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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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aber klar, dass sie in der Universität angerufen haben musste. Die Furche blieb bestehen, nachdem sie die Verbindung
     unterbrochen hatte und erneut wählte. Dieses Mal wartete sie, ohne zu sprechen. Nach einer Weile legte sie auf.
    «Erfolg gehabt?», fragte ich, als sie zurückkam.
    |166| «Nein. Ich habe in der Uni angerufen, aber er ist nicht dort. Und zu Hause hebt auch niemand ab.»
    Ich tätschelte ihren Arm. «Schauen Sie nicht so besorgt! Er ist wahrscheinlich gerade auf dem Weg zur Arbeit.»
    «Aber er verspätet sich sonst nie. Und als ich heute Morgen vom Hotel aus zu Hause angerufen habe, ist auch keiner rangegangen.»
    «Na ja, vielleicht ist Ihr Telefon kaputt.»
    «Das glaube ich nicht. Es hat geklingelt. Und als ich gestern Abend zum ersten Mal angerufen habe, war es besetzt, es muss
     also funktionieren.»
    Das musste ich gewesen sein. «Nicht unbedingt. Kann sein, dass es am anderen Ende nicht klingelt. Das ist bei meinem Telefon
     mal so gewesen. Oder Sie sind beim ersten Mal mit der falschen Nummer verbunden worden. Es könnte eine Reihe von Gründen geben.»
    Die Furche zwischen ihren Augen wurde ein bisschen schmaler. «Sie haben wahrscheinlich recht. Aber es passt einfach nicht
     zu ihm, dass er nicht zu Hause war.»
    «Und wenn Ihr Telefon kaputt ist, sitzt er wahrscheinlich noch zu Hause und denkt sich, dass es Ihnen gar nicht ähnlich
     sieht, nicht anzurufen.»
    Sie lachte ein bisschen verlegen. «Ich weiß, es ist dumm von mir.»
    «Überhaupt nicht. Aber wenn Sie wollen, fahre ich Sie zuerst nach Hause. Ich schätze, Sie werden mir in der Galerie keine
     große Hilfe sein, ehe wir Sie nicht beruhigt haben.» Anna sah sofort erleichtert aus. «Würden Sie das tun? Haben Sie wirklich
     nichts dagegen?»
    «Natürlich nicht.»
    |167| Ich verstaute ihre Tasche im Kofferraum – dass er leer war, hatte ich bereits überprüft – und fuhr zu ihrer Wohnung. Zuerst
     plauderten wir über ihre Reise, doch je näher wir kamen, desto stiller wurde sie. Auch ich spürte eine Anspannung. Ich konnte
     nicht vollkommen sicher sein, dass Marty keinen Hinweis darauf zurückgelassen hatte, wohin er aufgebrochen war. Eigentlich
     hatte er keinen Grund dafür gehabt, aber ich würde glücklicher sein, wenn ich Gewissheit hätte.
    Da ich noch nie bei Anna gewesen war, musste sie mir den Weg zeigen, sobald wir Camden erreicht hatten. «Da ist es», sagte
     sie schließlich. Ich parkte vor dem Reihenhaus.
    «Soll ich hier warten?», fragte ich, hoffend, dass sie nicht ja sagen würde.
    «Nein, kommen Sie doch mit herein.»
    Ich folgte ihr um das Haus herum und eine Holztreppe hinauf zu einer Tür im ersten Stock. Anna schloss sie auf, und wir gingen
     hinein.
    «Marty?», rief sie. Ich blieb in der Küche, während sie den Rest der Wohnung durchsuchte. Es roch angenehm nach Kräutern
     und Gewürzen, darunter lag der eher bittere Geruch von abgestandenem Kaffee, den ein ausgetrockneter Papierfilter verströmte.
     In der Spüle zeugten eine schmutzige Müslischüssel, ein Becher und ein Löffel von Martys letztem Frühstück.
    Anna kam zurück in die Küche. Sie sah besorgter aus denn je. «Keine Nachricht, nichts. Ich verstehe es nicht. Er wusste doch,
     dass ich heute Morgen zurückkomme.»
    «Aber er konnte nicht wissen, dass Sie direkt hierherkommen, oder? Warum versuchen Sie es nicht noch einmal in der |168| Uni?» Ich lächelte zuversichtlich. «Währenddessen setze ich Wasser auf, okay?»
    Sie ging wieder ins Wohnzimmer, um anzurufen. Ich füllte den Kessel und suchte gerade nach dem Tee, als sie nur wenige Augenblicke
     später zurückkam.
    «Ich habe mit dem Leiter seiner Abteilung gesprochen. Er wollte selbst gerade hier anrufen. Marty war vor einer halben Stunde
     mit ihm verabredet und ist nicht aufgetaucht. Niemand weiß, wo er ist.»
    Ich schaute ein wenig besorgt. «Na ja   … vielleicht hat er es vergessen.»
    «So etwas passiert ihm nicht.»
    «Jetzt beruhigen Sie sich, Anna. Regen Sie sich nicht grundlos auf. Ich bin sicher, es gibt eine völlig logische Erklärung.»
    «Aber er wusste, dass ich ihn gestern Abend anrufen wollte. Ich habe es ihm gesagt, als ich am Abend davor mit ihm gesprochen
     habe, und er hat gesagt: ‹Dann bis morgen zur gleichen Zeit.›»
    «Manchmal kommt unerwartet etwas dazwischen. Sie haben doch selbst gesagt, dass besetzt war, als Sie es zuerst versuchten.
     Also muss er hier gewesen sein, oder?»
    «Wahrscheinlich.»
    «Und soweit er wusste, wollte ich Sie vom

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