Voyager 018 - Seven of Nine
Jetzt drohte ein Verlust der Individualität, die man ihr aufgedrängt hatte, und sie begriff,
dass sie daran festhalten wollte. Die Raben konnten ihr
irgendwie dabei helfen, auf eine Weise, die noch ein Rätsel für
sie darstellte.
Es hatte etwas mit ihrem Gesang zu tun.
Nein, nicht mit ihrem Gesang…
Aus weit aufgerissenen Augen sah Seven den Doktor an. »Es
sind die Raben. Sie… «
Aber der Doktor presste ihr etwas Metallenes und Kaltes an
den Nacken. Seven hörte ein leises Zischen und dachte: Nein!
Ich habe es fast verstanden…
Dann verlor sich alles in Dunkelheit.
6
»Sie sind unglaublich nett«, sagte Paris und berührte leuchtende
Schaltflächen. »Insbesondere die jungen Exemplare. Eine der
Älteren – ich glaube, ihr Name lautet Priana – ist wirklich
bewundernswert. Und auch intelligent. Als wir gestern auf dem
Weg zum Holodeck durch den Korridor gingen, wollte sie
wissen… «
»Können wir nicht endlich damit aufhören, über die Skedaner
zu reden?«, stieß Torres hervor.
Paris sah sie an. »Wir sind heute ein wenig gereizt, wie?«
»Nein. Inzwischen sind die Skedaner seit drei Tagen an Bord,
und die ganze Zeit über reden alle von ihnen. Immer wieder
heißt es, wie nett sie sind, wie intelligent, wie dies und wie das.
Allmählich geht es mir auf die Nerven.«
»Schon gut, schon gut«, sagte Paris und kämpfte gegen
plötzlichen Ärger an. Irgendetwas ging B’Elanna gegen den
Strich, seit die Fremden an Bord gekommen waren. Sie schien
die Skedaner auf Anhieb unsympathisch zu finden, insbesondere
die recht lebhafte Frau namens Priana, die immer mehr Zeit mit
ihm verbrachte. Paris hatte keine Erklärung dafür. Zugegeben,
Torres neigte nicht wie Menschen zu Gefühlsduselein, wenn es
um niedliche Kinder ging, aber für gewöhnlich begegnete sie
anderen Personen mit Respekt – es sei denn, die Betreffenden
verhielten sich auf eine Weise, die ihr Missfallen erregte. Davon
konnte bei den Skedanern sicher keine Rede sein. Sie hatten der
Voyager- Crew geholfen, viele bürokratische Hürden zu nehmen.
Priana war ein sehr heller Kopf, steckte voller Fragen und bot
angenehme Gesellschaft. Was gab es gegen so etwas
einzuwenden?
Was auch immer B’Elanna störte – die Konsequenzen bekam
Tom zu spüren. In letzter Zeit war es ihm nicht einmal gelungen,
ihr den Arm um die Schultern zu legen. Mehr kam erst recht
nicht in Frage. Über den Grund dafür schwieg sie sich aus. Nach
all dem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten, und wenn
man außerdem auch noch berücksichtigte, was sie für einander
bedeuteten… Paris glaubte, eine Erklärung zu verdienen. Aber
statt dessen bekam er nur B’Elannas schlechte Laune zu spüren.
Eigentlich schade, dass man ihren Zorn nicht irgendwo
speichern oder in Flaschen abfüllen konnte – er hätte eine sehr
wirkungsvolle Waffe dargestellt.
Das volle Potential des Warptriebwerks war wiederhergestellt.
Captain Janeway hatte Paris aufgefordert, die ganze Schicht im
Maschinenraum zu arbeiten, wenn das notwendig war.
Normalerweise hätte er die Gelegenheit genutzt, um B’Elannas
Gesellschaft zu genießen, aber jetzt empfand er ihre Nähe als
Belastung und wollte so schnell wie möglich fort.
»Problem gelöst«, sagte er knapp. »Bis später.« Ohne ein
weiteres Wort verließ er den Maschinenraum und fühlte keine
Gewissensbisse, obgleich sich ihm B’Elannas Blick in den
Rücken bohrte.
Als sich die Tür vor ihm öffnete, hörte er Voriks ruhige
Stimme. »Eins muss man den Skedanern lassen: Sie sind sehr
logisch.« Paris unterdrückte ein Lächeln. Die Tür schloss sich,
bevor er B’Elannas verärgerte Antwort hören konnte.
Paris kehrte nicht zur Brücke zurück, wie es zunächst seine
Absicht gewesen war, ging stattdessen zum Frachtraum Eins.
Mit jedem Schritt wurde ihm das Herz leichter. Während dieser
Schicht erwartete ihn Janeway überhaupt nicht im Kontrollraum,
und man konnte wohl kaum davon reden, dass er den Dienst
vernachlässigte, oder? Die Kommandantin erhob sicher keine
Einwände, wenn sich Besatzungsmitglieder um die Gäste an
Bord kümmerten.
Vor ihm öffnete sich das Schott des Frachtraums, und Priana
stand direkt dahinter, schien auf ihn gewartet zu haben.
»Tom!« Erfreut schloss sie halb die Augen. »Ich bin ja so froh,
Sie wiederzusehen!«
Paris lächelte und fühlte, wie sich die Anspannung auflöste,
die ihn im Maschinenraum begleitet hatte. »Derzeit gibt es keine
dringende
Weitere Kostenlose Bücher