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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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abbringen.
    Blauer Rabe erinnerte sich noch gut, wie er den ganzen Weg zum Lost Hill gerannt war, mit diesem dem Tod geweihten Säugling im Arm, den er fest an seine Brust drückte. Das schräg durch die kahlen Äste der Eichen und Hickorybäume fallende Sonnenlicht hatte ihn so geblendet, dass er die Augen zusammenkneifen musste, um nicht gegen einen Baumstamm zu laufen. Das Kind hatte jämmerlich geschrien. Obwohl der kleine Junge nur vier Morgen gesehen hatte, schien sein Lebensfaden aus zähem Leder zu bestehen. Zweimal musste die Sonne auf und wieder untergehen, bis dieser Säugling starb - und die Seelen von Blauer Rabe zu Staub zerfallen waren. Aber es war nichts Merkwürdiges passiert. Nichts, woran er sich erinnern konnte…
    Zaunkönig, die plötzlich neben ihm kniete, riss ihn aus seinen Gedanken. »Guten Abend, Onkel.« Blauer Rabe sog scharf die Luft ein. »Ach, du bist es, Zaunkönig.«
    Vorsichtig schnürte sie ihr Bündel auf. »Ich habe dir gebratenes Gänsefleisch und Maisbrei gebracht.« Sie stellte zwei abgedeckte Holzschalen vor ihn auf den Boden und legte einen Hornlöffel dazu. Der Maisbrei dampfte noch. »Geht es dir gut?«
    »So einigermaßen. Ich danke dir, dass du gekommen bist. Aber jetzt lauf schnell wieder zurück. Und richte deiner Großmutter aus, dass der Junge noch lebt.«
    Der Blick ihrer großen, dunklen Augen wanderte den Abhang hinab. Verzweiflung malte sich auf ihrem Gesicht. »Soll ich noch etwas Feuerholz für dich sammeln, Onkel, bevor ich gehe? Es wird nicht lange dauern.«
    Blauer Rabe streckte die Hand aus und drückte liebevoll ihren Arm. Seit zwei Abenden schon bot ihm die Kleine an, für ihn Holz zu sammeln, und jedes Mal schwoll ihm ob ihrer Hilfsbereitschaft das Herz. »Wenn du möchtest, gern. Das wäre eine große Hilfe. Aber es ist nicht nötig, Zaunkönig. Ich kann später selbst Holz suchen gehen.«
    »Nein, nein, lass mich das nur machen.« Zaunkönig rannte den Hügel hinauf zu dem Windgepeitschten Ulmen- und Buchenhain, der die Hügelkuppe bedeckte. Vor dem tiefblauen Abendhimmel reckten sich die kahlen Äste wie Skelettarme in die Höhe. Der Wolkenriese war weiter über den See gewandert und hatte den funkelnden Behausungen der Nachtwanderer Platz am Himmel gemacht.
    Zaunkönigs weißer Fuchsumhang verschmolz so vollkommen mit dem frisch gefallenen Schnee, dass sie wie ein Geistwesen aussah, als sie zwischen den schwarzen Bäumen umherlief, abgestorbene Äste abbrach und sie in ihrer linken Armbeuge stapelte.
    Als Polterer plötzlich aufschrie, wirbelte Zaunkönig so abrupt herum, dass ihr das ganze Holz aus dem Arm rutschte und in den Schnee fiel.
    Blauer Rabe erschauderte.
    Während sie sich herabbeugte, um die Äste wieder aufzusammeln, riss ihm der Anblick ihres Gramzerfurchten Gesichts schier das Herz entzwei.
    Woher nahm sie nur diesen Mut? Seit vielen Monden lebte sie nun schon mit dem Tod. Und jetzt musste sie auch noch Polterer sterben sehen, das war härter für sie, als sich irgendjemand von den Dorfleuten vorstellen konnte. Blauer Rabe wünschte, Frost-auf-den-Weiden hätte jemand anderen dazu bestimmt, ihm das Essen zu bringen. Sie aber betrachtete diese Pflicht wahrscheinlich als angemessene Strafe für die zurückgelassenen Wasserbeutel.
    Zaunkönig kam eilig und über vereiste Wurzeln schlitternd den Hügel herabgelaufen und lud ihre Last auf dem Stapel mit Brennholz neben der Feuerstelle ab. Sie brach ein paar Äste klein und warf sie ins Feuer, das hellrot aufloderte und Blauer Rabe blendete.
    »Ich danke dir, Zaunkönig«, sagte er und legte ihr eine behandschuhte Hand an die Wange. Ihr schmales Gesicht war von der Kälte gerötet, und sie schnaufte heftig. »Diese letzten Abende waren nicht leicht. Ich bin sehr stolz auf dich.« »Ich weiß nicht, wie du das erträgst, Onkel.« Blauer Rabe ließ die Hand in den Schoß fallen. »Ich ertrage es, weil ich es ertragen muss.«
    Einer spontanen Regung folgend, schlang sie die Arme um seinen Nacken und drückte ihn. »Ich wünschte, du könntest mit nach Hause kommen«, flüsterte sie mit rauer Stimme.
    »Ich komme bald«, erwiderte er und hauchte ihr einen Kuss aufs Haar. »Vielleicht schon morgen. Mach dir keine Sorgen um mich.«
    Sie nickte an seinem Hals. »Versuche dich ein bisschen auszuruhen, Onkel. Du siehst so müde aus.« Die Wachehaltenden konnten zwar zwischendurch immer mal ein kleines Nickerchen halten, aber nie richtig schlafen. Und Polterers unentwegtes Weinen und Wimmern machten

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