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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Interesse hat er am Tod eines Mädchens, das er nie zuvor sah? Warum sucht er nach seinem Mörder? Beantworte mir diese eine Frage!«
    »Das kann ich nicht.«
    »Nein, du kannst es nicht. Und jetzt denk darüber nach: Rabe war der Kriegshäuptling eines der mächtigsten Schlangenhäuptlinge. Jetzt ist er hier, ein gebrochener alter Mann, der auf einer Insel mitten in der Salzwasserbucht lebt. Wie wird ein Mann wie Rabe plötzlich zum Jaguar? Wodurch verwandelt sich ein einflussreicher Kriegshäuptling in einen einsiedlerischen Zauberer?« Kupferdonner starrte sie drohend an. »Wunderst du dich nicht darüber? Fragst du dich nicht, wer er in Wirklichkeit ist?«
    Jagender Falke nickte. »Aber ja, ich wundere mich tatsächlich. Doch er schweigt beharrlich, deutet nie etwas an.«
    »Dann hör mir zu! Ich erinnere mich an die Nacht, in der er aus dem Dienst von Aufsteigender Weißer Rauch schied. Rabe war gerade von einem erfolgreichen Raubzug zurückgekehrt. Er und seine Krieger hatten die Gefangenen an Aufsteigender Weißer Rauch ausgeliefert. Sie hatten eine Pyramide aus abgeschlagenen Köpfen am Fuß des hohen Grabhügels von Aufsteigender Weißer Rauch errichtet.
    Kupferplatten, Muschelanhänger, bunte Federn, Perlenketten und mannshohe Götterstatuen aus den geplünderten Tempeln der Sonnenstadt waren auf dem Platz aufgetürmt, damit jeder die furchtbare Stärke, die Macht und die Gewalt von Aufsteigender Weißer Rauch und seinen Kriegern bewundern konnte.«
    »Sind die Schlangenhäuptlinge wirklich so reich, wie man sich erzählt?«, fragte Muschelkamm. Sie hing an Kupferdonners Lippen, die Schürze lag in ihrem Schoß.
    »Das und noch viel mehr.« Kupferdonner lächelte. »Ihre Städte sind so groß, dass du nur staunen kannst.«
    »Erzähl weiter«, sagte Jagender Falke und warf Muschelkamm einen ärgerlichen Blick zu. Dies sieht ihr ähnlich, sie sieht nur eine Einzelheit, selbst wenn es ums große Ganze geht.
    Kupferdonner lehnte sich zurück, die Hände um die Knie gelegt. »Rabe hatte im Großen Tempel von Aufsteigender Weißer Rauch gefeiert. Etwas fiel zwischen den beiden vor. Ich weiß nicht, worüber sie sich in jener Nacht stritten, aber jeder innerhalb der hohen Mauern konnte ihre Stimmen hören, wenn auch nicht verstehen, worum es ging. Doch dem Ton nach war es eine scharfe, bittere Auseinandersetzung.
    Ich wartete am Einlass zum hohen Haus von Rabe. Es befand sich auf einem Hügel am Ende der Stadt, oberhalb des Flusses des Schwarzen Kriegers. Von dort aus sah ich Rabe über den Platz kommen. Vor der Pyramide blieb er stehen. Die Schädel stanken erbärmlich. Am Tag verwesten sie unter einer schwarzen Schicht von Fliegen, und bei Nacht wurden sie von Maden geschüttelt. Mit einem Grollen, das tief aus seiner Kehle kam, kletterte Rabe schließlich hinauf. Er ließ ein Furcht erregendes Gewinsel hören, und dann warf er einen Kopf nach dem anderen hinunter. Sie schlugen dumpf auf dem harten Boden auf.
    Voller Entsetzen sah ich zu, wie er den letzten wie einen Stein in die Luft warf. Er kullerte wie die anderen über den Boden und blieb schließlich liegen. Dann begann Rabe zu laufen. Aus dem Schatten sah ich ihn die Stufen zu seinem Haus hinaufeilen, er nahm immer drei auf einmal. Als er durch das Tor kam, sah ich sein Gesicht im Mondlicht. Tränen waren in silbernen Bahnen über seine Wangen gelaufen. Seine Miene glich der eines Geistes, der eines Mannes in Todesqual.«
    Kupferdonner starrte gedankenverloren ins Feuer, als erlebte er die Ereignisse in jener Nacht noch einmal.
    »Und deswegen nennst du ihn einen Zauberer?« fragte Jagender Falke.
    Kupferdonner erschauerte, als fröstelte er plötzlich. »Du hättest ihn sehen müssen. Wenn je ein Mann von bösen Geistern besessen war, dann Rabe in jener Nacht.«
    »Und was hat er dann getan?«, fragte Muschelkamm, die die Perlen in ihrem Schoß vergessen hatte.
    Kupferdonner schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, was meine Mutter mir erzählte. Sie war im Haus.
    Sie sprach danach nie wieder darüber. Sie hielt ihn davon ab, sich das Leben zu nehmen.«
    Kupferdonner verzog die Lippen. »Das werde ich ihr nie verzeihen.«
    Jagender Falke biss sich auf die Unterlippe. »Hat er je gesagt, warum er so außer sich geraten war?«
    Kupferdonner zuckte die Achseln. »Ich war noch ein Junge, und ich hatte Angst. Ich versteckte mich.
    Am nächsten Morgen war er fort. Verschwunden. Niemand hat ihn je wieder gesehen. Ich hielt ihn schon lange für tot - bis ich ins

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