Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
bist du erstarrt und angespannt, was entweder bedeuten könnte,
     dass du nervös bist oder dass du bereit bist, jederzeit aufzuspringen. Und so wie deine Kiefermuskeln zucken, würde ich
     sagen, dass eher das Letztere zutrifft, also höre ich lieber auf, bevor du wütend wirst und mir die Zähne einschlägst.»
    Als er fertig war, sagte niemand etwas. Die Blondine wagte sich als Erste vor. «Hey, das war echt krass!»
    Der Bann war gebrochen. Erleichtertes Gelächter kam auf. Alle rührten sich wieder.
    «Er hat dich durchschaut, Zepp», sagte der junge Mann mit den Dreadlocks. Zeppos Mund war zu einem Lächeln gefroren. Seine
     Kiefermuskeln zuckten aber immer noch.
    «Das ist echt genial! Das kannst du alles erkennen, wenn du jemanden nur anguckst?» Die Blonde war vollends beeindruckt.
    Marty fasste sich wieder an die Brille. Er schaute mit einem verschmitzten Lächeln zu Anna. «Nein, eigentlich nicht. Ich
     habe es mir nur ausgedacht.»
    |84| Für einen Moment entstand eine lähmende Stille. Dann fingen alle zu lachen an.
    «Dann war das also alles Schwachsinn? Echt?», fragte die Blondine. Marty nickte.
    «Sicher. Völliger Schwachsinn.» Er lächelte Zeppo an. «Oder?»
    Zeppo lächelte angestrengt zurück. «Ja.» Er entspannte sich und grinste. «Hab es ja nicht anders gewollt.» Ich fragte mich,
     ob auch die anderen merkten, wie wütend er war. Es erfreute mich so sehr, dass ich einen Schluck Bier trank. Marty hatte
     sich keinen Gefallen getan. Zeppo war nicht der Typ, der eine Demütigung einfach so hinnahm. Seine Wut auf Marty würde ihn
     nun noch mehr motivieren. Während das Gespräch weiterging und sich auf Marty konzentrierte, stand Zeppo auf und ging zur
     Toilette. Ich folgte ihm.
    «Wenn ich du wäre, würde ich den Wettkampf in Zukunft lieber auf rein körperlicher Ebene abhalten», brummte ich, als wir
     hineingingen.
    «Ach, leck mich», sagte er und schloss sich in eine Kabine ein.

[ Navigation ]
    |85| Kapitel 6
    Bis zur Mitte der nächsten Woche kamen mir in Folge dieses Abends zwei Gerüchte zu Ohren. Ein gutes und ein schlechtes. Das
     schlechte erfuhr ich von Miriam. Sie kam Montagnachmittag in die Galerie, um sich zu entschuldigen und Tratsch abzuladen.
    «Sie werden zu einer recht regelmäßigen Besucherin», sagte ich.
    «Ich weiß. Als Nächstes kaufe ich noch eins von Ihren grauenvollen Bildern. Könnte ich vielleicht einen Kaffee bekommen? Ich
     brauche unbedingt einen Koffeinschub.»
    «Ich hole Ihnen einen», sagte Anna.
    Miriam ließ sich auf einen Stuhl fallen. «Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen.»
    «Wofür?»
    «Für Samstagabend. Es war schrecklich.»
    «Aber nein!», log ich.
    «Donald, wir wissen beide ganz genau, dass es schrecklich war. Ich befürchte, ich eigne mich nicht als Gastgeberin. Und
     um ehrlich zu sein, hatte ich vergessen, wie langweilig einige meiner alten Freunde sind. Das hat man von Unifreundschaften.
     Ah, ich danke Ihnen.» Sie nahm Anna die Tasse |86| ab. «Mm. Schon besser. Jedenfalls wollte ich nur sichergehen, dass Sie alle noch mit mir reden.»
    «Wirklich, so schlimm war es nicht.»
    Sie nippte an ihrem Kaffee. «Donald, Sie sind ein netter Kerl, aber ein Lügner. Für Anna und Marty muss es bestimmt entsetzlich
     langweilig gewesen sein.» Als Anna höflich das Gegenteil beteuerte, winkte sie ab. «Und ich bin mir sicher, dass der arme
     Zeppo wünschte, er wäre nie da reingezogen worden.»
    «Ach, um Zeppo würde ich mir an Ihrer Stelle keine Sorgen machen», sagte ich. «Er ist nicht so empfindlich.»
    Sie zögerte. «Ja, das habe ich gehört», sagte sie spitz. «Woher kennen Sie ihn überhaupt?»
    Ich war sofort auf der Hut. «Im Grunde durch gegenseitige Bekannte.»
    «Dann ist er kein enger Freund von Ihnen oder so?»
    «Nun ja, ich kenne ihn noch nicht besonders lange, aber ich finde ihn ganz sympathisch», entgegnete ich, hin- und hergerissen,
     ob ich ihn in Schutz nehmen oder lieber so tun sollte, als hätte ich nicht viel mit ihm zu tun. Nachher hatte sie noch etwas
     gegen ihn in der Hand.
    «Aha.» Miriam trank noch einen Schluck Kaffee. Es war klar, dass sie Informationen hatte, und ich war mir keineswegs sicher,
     ob ich sie hören wollte. Auf jeden Fall nicht vor Anna. Aber es hätte merkwürdig gewirkt, wenn ich nicht nachgefragt hätte.
    «Warum?» Ich hoffte, unbesorgt zu klingen. Miriam stellte ihre Tasse ab. Ich hatte das Gefühl, dass sie sowieso nichts davon
     abgehalten hätte, es uns zu erzählen.
    «Ach,

Weitere Kostenlose Bücher