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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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empor. Welch lachhafte Idee! Jeder wusste, dass der Mond die Erste Frau war. Sie war als zweite Frucht vom Baum der Schöpfung auf die Welt gekommen, nach Erster Mann. Und Erster Mann hatte sie zum Himmel hinaufgetragen, gleich nachdem sie die Zwillingsgötter geboren hatte. Sie lebten beide in der Himmelswelt, gemeinsam mit den jagenden Sternenmenschen. »Ich wollte sagen, dass du unter den Menschen wenige Freunde hast.«
    »Menschen kommen und gehen. Freundschaft ist eine sehr vergängliche Angelegenheit. Die Umstände verändern sich, und die Menschen verändern sich mit ihnen. Vielleicht kann auch eine Erfahrung die Lebensauffassung eines Menschen ändern, zum Beispiel eine Kriegserfahrung. Einst kannte ich einen tapferen Mann, den man zum Häuptling erhoben hatte. Er hatte sich nicht verändert, aber seine Freunde glaubten es trotzdem. Dann kannte ich einen Händler, der hatte die Berge im Westen überquert, die großen Häuptlinge auf ihren hohen Hügeln besucht, ihren schwarzen Trank getrunken und von schönen Tellern gegessen. Als er zurückkehrte, hielten ihn seine engsten Freunde für verrückt. Sie nannten ihn einen Lügner. Ein anderes Mal heirateten zwei befreundete Menschen, ein Mann und eine Frau, und jeder von ihnen war gewillt, alles zu tun, was nötig war, um so zu leben, wie der andere es wollte. Und wieder, Häuptling, diese lange Freundschaft veränderte sich. Binnen zwei Blätterblüten waren die beiden geschieden.«
    »Nichts ist von Dauer, Ältester. Nur der Himmel dort oben und die Erde hier unten.«
    »Auch darauf würde ich nicht wetten, weder auf das eine noch das andere, Häuptling.«
    Neuntöter kratzte sich am Kinn, blinzelte nachdenklich und zuckte schließlich die Achseln.
    »Wahrscheinlich hast du Recht.«
    Eine Weile aßen sie schweigend weiter.
    Am Ende fragte Neuntöter: »Fehlt dir dort draußen auf der Insel nicht menschliche Gesellschaft, oder … hat ein Mann wie du sie gar nicht nötig?«
    Jaguar hob eine Braue. »Du wolltest sagen ›ein Zauberer‹?«
    Neuntöters Magen zog sich zusammen. Aber er fragte trotzdem: »Zauberer haben böse Geister zur Gesellschaft, mit denen sie sich unterhalten, nicht wahr?«
    Jaguar seufzte, seine Handgelenke erschlafften. Der Kürbisbrei tropfte von seinen Fingern. »Häuptling, ich brauche deine Hilfe, um diese Sache zu Ende zu bringen. Ich kann den Mörder von Rote Schlinge nicht allein finden. Ich brauche einen Verbündeten in Flache Perle. Der Mörder hat sich geschickt verborgen. Ich brauche deine Hilfe, um ihn aus seiner Deckung zu locken.«
    Neuntöter betrachtete das dampfende Stück Hirschbraten in seiner Hand. »Ich stelle fest, dass es dir für einen Zauberer offenbar an entscheidendem Wissen bezüglich deiner Aufgaben fehlt.« Er schwenkte das Fleisch hin und her. »Ein Zauberer soll Unfrieden stiften und für den eigenen Nutzen wirken. Nicht Frieden stiften!«
    Jaguar leckte sich jetzt wieder den Kürbisbrei von den Fingern. »Gut, Häuptling, aber sag es niemandem, ich verrate es nur dir: Ich bin kein Nachtwanderer. Wie ich dir schon sagte: Selbst wenn du mir Hexenpulver anbötest, nähme ich es nicht. Es würde mich zu viel von meiner Seele kosten.« Er nickte heftig in Richtung der Statue des Gottes. »Das Chaos ist allein sein Geschäft.«
    »Sei vorsichtig mit dem, was du sagst, Ältester, Zauberer oder nicht.« Mit ungutem Gefühl nahm Neuntöter auch aus der Entfernung wahr, dass die Muschelaugen des Gottes offenbar fest auf ihn gerichtet waren.
    »Meine Loyalität gilt Ohona, Häuptling. Der dunkle Gott und ich, wir haben unseren Frieden schon vor langer Zeit gemacht.«
    Wie konnte sich ein Mensch nur so munter über Okeus äußern? Neuntöter war fassungslos und wechselte zu einem Gesprächsstoff, der ihm sicherer schien. »Warum lässt du aber dann die Leute reden? Warum beweist du ihnen nicht durch irgendeine Tat, dass du kein Zauberer bist?«
    Jaguar sah Neuntöter an und zwinkerte ihm verschmitzt zu. »Weil nur ein Zauberer den Weroanzi davon abhalten konnte, dich und deine Krieger auszulöschen. Nur ein Zauberer konnte dem Weroanzi mit schrecklichem Unheil drohen, falls er kein Festessen gäbe. Und wenn du mich nach Flache Perle bringst, brauchen wir wieder einen Zauberer, um den Mörder aus seinem Versteck herauszulocken.«
    Er nahm sich den Rest des Kürbisbreis, schluckte ihn hinunter, rülpste und fügte hinzu: »Aber der größte Vorteil ist der: Wenn dich die Leute für einen Zauberer halten, dann kannst du

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