Voyager 018 - Seven of Nine
missbilligenden Tonfall. Der Computer ließ ein neues
Lied erklingen, in dem immer wieder Vögel zwitscherten. Die
Geräusche weckten einen Ärger in Seven, der sich nur schwer in
Worte fassen ließ.
»Es war Ihre Idee«, sagte Kim.
»Von Lieutenant Torres weiß ich, dass Sie bei bestimmten
Geschichten ein narratives Format bevorzugen, das vor allem
der Unterhaltung sehr junger Menschen dient. Ich glaube, die
richtige Bezeichnung lautet ›Kinderreime‹.«
Kim rollte mit den Augen und bediente die Kontrollen des
Computers. Eine neue Melodie ertönte. »Danke, B’Elanna«,
murmelte er.
»Sie wies darauf hin, dass sich Ihr Wissen als nützlich erwies
bei einer Zusammenkunft, die dazu diente, nach der Lösung für
ein Problem zu suchen. Solche gemeinsamen Bemühungen
nennt man… « Seven runzelte die Stirn und versuchte, sich an
den richtigen Ausdruck zu erinnern. »Brainstorming.«
»Ja. Wollen Sie ein solches Brainstorming in Hinsicht auf
Vögel durchführen?«
»Sie sind verärgert«, sagte Seven. »Der Grund dafür ist mir
nicht klar. Möchten Sie mir nicht dabei helfen, die Ursache
meiner Halluzinationen herauszufinden?«
»Doch, natürlich, aber… Na schön.« Kim atmete tief durch.
»Raben oder andere schwarze Vögel, nicht wahr?«
»Korrekt.«
Der Fähnrich neigte den Kopf ein wenig zu Seite und ließ die
Gedanken treiben. »Edgar Allan Poe. Nimmermehr. Die zwei
Krähen. Sing mir ein Lied für sechs Groschen. Das hässliche Entlein. Nein, es verwandelte sich in einen Schwan. Hm… «
In Seven erstarrte etwas. Die Vögel kreischten plötzlich,
schlugen mit den Flügeln und flatterten nervös umher.
Ja. Sing mir ein Lied für sechs Groschen und einen Beutel
Korn von der besten Sorte; vierundzwanzig Amseln…
Schmerz durchzuckte sie, brachte heiße Qual. Der grässliche
Geruch von Aas stieg ihr in die Nase und sorgte dafür, dass es in
ihrer Magengrube zu Krämpfen kam. Die Knie gaben nach, und
stöhnend brach sie zusammen. Sie hörte eine Stimme, wie aus
weiter Ferne. »Seven? Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Seven?«
Warum nannte er sie Seven? Sie war die Erste von Sechs in
ihrem Haushalt – bis die Großen Zerstörer kamen. Und sein
Gesicht… Schrecklich! Entstellt! Entsetzt berührte Amari sein
Gesicht und rief: »Was haben die Zerstörer dir angetan? O
Liebling, Liebling… « Sie küsste ihn, und als sie zurückwich,
zeigte ihr Sulmi wieder das hübsche, gefiederte Gesicht, das sie so hinreißend fand. Verwirrung zeigte sich in seiner Miene, und er sprach seltsame Worte:
»Doktor, ich bringe Seven zu ihnen. Sie hat schon wieder
Halluzinationen.«
7
Captains Logbuch, Nachtrag. Seven of Nine befindet
sich wieder in der Krankenstation. Der Doktor ist
besorgt, und ich bin es auch, um ganz ehrlich zu sein.
Seven ist zu einem wertvollen Mitglied der Besatzung
geworden. Zwar kommt es gelegentlich zu
Auseinandersetzungen mit ihr, aber trotzdem verbindet
uns Freundschaft. Ich könnte mir nicht vorstellen, den
Flug ohne sie fortzusetzen.
Derzeit ist ihr Zustand stabil, aber das kann sich
schnell ändern, wie wir inzwischen wissen. Sie hat das
Bewusstsein verloren, und der Doktor kümmert sich in
der Krankenstation um sie - bei ihm ist sie gut
aufgehoben.
Es gibt auch noch andere Dinge, die meine
Aufmerksamkeit erfordern. Wir nähern uns dem
zweiten Kontrollpunkt des Reiches und sollen uns beim
dortigen Stationskommandanten melden. Drei weitere
Kontrollpunkte liegen zwischen uns und der
lhiaarianischen Zentralwelt. Ohne die Flugerlaubnis des
Imperators hätten wir dreiundvierzig Kontrollpunkte
ansteuern müssen und dadurch sicher enorm viel Zeit
verloren. Wollen wir hoffen, dass Imperator Beytek gute
Laune hat, wenn wir schließlich eine Audienz bei ihm
bekommen.
»Statusbericht«, sagte Janeway, als sie den Bereitschaftsraum
verließ und auf die Brücke zurückkehrte.
»Das Schiff der Stationskommandantin Vooria hat sich gerade
mit uns in Verbindung gesetzt«, erwiderte Fähnrich Kim. »Sie
bittet um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen.«
»Erlaubnis wird gern erteilt.« Janeway nahm im
Kommandosessel Platz. »Janeway an Tamaak Vriis.« Stille. Sie
wechselte einen kurzen Blick mit Chakotay. Die Verwunderung
in seinen Zügen wies darauf hin, dass er sich ebenfalls fragte,
warum das Oberhaupt der Skedaner nicht antwortete.
»Janeway an Tamaak Vriis, bitte melden Sie sich.«
Es folgte eine weitere Pause, und dann: »Hier Tamaak
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