Voyeur
immer größer.
«Sie halten mich bestimmt für albern», sagte sie, nachdem sie wieder in der Universität angerufen hatte, «aber das passt
einfach nicht zu ihm. Ich kann nicht verstehen, warum er mir nicht irgendwie mitgeteilt hat, wo er ist.»
«Ich halte Sie nicht für albern, ich finde nur, dass Sie ein wenig überreagieren. Ich bin mir sicher, dass er bald auftaucht.»
«Aber wo steckt er bloß?»
«Ich weiß es nicht. Aber ich wette, dass er heute Abend zur gewohnten Zeit nach Hause kommt, mit einer völlig logischen
Erklärung.» Ich lächelte sie an. «Und, essen wir etwas zu Mittag?»
Anna wollte unbedingt in der Galerie bleiben, falls Marty |172| anrief. Ich ließ Sandwiches liefern, aber sie rührte ihres nicht an. Im Verlauf des Nachmittags wurde sie zunehmend nachdenklicher.
Sie rief erneut in der Universität an und erkundigte sich sogar bei der Telefongesellschaft, ob ihr Anschluss zu Hause defekt
war. Jedes Mal, wenn das Telefon klingelte, erstarrte sie, und wenn ich ranging, beobachtete sich mich ängstlich. Um vier
Uhr sagte ich ihr schließlich, dass sie nach Hause gehen könne.
«Sind Sie sicher?», fragte sie.
«Ganz sicher. Ich fahre Sie auch, wenn Sie wollen.»
«Nein, dass ist wirklich nicht nötig.» Es war offensichtlich, dass sie allein sein wollte. Auch wenn es mir nicht leichtfiel,
ließ ich sie gehen. «Wenn sich Marty hier meldet, sagen Sie ihm dann bitte, dass er mich anrufen soll?»
«Natürlich», antwortete ich. «Und keine Sorge. Es geht ihm bestimmt gut.»
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|173| Kapitel 12
Als mein Telefon an diesem Abend klingelte, war ich mir sicher, dass es Anna ist. Ich konnte mir nicht vorstellen, wer
es sonst sein sollte. Mit Zeppo hatte ich bereits gesprochen, und zu Hause riefen mich nur wenige Leute an. Doch die Stimme
am anderen Ende war ganz eindeutig nicht ihre.
«Mr. Ramsey?»
«Ja?» Die freudige Erregung, die kurz in mir aufgekommen war, verschwand.
«Hier ist Margaret Thornby.»
Der Name sagte mir nichts. Dann verband ich ihn mit der Stimme, die mir dunkel bekannt vorkam, und meine Stimmung wurde
noch gedrückter.
«Entschuldigen Sie die Störung», sagte sie, «aber ich habe mich gefragt, ob Sie nächsten Mittwoch wohl sehr beschäftigt
sein werden?»
Noch immer enttäuscht darüber, dass es nicht Anna war, verstand ich nicht gleich, worauf sie hinauswollte. «Nächsten Mittwoch?
Äh … ich …»
«Nächsten Mittwoch bin ich nämlich vormittags in der Stadt verabredet», fuhr sie fort. «Und da ich ja gesagt habe, dass
ich Ihnen das nächste Mal vorher Bescheid gebe, wenn |174| ich in der Nähe bin, dachte ich, ich klingle mal durch und schaue, ob ich Sie nicht zum Mittagessen einladen kann.»
Sie gab ein vergnügtes Lachen von sich, das mich völlig kaltließ. «Dieses Mal benachrichtige ich Sie lieber frühzeitig. Als
ich neulich in die Galerie hereingeschneit bin, habe ich Sie ja ein bisschen überrumpelt, deshalb dachte ich, es wäre nur
fair, Sie ausdrücklich zu warnen, bevor ich Sie wieder überfalle.»
Ich suchte verzweifelt nach einer Ausrede. «Äh … nächsten Mittwoch …» Ich hatte einen Geistesblitz. «Lassen Sie mich kurz in meinen Kalender schauen.»
Ich senkte für einen Augenblick den Hörer und hob ihn nach einer Weile wieder vor den Mund. «Okay, Mittwoch … Das ist der …?»
«Der Sechzehnte, glaube ich.»
«Genau, der Sechzehnte. Ach, was für ein Jammer. Da bin ich den ganzen Tag nicht in der Stadt.»
«Wirklich? Ach, wie schade.» Wenn wir in einem Raum gewesen wären, hätte sie mir bestimmt wieder eine Hand auf den Arm gelegt.
«Ja, es tut mir leid, aber Sie wissen ja, wie es ist …»
«Tja, die Geschäfte, nicht wahr?» Sie lachte. «Es wäre schlimmer, wenn Sie nichts zu tun hätten, oder?»
Noch einmal davongekommen, dachte ich und lachte ein wenig hysterisch. «Vielleicht haben wir das nächste Mal mehr Glück.»
«Ich weiß leider nur nicht, wann das sein wird. Wie gesagt, ich komme nur äußerst selten in die Stadt.» Wofür ich dankbar
war. «Aber bestimmt wird es irgendwann einmal klappen.»
Wir plauderten noch eine Weile über den Fortschritt, oder |175| besser gesagt den Stillstand, unserer jeweiligen Versicherungsansprüche, und als ich auflegte, war ich so erleichtert über
meine knappe Flucht, dass ich ihr gegenüber recht wohlgesinnt war. Dann fiel mir ein, was Anna gesagt hatte.
Ich hatte ihrer spaßigen Bemerkung, dass die Frau es
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