Voyager 018 - Seven of Nine
Eigentlich wollte niemand etwas von den Ku
wissen, aber ihre Existenz war ein offenes Geheimnis. Wenn
man über sie sprach, so nur flüsternd und hinter vorgehaltener
Hand.
Denn der Imperator konnte die Ku gegen jeden einsetzen.
Beytek musterte Xanarit erwartungsvoll; das Oberhaupt der
Iora suchte nach geeigneten Worten. »Vielleicht sollte man
jenen Gerüchten nicht mehr Bedeutung beimessen als Tari-
Fliegen.«
»Vielleicht doch.«
»Nun, angeblich gibt es also einige Skedaner, die irgendwie
überlebt haben, den Borg entkommen sind, ihren unter
Quarantäne stehenden Planeten verließen und eine Möglichkeit
fanden, Lhiaari so nahe zu kommen, ohne entdeckt zu werden.«
Xanarit machte jetzt keinen Hehl aus seiner Verachtung. »Sie
sollten die Spielkasinos auf dem Mond Shamrik besuchen, Herr.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie dort gewinnen, ist weitaus
größer.«
»Halten Sie mich für einen Narren, Xanarit?«, rief der
Imperator. »Ich weiß, was ich sage, und ich sage: Es befinden
sich Skedaner in meinem Reich! Verdoppeln Sie die Wachen
aller Kontrollpunkte. Und ich möchte die Details des
diesjährigen Tributs wissen. Wenn ein Nagetier von gelagertem
Korn frisst, so will ich davon erfahren. Habe ich mich klar
ausgedrückt?«
»Ich höre und gehorche, o Erhabener.« Xanarit ließ diesen
Worten eine kurze Stille folgen, senkte dann den Blick und sah
auf die Liste. »Wir müssen jetzt… «
»Wir müssen gar nichts!« Xanarit begriff, dass der Imperator
auf dem besten Weg war, einen Wutanfall zu bekommen.
Beytek knurrte, ergriff das Tablett und warf es nach dem
Konzilsoberhaupt. Xanarit duckte sich, was den Herrscher noch
mehr in Rage zu bringen schien. »Und wir reden über die Dinge,
die ich für wichtig halte, verstanden? Wenn es lebende Skedaner
gibt, die hierher unterwegs sind… Es könnte das Ende sein. Das
Ende! Und wenn ich falle, so schwöre ich, dass Sie alle mit mir
fallen. Lauschen Sie also besser dem Summen der Tari-Fliegen,
meine sogenannten Berater. Hören Sie gut hin. Wenn ich Sie das
nächste Mal rufe, erwarte ich einen Rat von Ihnen, mit dem sich
etwas anfangen lässt.«
Er stürmte hinaus, vorbei an den Sänftenträgern, die sofort
Haltung annahmen. Die vier Wächter wechselten wortlose
Blicke und beeilten sich, dem zornigen Imperator zu folgen.
Xanarit sah ihnen stumm nach. Als er sicher sein konnte, mit
den übrigen Mitgliedern des Konzils allein zu sein, wandte er
sich ihnen zu.
»Wie lange dauert es, bis wir Wasserextraktoren nach Tatori
schmuggeln können?«
Er hörte zu, als seine Kollegen Vorschläge unterbreiteten,
lenkte sich dabei mit dem Gedanken ab, dass er versuchte,
Unschuldige vor dem Tod zu bewahren. Unglücklicherweise
bedeutete das in diesem Fall, dass er nach den Vorstellungen der
Lhiaari die Todsünde des Verrats beging.
»Wie fühlen Sie sich?« Sorge erklang in Captain Janeways
freundlicher Stimme, und Falten zeigten sich in ihrer Stirn.
Eine dumme Frage. Typisch für einen Menschen.
»Es geht mir nicht gut«, antwortete Seven. Das sollte
eigentlich offensichtlich sein. Sie lag auf einem Diagnosebett in
der Krankenstation. Der Doktor hatte Proben von fast allen
Dingen genommen, die in ihrem Körper steckten, die Naniten
mit eingeschlossen. Mehr als zehn Untersuchungen und
Analysen waren bereits durchgeführt worden. Furcht prickelte in
Seven, und Müdigkeit lastete auf ihr.
Die fünf schwarzen Vögel blieben auch weiterhin bei ihr.
Plötzlich konnte sie es nicht mehr ertragen und schrie:
»Verschwindet! Lasst mich in Ruhe!« Sie versuchte sich
aufzurichten, doch das Diagnosemodul über dem Oberkörper
hinderte sie daran.
»Seven! Es ist alles in Ordnung! Hier droht Ihnen keine
Gefahr!«
Aber sie achtete weder auf den Doktor noch auf Janeways
Versuche, sie zu beruhigen. Sie hörte nur das leise Krächzen der
Vögel, die…
Plötzlich rührte sich Seven nicht mehr und starrte die Vögel
einfach nur an. Sie spürte die Hände des Doktors an den
Schultern, als er versuchte, sie aufs Bett zurück zu drücken. Sie
widersetzte sich und sah den Raben abwechselnd in die Augen.
Sie waren nicht der Feind, bildeten vielmehr die einzige
Konstante in Sevens Universum, das sich immer wieder abrupt
veränderte. Es gab noch immer keine Antwort auf die Frage,
warum sie am Leben fremder Personen teilnahm. Viele Jahre
lang war Seven Mitglied des Borg-Kollektivs gewesen, in dem
es keinen Platz für Individuelles gab.
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