein, mein Sohn.« Palmlilie warf einen besorgten Blick auf Distel. »Es war nichts Ernstes.« Das Blut wich aus Distels Gesicht. Eine Lüge? Hob er die Nachricht bis zuletzt auf? Zwei Sommer lang hatte Palmlilie dem Häuptling als einer der treuesten Leibwächter gedient. In der letzten Nacht seines Amtes war Nordlicht zu Palmlilie gekommen, mit einem neugeborenen Kind auf den Armen, einem winzigen wimmernden Geschöpf in einer wunderbaren türkisbesetzten Decke. Der Sonnenseher hatte ihm Krähenbarts Schande offenbart: »Die Gesegnete Sonne hat sich mit einer Sklavin seiner Frau gepaart. Eine Verirrung natürlich, um so

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