Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VT07 - Niemandes Welt

VT07 - Niemandes Welt

Titel: VT07 - Niemandes Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
Vom Netzwerk:
ab. Der Pfeil drang mit einem dumpfen Laut in die Brust des Gruh, der von der Wucht des Treffers zwei Schritte zurückgeworfen wurde. Fast hätte er das Gleichgewicht verloren, doch die nachdrängenden Gruh verhinderten, dass er hinfiel.
    Stattdessen richtete er sich wieder auf und stapfte weiter auf Marie zu.
    Ihr Atem stockte. Antoinette hatte also die Wahrheit gesagt. Diese Wesen waren vollkommen schmerzresistent – ja, sie waren sogar unempfindlich gegen Verletzungen! Der Pfeil musste sich tief in die Lunge gebohrt haben, aber der Gruh taumelte einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Nur die Laute, die er ausstieß, wurden eine Spur keuchender, rasselnder.
    »In den Kopf schießen!«, rief Marie. »Man kann sie nur töten, indem man ihr Gehirn zerstört!«
    Diesmal wartete sie nicht, bis die Gardisten reagierten. Der eiserne Pfeil schnellte von der Sehne und fand sein Ziel genau oberhalb der Nasenwurzel des Gruh. Der stieß einen letzten Seufzer aus und stürzte zu Boden wie eine abgeschaltete Maschine.
    Marie griff in ihren Köcher und spannte den nächsten Pfeil ein. Der Gruh, den sie diesmal anvisierte, stelzte ruckhaft voran, als wären seine Kniegelenke steif. Genau in dem Augenblick, als Marie schoss, riss er den Mund auf. Der Pfeile zersplitterte den Oberkiefer, drang durch den Knochen ins Hirn. Der Gruh stürzte nach hinten und riss zwei andere Gegner mit sich, die sich jedoch sofort unter der Leiche hervorwälzten.
    Jetzt hatten auch die anderen Gardisten ihre Starre überwunden. Pfeil um Pfeil ging auf die Gruh nieder. Aber für jeden getöteten Gruh schienen sich zwei oder drei weitere aus dem Gras zu erheben. Der Raum, auf dem sich Marie und die Gardisten bewegen konnte, wurde immer enger.
    »Auf die Versorgungsstation!«, rief Marie. »Tragt den Verwundeten hinauf!«
    Die beiden Gardisten hoben den Bewusstlosen hoch. Marie sicherte die andere Seite der Pyramide ab, wobei sie Pfeil um Pfeil in das Heer der Gruh sandte – bis sich nur noch drei Pfeile in ihrem Köcher befanden. Aber die Gruh schienen immer noch dreißig oder vierzig zu zählen!
    Gehetzt blickte sich die Prinzessin um. Die beiden Gardisten hatten den Verwundeten auf die höchste Stufe der Versorgungsstation gebracht. Marie folgte ihnen, rückwärts gehend. Ihre Hoffnung war, dass die Gruh mit ihren ungelenken Bewegungen nicht die etwa anderthalb Meter hohen Absätze der Pyramide erklimmen konnten.
    Je höher Marie kam, desto tiefer sank ihre Hoffnung, aus diesem Schlamassel mit heiler Haut herauszukommen. Der Umkreis der Pyramide war inzwischen von Gruhleichen übersät. Die überlebenden jedoch – Maries Verstand sträubte sich, diesen Begriff in Zusammenhang mit diesen Geschöpfen überhaupt zu verwenden – stiegen einfach über die Gefallenen hinweg, bis sie den Absatz der Pyramide erreicht hatten.
    Maries Atem stockte, als der erste Gruh Anstalten machte, die Stufen der Pyramide zu erklimmen. Er rutschte ab, fiel nach hinten, wurde jedoch von der Masse der Leiber aufgefangen.
    Der zweite Versuch gelang, weil immer mehr der fahlen Gestalten von hinten nachrückten. Der Gruh wurde regelrecht nach oben auf die erste Stufe gedrückt. Ein triumphierendes Krächzen entrang sich seiner Kehle.
    Marie spannte einen Pfeil an und setzte dem Leben der Kreatur ein Ende. »Pfeile!«, rief sie den Gardisten zu. »Ich brauche mehr Pfeile!«
    Aber die beiden Männer hatten nun selber begonnen, auf die Gruh zu feuern. Nicht jeder Pfeil traf sein Ziel. Einer der vordersten Gruh zog sich grunzend die nächste Stufe hinauf. Aus seinem Oberschenkel und seiner Hüfte ragten die Stümpfe von insgesamt drei Armbrustpfeilen. Ein vierter, den Marie abfeuerte, zerschmetterte ihm die Stirn.
    Die Gardisten überließen Marie einen Großteil ihrer Munition. Insgesamt noch zehn oder zwölf Pfeile. Marie sandte einen nach dem anderen in die Masse der Gruh, und bis auf wenige Ausnahmen stürzte jedes Mal einer der Gegner leblos zu Boden.
    Trotzdem, es war ein einfaches Rechenexempel: Sie konnten nicht gewinnen.
    Als Marie den letzten Pfeil verschossen hatte, blickte sie sich zu den Gardisten um. Die hatten bereits ihre Schwerter gezogen. Die ersten Gruh waren nur noch wenige Stufen entfernt. Der verwundete Gardist lag am Versorgungsschacht. Offenbar hatte er noch nicht das Bewusstsein wiedererlangt.
    So stirbt er wenigstens, ohne etwas davon mitzubekommen, dachte Marie erschüttert.
    Sie zog mit dem Degen einen Halbkreis und schlug auf die vordersten der

Weitere Kostenlose Bücher