Voyager 018 - Seven of Nine
dass Xanarits Gesicht
etwas verriet. »Am Rand des Reiches, im Sektor 408. Elebon
Boma, Regent der Tatori, hat eine fünfte Petition geschickt, in
der er um Nahrung und Apparate bittet, mit denen sich Wasser
aus der Atmosphäre gewinnen lässt. Medizinische
Ausrüstungsgüter… «
»Bei jenen armseligen Geschöpfen kämen sie einer
Verschwendung gleich«, sagte Beytek gedehnt. »Wenn ich mich
recht entsinne, haben sie im vergangenen Jahr nicht einmal
richtigen Tribut geleistet. Wird dieses Jahr ein Repräsentant von
Tatori zugegen sein?«
Das Ritual des Tributs fand einmal im Jahr auf Lhiaari statt,
und in einigen Tagen war es wieder so weit. Die Repräsentanten
der einzelnen Welten bezahlten bei jener Gelegenheit für Schutz
und Hilfe des Reiches. Manche brachten Nahrungsmittel oder
wertvolle Mineralien. Andere kamen mit Geld oder boten
Sklavenarbeit an. Einige höher entwickelte Planeten überließen
den Lhiaari exklusive Nutzungsrecht an neuen Technologien.
Xanarit zögerte kurz, bevor er antwortete: »Nein, o Erhabener.
Die Tatori können uns gar nichts geben. Wenn wir ihnen die im
Vertrag von Minaa genannten Ausrüstungsgegenstände
geschickt hätten – dabei beziehe ich mich auf eine von Ihrem
Vater getroffene Vereinbarung –, so wären die Tatori imstande
gewesen, ihre Felder zu bewässern und… «
»Mein Vater hat den Vertrag unterschrieben, ich nicht!«
Beyteks Augenbeutel verfärbten sich, ein deutliches Anzeichen
von Zorn. »Warum sollten wir wertvolle Technik an einen so
rückständigen Planeten vergeuden? Sollen die Tatori ihre
eigenen Maschinen entwickeln. Hrrrk!« Er schauderte verärgert
und beruhigte sich, indem er mehrere süße Beeren verspeiste.
»O Erhabener«, sagte Xanarit und sprach möglichst sanft,
»wenn Sie gültige Verträge auch weiterhin missachten, so
kommt es zu Unruhe im Reich. Jene Geräte, die den Tatori
zustehen… Sie sind kaum der Rede wert und könnten Millionen
von Leben retten. Denken Sie nur daran, welche Ehre Ihnen
zuteil würde! Stellen Sie sich vor, wie zahllose dankbare Tatori
Ihren Namen preisen!«
Einige Sekunden lang schien der Imperator bereit zu sein, sich
umstimmen zu lassen. Er schwieg, blähte voller Wohlbehagen
die Augenbeutel. Dann schüttelte er den Kopf und trank noch
mehr Wein.
»Nein. Es hat keinen Sinn.«
Xanarit spürte, wie sich im Bereich seines zweiten Magens ein
Knoten bildete. Es hat keinen Sinn. Es ging allein darum, ganz gewöhnliche und alles andere als teure Technik zu einer
sterbenden Welt zu bringen, die nur Wasser benötigte, um zu
überleben. Das Konzilsoberhaupt brauchte seine ganze
Selbstbeherrschung, um nicht zur obersten Stufe zu springen,
sich auf den Imperator zu stürzen und dem arroganten Burschen
die weiche Kehle zu zerfetzen. Nein, damit erreichte er nichts.
Es hat keinen Sinn.
Xanarit senkte unterwürfig den Kopf. »Wie mein ehrenwerter
Herr wünscht.« Er wandte sich dem nächsten Punkt auf der Liste
zu, aber Beytek überraschte ihn, indem er ein anderes Thema
ansprach.
»Ich habe ein – natürlich unbestätigtes – Gerücht gehört.
Angeblich sind Skedaner in einem imperialen Kontrollpunkt
gesehen worden.« Er beugte sich vor, und wieder tastete die
schwarze Zunge hin und her. »Ist Ihnen dieses Gerücht ebenfalls
zu Ohren gekommen, Xanarit?« Er sah die übrigen
Konzilsmitglieder an. »Weiß jemand von Ihnen darüber
Bescheid?«
Hier und dort erklang leises Murmeln. Xanarit musste seine
ganze Konzentration aufwenden, um zu verhindern, dass seine
Augenbeutel rot wurden und verrieten, was er empfand. »Wer
verbreitet so beunruhigende Lügen?«
Beyteks Lächeln wuchs in die Breite, und er zuckte mit den
Schultern. »Gerüchte sind wie Tari-Fliegen. Sie schwirren
umher, ohne dass man erkennen kann, woher sie kommen.«
Beim Großen Vater, er lässt die Ku nach ihnen suchen! Beytek war alles andere als ein Meister der Täuschung, und oft verriet
er sich selbst dann, wenn er zurückhaltend sein wollte, so wie
jetzt. Xanarit verabscheute die Ku aus mehreren Gründen, vor
allem aber deshalb, weil sie Freude an ihrer Arbeit fanden. Für
einen Herrscher zu töten – so etwas war alles andere als neu und
konnte sehr ehrenhaft sein. Aber es gab einen enormen
Unterschied zwischen einem ehrenvollen Krieg und der
heimtückischen List eines Mörders, zwischen einem Schwert
oder einer Energiewaffe und dem Messer, das sich des Nachts in
einen Hals bohrte.
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