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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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penetrant. Bei dem Gedanken fiel |99| mir ein, dass sie jeden Augenblick zurückkommen müsste. Beinahe verzweifelt fragte ich mich, wie ich diese dämliche Frau
     vorher loswerden konnte.
    «Ich habe übrigens das Puppenhaus bekommen», sagte sie, während ich noch überlegte.
    «Das Puppenhaus   …?»
    «Von der Auktion. Auf der wir uns getroffen haben.»
    «Ach so, verstehe   … Äh, schön.»
    «Ja, ich habe mich auch gefreut. Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, es zu kriegen, aber dieses Mal schien kein
     anderer Bieter interessiert zu sein. Auf jeden Fall nicht so interessiert, wie ich befürchtet hatte. Es ist viktorianisch.
     Ein wirklich ziemlich hübsches kleines Ding. Ich bin mir überhaupt nicht mehr sicher, ob ich es verkaufen will. Manchmal
     zerreißt es einem das Herz, wenn man etwas kauft, nur um es wieder verkaufen zu müssen. Andererseits läuft das Geschäft
     nun einmal so, nicht wahr? Ich könnte mir vorstellen, dass es Ihnen bei manchen Gemälden ganz genauso geht.»
    «Äh, ja   …» Es gab nur sehr wenige Gemälde, die mir so gefielen, dass ich sie behalten wollte, aber es war einfacher, ihr zuzustimmen.
     Ich schaute auf meine Uhr und hoffte, dass sie den Wink verstehen würde. Anna müsste eigentlich längst zurück sein.
    «Entschuldigen Sie, ich rede und rede. Halte ich Sie von der Arbeit ab?»
    «Ich erwarte tatsächlich jeden Augenblick jemanden. Einen Kunden.»
    «Oh, tut mir leid. Das hätten Sie sagen sollen.» Sie berührte meinen Arm, als sie sich entschuldigte. Fast wäre ich zurückgezuckt.
     «Das ist mein Problem. Ich bin ein kleines |100| Plappermaul. Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist.» Sie lachte. «Na ja, dann gehe ich mal wieder. Eigentlich bin ich
     vorbeigekommen, um zu schauen, ob ich Sie irgendwo zum Essen oder auf einen Kaffee einladen kann, aber Sie sind anscheinend
     zu beschäftigt.»
    Das überraschte mich, und ich wollte ihr gerade bedauernd zustimmen, als die Tür aufging. Es war Anna.
    Sie bemerkte die Frau und begrüßte sie lächelnd.
    «Tut mir leid, dass ich zu spät komme.»
    «Kein Problem.» Mit einem Mal wurde mir die Anwesenheit der Frau erst richtig bewusst. Sie hatte sich umgedreht und lächelte
     Anna an. Ich wollte sie gerade widerwillig vorstellen, als mir klarwurde, dass ich mich an ihren Namen nicht erinnern konnte.
    «Anna, auf meinem Schreibtisch liegt ein Katalog. Könnten Sie ihn mir bitte holen?» Etwas anderes fiel mir nicht ein, um
     mir die drohende Peinlichkeit zu ersparen.
    Sie hängte ihren Mantel auf. «Ja, natürlich.» Sie lächelte noch einmal die Frau an und ging dann noch oben.
    «Das ist meine Assistentin», sagte ich überflüssigerweise.
    «Hübsches Mädchen.» Sie berührte wieder meinen Arm. «Ich gehe lieber. Ich will nicht stören, wenn Ihr Kunde kommt. Wenn ich
     nächstes Mal in der Gegend bin, rufe ich Sie vorher an, ja? Vielleicht haben Sie dann mehr Zeit, und wir können einen Kaffee
     trinken oder so.»
    «Ja, natürlich.» Ich hätte alles gesagt, um sie loszuwerden. Ich ging zur Tür. Sie blieb auf der Schwelle stehen und reichte
     mir die Hand.
    «War nett, Sie wiederzusehen. Und Ihre Galerie gefällt mir wirklich. Sehr eindrucksvoll.»
    |101| Ich lächelte und sagte irgendetwas in der Art von danke. Dann ging sie endlich. Ich machte die Tür zu und widerstand dem Impuls,
     sie hinter ihr abzuschließen und zu verriegeln. Als ich zurück in die Galerie ging, kam Anna gerade die Treppe herunter.
    «Ich konnte auf Ihrem Schreibtisch keinen Katalog finden, Donald. Sind Sie sicher, dass er dort ist?»
    «Ist egal», sagte ich. «Ich schaue später nach.»
    «War das eine Kundin?»
    «Leider nein. Das war die Frau, die mir in den Wagen gefahren ist.»
    «Sie wirkten ein bisschen durcheinander. Ist alles in Ordnung?»
    «Jetzt, wo sie weg ist, ja. Sie wollte mich zum Essen einladen.»
    Anna hob ihre Augenbrauen. «Wirklich?» Sie lächelte. «Vielleicht will sie mehr als nur das Geld von der Versicherung.»
    Ein Schreck fuhr mir durch die Glieder. «Wie meinen Sie das?»
    «Na ja, Sie sind ein interessanter Junggeselle.»
    Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. «O nein, damit hat es nichts zu tun. Nein, ich bin mir sicher   … nein.»
    Anna grinste. «Man kann nie wissen. Ist sie verheiratet?»
    «Muss sie wohl, sie hat Kinder.»
    «Aha, aber hat sie einen Ehemann erwähnt?»
    Ich überlegte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass sie davon gesprochen hatte. Anna

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