Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
Kommandosessel
sitzen und beobachtete den binären Neutronenstern auf dem
Hauptschirm. Zum Glück zeichneten sich derartige Phänomene
durch einen hohen Seltenheitswert aus. Sie waren gefährlich.
Viel zu gefährlich.
Noch eine letzte Aufgabe erwartete sie.
Es galt, weitere Welten vor der Zerstörung zu bewahren.
24
In all den Jahren seines Kommandos hatte Qados, Captain des
Qavok-Kriegsschiffs Unbesiegbar, nie einen so schlechten Tag erlebt.
Um ihn herum arbeiteten die Brückenoffiziere und versuchten
dabei, möglichst leise zu sein. Niemand von ihnen wagte es, ein
Wort zu sprechen. Dichte Rauchwolken zogen durch den
Kontrollraum und zwangen Qados, die zweiten Lider zu senken,
wodurch die Konturen der Umgebung verschwammen. Der
scharfe Geruch durchgebrannter Schaltkreise erstickte ihn fast,
aber er gestattete es sich nicht, zu husten und dadurch Schwäche
zu zeigen. Er wollte stark bleiben, bis zum Schluss. Und wenn
sie mit dem Leben davonkamen, so errang er den Status eines
Helden: die Unbesiegbar, das einzige Schiff, das den
gefürchteten Menschen entkommen war.
Die Voyager unter dem Kommando der unerträglichen
Janeway hatte ihre Schilde, Waffensysteme und Triebwerke
zerstört. Nur dem Geschick des Kommandopiloten Qaad war es
zu verdanken, dass sie sich allein mit den Manövrierdüsen in der
Umlaufbahn halten konnten. Unglücklicherweise lieferten sie
nicht genug Schub, um es dem Kriegsschiff zu erlauben, sich
vom binären Neutronenstern zu entfernen.
Wenn es nicht bald gelang, das Warptriebwerk zu aktivieren,
war ihr aller Schicksal besiegelt. Dann würde das Schiff bei der
Explosion des sekundären Neutronensterns einfach verdampfen.
Die Unbesiegbar erzitterte plötzlich, wie ein Bodenfahrzeug, das auf glatter Straße über ein kleines Hindernis rollte.
Normalerweise hätte Qados den Piloten lautstark für einen
solchen Fehler getadelt, aber er wusste, dass Qaad sein Bestes
gab. Mit Geschrei ließen sich die widrigen Umstände nicht
ändern.
Er schauderte innerlich, als er sich daran erinnerte, auf welche
Weise die heimtückische Janeway die Yacht des Prinzen
verwendet hatte. Es war ihr gelungen, die stolze Qavok-Flotte zu
überlisten. Eine Falle, natürlich. Aus welchem anderen Grund
sollte ein Monstrum wie Janeway die Yacht zurückschicken?
Guter Wille kam gewiss nicht als Erklärung in Frage.
Unglücklicherweise hatte sich die Unbesiegbar zu jenem
Zeitpunkt auf der anderen Seite des Neutronensterns befunden.
Deshalb war Qados nicht imstande gewesen, die Flotte zu
warnen.
Die Qavoks hatten sich zu einem dummen Fehler hinreißen
lassen.
Die verdiente Strafe dafür war der Tod.
Während der letzten Minuten hatte Qados mit halb geöffnetem
Mund und teilweise sichtbaren Zähnen beobachtet, wie die
Voyager das Xorm-Schiff zerstörte.
Zuerst fragte er sich, ob nur die Zerstörungswut der
menschlichen Kommandantin dahinter steckte. Einen anderen
Grund schien es für die Konfrontation nicht zu geben. Aber
dann gelang es dem Kommunikationsoffizier der Unbesiegbar,
ein Kom-Gespräch zwischen dem Xorm-Captain und Janeway
zu empfangen.
Daraus ging hervor, dass Captain Janeway die Heimatwelt der
Qavoks vor der Vernichtung bewahren wollte – die Xorm
planten, die Flugbahn des primären Neutronensterns
entsprechend zu verändern. Qados hatte nicht einmal an die
Möglichkeit gedacht, dass die Xorm so etwas beabsichtigten.
Aber im Nachhinein betrachtet… Eigentlich war er nicht
überrascht. Etwas so Ungeheuerliches passte zum Wesen der
Xorm.
»Captain«, sagte der Kommunikationsoffizier und vollführte
dabei die Geste völliger Unterwürfigkeit. »Die Voyager kommt näher und setzt sich mit uns in Verbindung.«
»Auf den Schirm«, brummte Qados und trat vor, damit
Janeway die Schäden auf der Brücke nicht sehen konnte. Der
Feind durfte nie mehr erfahren, als unbedingt nötig. Obwohl
dieser Feind gerade die Heimatwelt der Qavoks verteidigt hatte.
»Captain Janeway…«, sagte Qados, als das bleiche, ekelhafte
Gesicht der Menschenfrau auf dem Schirm erschien. »Ich habe
Ihre Bemühungen zur Kenntnis genommen, unsere Heimatwelt
vor der Vernichtung zu bewahren.«
»Gut«, erwiderte Janeway. »Dann haben Sie sicher nichts
dagegen, dass ich Ihr Schiff übernehme, oder? Wir müssen das
eine oder andere erledigen.«
»Was?«
»Für eine Debatte bleibt keine Zeit«, sagte Janeway und
fletschte kurz die Zähne. »Halten Sie sich in Bereitschaft.
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