Voyager 018 - Seven of Nine
Wächtern.
Xanarit versteifte sich. Es handelte sich um eine alte Tradition,
die der junge Imperator seit kurzer Zeit fortsetzte, und eigentlich fand nur er selbst Gefallen daran. Nichts weiter als eine Laune
steckte dahinter, aber sie kam einem Gesetz gleich, wenn sie den
Herrscher über sechsundneunzig Welten betraf. Bis vor kurzer
Zeit waren es noch siebenundneunzig gewesen, aber darüber
wollte Xanarit lieber nicht nachdenken.
Die Wächter, die den Imperator trugen, waren Oberhäupter
mächtiger Häuser, und ihre Gesichter blieben ausdruckslos. Ihre
Augenbeutel zeigten ein neutrales Purpur und verrieten nichts.
Xanarit erlaubte sich ein dünnes, hintergründiges Lächeln. Wer
dem Imperator diente, lernte schnell, seine Gefühle zu
verbergen. Unter dem ruhigen Äußeren der Wächter, wusste
Xanarit, brannte heißer Zorn. Es war eine Ehre, den Imperator
zu schützen, ihm sein Leben zu widmen, es im Kampf für den
Mann zu opfern, der das Reich personifizierte.
Aber einen jungen Mann mit zwei gesunden Beinen zu
tragen… So etwas grenzte an Demütigung.
Wenigstens hatte Beytek sein Gefolge aus Musikanten im
Lustzimmer zurückgelassen, stellte Xanarit fest. Immerhin
etwas.
Beytek flegelte sich regelrecht in die Sänfte, einen Fächer mit
erlesenen Kunnagit- Federn in der rechten Hand. Eine
Klimaanlage hielt die Temperatur im Zimmer konstant, und
zwar auf einem für Lhiaari angenehmen Niveau. Die Luft
zirkulierte, um ein Maximum an Komfort zu gewährleisten.
Beytek brauchte keinen Fächer, um sein aus blauen Schuppen
bestehendes Gesicht zu kühlen, und ebenso unnötig war es, sich
von vier Männern tragen zu lassen. Alles gehörte zu seinem
Image. Lässig streckte er den Fächer und berührte damit den
Nacken des Mannes, der die Sänfte links hinten trug. Der
Wächter zuckte zusammen, und seine Pupillen weiteten sich,
was auf Ärger hinwies - den er sofort unterdrückte.
»Absetzen«, knurrte er, und zusammen mit den drei anderen
Männern ließ er die Sänfte auf den dicken, weichen Teppich
sinken. Beytek stieg aus und bedachte die Wächter mit einem
Lächeln. Seine schwarze Zunge kam zum Vorschein, als er
schnupperte, und er winkte mit einer Klauenhand.
»Wegtreten«, sagte er herablassend, ging zu seinem Kissen auf
der höchsten Stufe und rollte sich zufrieden darauf zusammen.
Die dreizehn Konzilsmitglieder warteten geduldig auf die
Erlaubnis, ebenfalls Platz nehmen zu dürfen. Ihre Kissen lagen
zwei Stufen tiefer als das des Imperators. Beytek summte leise
vor sich hin, als er ein Tablett mit Delikatessen betrachtete und
die köstlichsten Spezialitäten wählte. Er aß drei saftige Tii-
Früchte und trank eine Schüssel teuren Voor -Wein, bevor er kurz den Schwanz zucken ließ und sagte: »Sie können sich
setzen.«
Xanarit musterte seinen Herrn – seinen Gott, wenn es nach den
religiösen Traditionen ging – voller Verachtung. Die Nak-Sur-
Dynastie war alt und ehrenvoll. Xanarit hatte Beytek dem
Sechsten treu und bereitwillig gedient, denn jener Imperator war
intelligent, humorvoll und vornehm gewesen. Unter ihm wuchs
das Lhiaarianische Reich um ein Drittel. Nach der Tradition, die
Herrschaftszeit von Imperatoren mit beschreibenden
Bezeichnungen zu versehen, sprach man in diesem
Zusammenhang von ›der friedlichen und profitablen Herrschaft
des Himmelsherrn Freudenbringer‹.
Xanarit fragte sich, wie Beytek der Siebte in die Geschichte
eingehen würde. Vielleicht als ›die verschwenderische und
unnütze Herrschaft des vergnügungssüchtigen Schambringers‹?
Oder als ›die verheerende und schreckliche Herrschaft des nicht
zuhörenden Zwistbringers‹?
Xanarit bemerkte den Blick seiner Stellvertreterin Mintik. Sie
sah ihn kurz an, und dann kehrte ihre Aufmerksamkeit zu dem
lächerlichen Mann zurück, der das ganze Lhiaarianische Reich
regierte. Alle Anwesenden hassten den Imperator, aber wer
solche Empfindungen zu erkennen gab, verwirkte damit nicht
nur das eigene Leben, sondern auch das der Familie, bis hin zum
kleinsten Kind.
»Mit Ihrer Erlaubnis, Erhabener… «, sagte Xanarit demütig.
Sein unterwürfiger Tonfall gefiel Beytek, und er nickte dem
Oberhaupt der Iora zu. »Es bereitet mir mehr Pein, als sich mit
Worten ausdrücken lässt, Ihnen diese Nachricht zu bringen, aber
es gibt Probleme auf einer Welt namens Tatori.«
Beytek genehmigte sich einen weiteren Leckerbissen. »Wo
befindet sie sich?«
Nur jahrelange Übung verhinderte,
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