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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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dem er nichts wusste, den ich jedoch nicht
     im Eifer des Gefechts ausspielen wollte. Die Freude würde viel größer sein, wenn Zeppo schließlich |90| merkte, dass er, ob er wollte oder nicht, doch genau das tun würde, was ich von ihm verlangte.
    «Ich glaube, du hast dich klar und deutlich ausgedrückt», sagte ich.
    «Gut.»
    Einen Augenblick sagte keiner von uns etwas. Ich räusperte mich. «Falls du jetzt alles losgeworden bist – ich rufe übrigens
     an, weil du wissen solltest, dass Miriam gestern in der Galerie gewesen ist.»
    «Und?»
    «Anscheinend warst du mal mit einer Nichte einer ihrer Freundinnen   … äh, befreundet.» Ich wiederholte, was sie uns über die Rasierklingen erzählt hatte. Das verbesserte sofort seine Laune.
    «Gott, das hatte ich ganz vergessen.» Er lachte. «Scheiße, wie hieß sie noch? Carol? Jenny? Ich kann mich nicht erinnern.
     Hat sie sie benutzt?»
    «Weißt du das nicht?»
    «Woher sollte ich? Glaubst du, ich habe sie angerufen, um zu fragen, ob sie Selbstmord begangen hat?»
    «Hat sie nicht. Offensichtlich haben sie die Rasierklingen so empört, dass sie davon Abstand genommen hat.»
    «Schade. Mir gefiel der Gedanke, dass sich jemand wegen mir umbringt.»
    «Tja, so leid es mir tut, dich enttäuschen zu müssen, aber darum geht es jetzt nicht. Der Punkt ist, dass Anna es weiß.»
    «Na und?»
    «Es lässt dich nicht gerade im besten Licht dastehen, oder? Wir haben die ganze Zeit versucht, einen guten Eindruck zu erwecken,
     und jetzt das!»
    |91| «Donald, du machst dir zu viele Sorgen. Außerdem hättest du sie ja davon überzeugen können, dass ich nett und anständig
     bin. Aber damit kriegt man sowieso keine Frau ins Bett. Es geht darum, ihre Leidenschaft anzuheizen, nicht darum, dass
     sie mich zum Nachbarn des Jahres wählt.»
    «Ja, trotzdem   …»
    «Vertraue mir. Dadurch wirke ich nur umso interessanter. Frauen lieben Arschlöcher. Es wird sie nur noch neugieriger machen.»
     Er machte eine dramatische Pause. «Und nach allem, was ich über Marty gehört habe, wird sie wahrscheinlich dringend jemanden
     brauchen, mit dem sie ein bisschen Spaß hat.»
    Ich sollte offenbar nachfragen, was das zu bedeuten hatte. Was ich auch tat.
    «Erinnerst du dich an den Typen mit den Dreadlocks von Samstagabend?», fuhr er zufrieden fort. «Also, er ist ein Homo,
     und jetzt rate mal, wen er in Schwulenclubs gesehen hat?»
    Ich war skeptisch. «Marty?»
    «Bingo.»
    «Bist du sicher?»
    «Stevie ist sich sicher. Nachdem ihr weg wart, hat er mir erzählt, dass er ihn aus einem Club namens Pink Flamingo wiedererkannt
     hat.»
    «Ist er sich sicher, dass es Marty war?»
    «Sagt er. Er hat sich an ihn erinnert, weil er dort immer allein war und mit niemandem gesprochen hat. Hat nur dagesessen.»
    «Das muss nicht bedeuten, dass er homosexuell ist, oder?»
    Zeppo lachte. «Wenn dir ein anderer Grund einfällt, |92| warum jemand in eine Bar geht, wo die Kellner oben ohne servieren und Lederchaps tragen, dann lass hören.»
    Ich war bereit, fast alles über Marty zu glauben. Aber das erschien unglaubwürdig. «Vielleicht war ihm nicht klar, dass
     es ein Schwulenclub ist.»
    «Mach keine Witze.»
    Ich hatte trotzdem Zweifel. «Aber was ist mit Anna?»
    «Was soll mit ihr sein? Vielleicht ist er bi. Oder er versucht, hetero zu werden.» Er kicherte. «Finde dich damit ab, Donald.
     Unser Marty ist eine verkappte Schwuchtel.»
    «Mein Gott.» Ich wusste nicht, welchen Reim ich mir darauf machen sollte. «Warum hast du mir das nicht sofort gesagt?»
    «Wozu? Ich habe es dir jetzt gesagt, oder? Du hättest auch nichts machen können, wenn ich es dir sofort gesagt hätte.»
    Zeppos Rache, weil ich über ihn gelacht hatte. «Meinst du, dass Anna davon weiß?», fragte ich.
    «Keine Ahnung. Aber ich finde, sie sollte es wissen, oder?»
    «Du willst es ihr sagen?»
    «Darüber sollte man jedenfalls mal nachdenken. Aber jetzt noch nicht. Wenn ich nicht vorsichtig bin, hat sie nachher die
     Schnauze voll von mir. Besonders wenn sie bereits davon weiß. Ich finde, wir sollten die Sache erst mal im Kopf behalten
     und schauen, was passiert. Es ist immer gut, etwas in der Hinterhand zu haben.»
    Dem konnte ich nur zustimmen. «Und was hast du als Nächstes vor?»
    «Tja, in Anbetracht der Lage ist es meiner Meinung nach an der Zeit, einen Schritt weiter zu gehen.»
    «Ich denke, du wolltest die Sache langsam angehen?»
    |93| «Was denkst du denn, was ich die ganze Zeit gemacht habe? Mein

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