Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
respektvoll, anderer Ansicht
zu sein. Dank ist sehr wohl nötig. Sie haben mir vertraut,
obwohl ich kein Vertrauen zu Ihnen hatte.«
Janeway lachte. »Ich habe Ihnen vertraut, weil ich wusste: Sie
treffen immer die Entscheidungen, die Sie für notwendig halten,
und anschließend handeln Sie entsprechend.«
»Und mein Fluchtversuch?«
»Sie hielten ihn für erforderlich.« Janeway zuckte mit den
Schultern. »Nicht mehr und nicht weniger. Das war mir sofort
klar. Und als Sie es für richtig hielten, uns zu helfen, setzten Sie dabei Ihr Leben aufs Spiel.«
»Nun…« Tyla versuchte, nach diesen überraschenden Worten
der Kommandantin ihre Gedanken zu sammeln. »Ich möchte
Ihnen trotzdem danken. Auch und vor allem im Namen meines
Volkes.«
Janeway nickte. »Gern geschehen. Ich muss zugeben: Es fühlt
sich gut an, Millionen von Personen zu retten. Ganze
Sonnensysteme wurden vor der Vernichtung bewahrt.«
»Ja, das stimmt.« Tyla lächelte und zum ersten Mal begriff sie:
Es war tatsächlich ein angenehmes Gefühl, anderen zu helfen.
Sie wollte sich gern an dieses Empfinden erinnern.
»Sind Sie bereit, uns noch ein letztes Mal zu helfen?«, fragte
Janeway.
»Natürlich.«
»Mein Pilot braucht eine Ruhepause. Wie wär’s, wenn Sie die
Voyager zu Ihrer Heimatwelt fliegen?«
Tyla hätte die Kommandantin am liebsten umarmt.
Sie hielt ihr Grinsen lange genug zurück, um zu antworteten:
»Mit großem Vergnügen.«
»Tom…« Janeway schmunzelte und klopfte Tyla auf den
Rücken. »Weisen Sie die junge Dame kurz ein und überlassen
Sie ihr dann die Navigationsstation.«
»Gern, Captain.« Paris stand auf und streckte sich, als Tyla
vortrat und den Platz des Piloten einnahm. Sie passte gut auf, als er die Kontrollen erklärte, für den Fall, dass sie irgendetwas
übersehen hatte.
Wie sich herausstellte, hatte sie ihn lange genug beobachtet,
um alles zu verstehen.
Paris wich beiseite. »Sie ist bereit. Schon seit einer ganzen
Weile, glaube ich.«
»Sind Sie so weit, Tyla?«, fragte Janeway.
Das Herz schlug der Lekk bis zum Hals empor und ein flaues
Gefühl entstand in ihrer Magengrube. Trotzdem war sie absolut
sicher, das schönste und beste Raumschiff fliegen zu können,
das sie je gesehen hatte.
»Ja.«
»Dann bringen Sie uns zu Ihrer Heimatwelt, Tyla.«
»Ja, Captain«, bestätigte sie. »Voyager an Lekk-
Systemkontrolle«, sagte sie dann.
»Auf den Schirm.« Janeway ließ sich in den Kommandosessel
sinken und trank einen Schluck Kaffee.
»Lekk-Systemkontrolle an Voyager, Sie sind mehr als
willkommen. Das ganze System steht in Ihrer Schuld. Halten Sie
sich für den Empfang von Orbitalinstruktionen bereit.«
»Die Nachricht von den jüngsten Ereignissen scheint schneller
gewesen zu sein als wir«, sagte der neben Janeway sitzende
Chakotay.
Auf dem Hauptschirm erschien das ernste Gesicht von
Lieutenant Grann. Tyla und Grann hatten die ersten Jahre des
Dienstes beim Militär gemeinsam hinter sich gebracht. Er war
schließlich Offizier bei der Systemkontrolle geworden, und Tyla
Pilotin.
»Danke, Kontrolle«, erwiderte Tyla und blieb ebenfalls sehr
ernst. »Wir sind in Bereitschaft.«
Nach einem Moment sah Grann auf. Es dauerte einige
Sekunden, bis er begriff, was er sah: eine Lekk-Pilotin an den
Navigationskontrollen des Raumschiffs, das ihr Heimatsystem
gerettet hatte. Und die Pilotin war Tyla.
Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Nach einer
kurzen Pause öffnete er ihn erneut und heraus kam ein leises
Quieken.
Hinter Tyla lachten Janeway Chakotay und Fähnrich Kim.
Tyla stimmt mit ein. Sie lachte von Herzen, zum ersten Mal
seit langer, langer Zeit.
Sie wusste: Dank der Menschen und ihres wundervollen
Schiffes würde sie noch oft Gelegenheit erhalten, auf diese
Weise zu lachen.
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