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Vox

Vox

Titel: Vox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baker
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erzeugt, aber erregt haben sie mich einfach überhaupt nicht.› Das schien also endgültig zu sein.»
    «Würde ich auch sagen», sagte sie.
    «Jajaja. Stimmt aber nicht. Da kam noch was nach.»
    «Du meinst, du und sie, ihr seid dann doch noch zusammengekommen? Wie hieß sie noch mal?»
    «Emily.»
    «Richtig, hast du ja schon gesagt. Und?»
    «Tja, wir haben tatsächlich einen Abend in meiner Wohnung verbracht», sagte er.
    «Das Übliche? Du hast deinen besten Kummerbund über den Lampenschirm drapiert? Sie hat dir mit der Gleitcreme-Tube zugeprostet?»
    «So ähnlich. Daran jedenfalls habe ich gedacht, als du sagtest, ich solle meinen Schwanz anschauen und darüber reden. Ich muß schon sagen, das war eine der eher verunsichernden Fragen, die mir in meinem Leben gestellt wurden.»
    «Möchtest du wissen, ob ich eine Nachzeichnung deines Schwanzes erregend fände?»
    «Ja, das wüßte ich schon gern.»
    «Ich denke, das hinge von meiner Stimmung ab. Vielleicht würde ich gern das Nachzeichnen übernehmen. Wenn du meinen ganzen Körper nachzeichnen würdest, dann würde ich dafür vielleicht deinen Johannes nachzeichnen… Die Sprechmuschel, in die ich da rede. Die des Telefons.»
    «Ja?»
    «Die ist wie ein Sieb. Sie ist wie die kleinen Filter, die du in den Abfluß der Badewanne legst. Manchmal denke ich, in puncto Telefon, wenn ich mich nur genügend konzentriere, dann könnte ich mich da hineingießen, und ich würde in Dunst verwandelt und mich im Zimmer desjenigen, mit dem ich telefoniere, wieder materialisieren. Ist das zu merkwürdig für dich?»
    «Nein, das denke ich auch manchmal», sagte er.
    «Aber das Interessante daran ist», sagte sie, «daß die Reise selbst einige Zeit dauern würde. Ich denke viel darüber nach, wie es wohl wäre, in eine Art bewußten Dunst verwandelt zu werden. Diese Laster, du weißt doch, die die Straßen entlangfahren und das Gebüsch am Straßenrand abrasieren? Diese brummenden Laster? Der Typ wirft einen Ast rein, und es macht mmmn-jionnng-mmmm, und die ganzen winzigen Späne fliegen aus einer hohen Röhre? Daran denke ich, nur daß es natürlich nicht weh täte – ich denke an den Teil, wo ich nur diese Gischt aus Holzspänen und Blattfetzen bin. Oder weißt du, was noch? Erinnerst du dich an die Vögel, die in die Düsentriebwerke von Flugzeugen gesaugt wurden? Manchmal liege ich morgens um drei oder vier im Bett und stelle mir vor, wie ich kilometerhoch über der Erde fliege, es ist sehr kalt, und da oben ist auch so ein schwarzes geheimes Spionageflugzeug mit den riesigen runden Triebwerken und den rotierenden Lamellen darin, den Lamellen, die aussehen wie die Unterseite eines Pilzes. Das schwarze Flugzeug fliegt sehr schnell, und ich fliege sehr schnell in die entgegengesetzte Richtung, und wir treffen aufeinander, und ich fliege mitten durch eines dieser Düsentriebwerke hindurch und trete als langer Blutnebel wieder aus. Ich bin kilometerlang und, weil es so kalt ist, kristallisiert. Sehr lange Arme, sicher gefällt dir das. Und im Bett rekondensiere ich dann, schpp, in mein kurzes warmes Ich. Das hat sicher was mit meinem Ostrogenspiegel zu tun. Aber so ähnlich wäre wohl eine Telefonreise. Ich will damit bloß sagen, so ähnlich ist es.»
    «Ooh, ich liebe dich, du erzählst mir alles.»
    «Sieht ganz so aus, was? Ganz untypisch für mich.»
    «Ach ja?» sagte er. «Mein Gott, ich bin ein zwanghafter Bekenner. Aber es ist selten, daß ich mein Brot breche und es mir wie bei dir zehnfach vergolten wird.»
    «Erzähl mir, was dann noch mit deiner Freundin Emily passiert ist.»
    «Warum? Nein, nein, dann hältst du mich nur noch mehr für eine komische Type.»
    «Du bist aber auch eine komische Type», sagte sie.
    «Hast ja recht.»
    «Mach dir nichts draus – ich bin auch eine. Ich will bloß wissen, wie du bist, wenn du tatsächlich eine Frau im Arm hast. Im Gegensatz zu Anrufen bei Versandfirmen und Fremden namens Klein und so, wie lohnend diese Beschäftigungen auch sein mögen. Was hast du mit Emily dann noch getrieben?»
    «Ich hatte sie gar nicht richtig im Arm, das ist mal das erste. Du wirst also bestimmt enttäuscht sein. Es ist wirklich eine sehr durchschnittliche Geschichte, und so langsam würde ich dich auch gern ein bißchen beeindrucken.»
    «Beeindrucke mich mit deiner Offenheit – das ist anscheinend dein Stil.»
    «Na ja, jedenfalls ist folgendes passiert», sagte er. «Nachdem ich ihr meine Schwanznachzeichnung und so weiter gezeigt hatte,

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