Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
Schutzschirme der Gravitation bleiben stabil«, meldete Kim.
Damit bestätigten sich Janeways Befürchtungen. Sie hatte
geahnt, dass die Xorm über bessere und leistungsfähigere
Technik verfügten als die Qavoks. Vermutlich hatten sich die
Reptilienwesen stets auf den Vorteil der zahlenmäßigen
Überlegenheit verlassen, so wie auch heute.
»Feuern Sie erneut, Mr. Tuvok.«
Das Xorm-Schiff kam ihnen zuvor. Wieder raste der Voyager
ein grüner Energiestrahl entgegen und traf die Bugschilde.
Diesmal waren die Erschütterungen so heftig, dass Janeway
nach rechts aus ihrem Sessel geworfen wurde. Sie prallte hart
auf den Boden – was sicher zu blauen Flecken an der Schulter
führte –, rollte herum und kam sofort wieder auf die Beine.
»Status des Shuttles?«
»Ein Traktorstrahl ist ausgefallen«, antwortete B’Elanna.
»Aber der andere hält ihn weiterhin fest.«
»Wir dürfen ihn nicht verlieren«, sagte Janeway.
Die Triebwerke des Shuttles funktionierten nicht, und wenn er
so nahe beim binären Neutronenstern verloren ging… Janeway
stellte sich ein Floß vor, das auf einem Fluss trieb, einem nahen Wasserfall entgegen. Wenn sich das kleine Raumschiff aus der
energetischen Verankerung löste, mussten sie es sofort
zurückholen – andernfalls verschwand es im
Gravitationsschlund des binären Neutronensterns.
»Feuer«, ertönte Tuvoks Stimme aus den Kom-Lautsprechern.
Zwei weitere Phaserstrahlen trafen die Schutzschirme des
Xorm-Schiffes.
»Die Sensoren registrieren Schäden«, sagte Kim. »Die Schilde
sind nicht mehr stabil und an Bord sind Brände ausgebrochen.«
»Können Sie den Transferfokus auf den zweiten Warpkern
richten?«, fragte Chakotay.
»Ausgerichtet«, meldete der junge Fähnrich knapp.
»Beamen Sie ihn ins All, und zwar ohne die Generatoren für
das Eindämmungsfeld«, sagte Janeway. »Und achten Sie darauf,
dass die Explosion ohne Einfluss auf den binären
Neutronenstern bleibt.«
»Erledigt«, meldete Kim einige Sekunden später.
Auf dem Hauptschirm blitzte es auf. Ein neuer Stern schien zu
entstehen, verblasste dann schnell.
Erneut feuerten die Xorm.
Die Voyager schüttelte sich.
»Offenbar sind sie ziemlich sauer auf uns«, meinte Paris.
»Kapazität der Schilde bei zwanzig Prozent«, sagte Chakotay.
»Und wir haben den Shuttle verloren. Ich lasse von den
Sensoren eine automatische Positionsbestimmung vornehmen.
Der Orbit wird instabil.«
»Holen Sie den Shuttle zurück, B’Elanna«, wies Janeway die
Chefingenieurin an.
»Beim letzten Treffer sind die Traktorstrahlprojektoren
ausgefallen«, erwiderte B’Elanna. »Ich versuche, sie zu
reparieren.«
»Richten Sie den Transferfokus aus, Fähnrich. Und sorgen Sie
dafür, dass wir jederzeit den Transporter einsetzen können.«
»Verstanden«, sagte Kim.
»Tuvok«, wandte sich Janeway an den Vulkanier, »halten Sie
durch, bis wir Sie zurückholen.«
»Etwas anderes bleibt uns kaum übrig«, entgegnete Tuvok.
Janeway nickte. Sie wusste natürlich, dass er Recht hatte. Ihm
blieb keine andere Wahl als zu warten.
Vor nicht allzu vielen Stunden – und doch vor einer Ewigkeit –
hatte Lieutenant Tyla versucht, diesen Shuttle zu entführen und
damit zu entkommen. Jetzt durfte sie zum zweiten Mal dabei
helfen, ihn zu fliegen. Sie war stolz auf das Vertrauen, das
Captain Janeway ihr schenkte, und sie wollte die Kommandantin
auf keinen Fall enttäuschen.
Die von ihr abgefeuerten Phaserstrahlen hatten das Ziel nicht
verfehlt. Es geschah zum ersten Mal, dass sie auf ein
Raumschiff der Xorm schoss. Und es ging darum, die
Heimatwelt der Qavoks zu retten. Für den Erzfeind ihres Volkes
Partei zu ergreifen… Eines stand fest: Seit ihrer Rettung durch
die Voyager hatte sich Tylas Blickwinkel verschoben.
Sie sah die Dinge jetzt mit ganz anderen Augen.
Als die Voyager vom ersten grünen Energiestrahl getroffen wurde, erbebte der Shuttle so heftig, dass Tyla befürchtete, er
könnte auseinander brechen. Nur mit Mühe gelang es Tuvok
und ihr, in den Sesseln zu bleiben. Die Lekk stieß mit der
Schulter an die Konsole, ließ sich von dem Schmerz aber nicht
ablenken.
Der zweite Strahl löste die energetische Verbindung zwischen
dem Shuttle und der Voyager. Das kleine Raumschiff trieb vom größeren fort.
Tyla wusste, dass es kaum Aussicht auf Rettung gab. Immer
wieder erzitterte der Shuttle heftig, während er durch den
Gravitationsschacht des binären Neutronensterns fiel. Er neigte
sich
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