Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VT07 - Niemandes Welt

VT07 - Niemandes Welt

Titel: VT07 - Niemandes Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
Vom Netzwerk:
abfallen.
    »Kannst du uns zu ihnen führen?«, fragte Wabo. »Zu den Gruh.«
    Niemand streckte abwehrend die Hände aus. »Zu den Gruh? Niemals. Nein. Wenn Gruh treffen, dann tot. Dann Ende. Niemand euch nicht dorthin führen.«
    »Wir sind Feinde der Gruh«, erklärte Wabo. »Sie haben uns etwas geraubt – jemanden. Wir wollen sie vernichten. Wenn du dich hier unten auskennst, kannst du uns dabei helfen.«
    »Gruh böse«, murmelte Niemand. »Sehr böse. Fressen. Immerzu fressen. Niemals schlafen.«
    »Wo können wir sie finden?«, erkundigte sich Wabo.
    Niemand breitete die Arme aus. »Gruh allüberall. Immer da. Aufpassen. Sonst…« Er malte hörbar die Kiefer aufeinander.
    »Verzeihung, Herr Minister«, warf der Hauptmann ein, »aber ich glaube nicht, dass dieser Krüppel uns im Kampf gegen die Gruh eine Hilfe sein wird. Er ist ganz offensichtlich verrückt.« Cris trat an Niemand heran, packte ihn an den Haaren und deutete auf die handtellergroße Eindellung am Hinterkopf. Zwischen den langen dünnen Haaren lugte die Narbe einer schlecht verheilten Wunde hervor. »Da, seht nur. Er ist ganz offensichtlich auf den Kopf gefallen. Er ist schwächlich und hilflos. Die Gruh würden ihn mit einer Bewegung in der Luft zerreißen.«
    Niemand kreischte auf und riss sich los. Er sank auf die Knie und schlug sich auf den Hinterkopf, genau auf die alte Wunde. Wütend funkelten er Hauptmann Cris an – und der schien plötzlich zu erschrecken und wich einen Schritt zurück. »Nicht anfassen. Nicht anfassen!«, zeterte Niemand. »Böse Stelle… böse Stelle!«
    »Und doch hat er es offensichtlich geschafft, viele Jahre hier unten zu überleben«, erwiderte Wabo auf Cris' Einwurf. »Er kann uns zu ihnen führen«
    »Führen!«, krächzte Niemand und sprang begeistert auf. Der Schmerz am Hinterkopf schien vergessen. Er zog eine Grimasse. »Werde führen, ja. Führe überall hin. Wo gewünscht. Belohnung! Welche Belohnung?« Er starrte mit unverhohlener Gier auf die Waffen der Gardisten. Ein Speichelfaden lief ihm aus dem Mundwinkel. Wabo ließ es zu, dass er zaghaft seine Hand ausstreckte und über den gespannten Pfeil in der Armbrust strich.
    »Meehtall!«, flüsterte Niemand, so als müsste er sich erst wieder mühsam an ein fast vergessenes Wort erinnern. »Pfaaiiiel…«
    »Das ist eine Armbrust«, erklärte Wabo Ngaaba.
    »Ahm'bruhst«, echote Niemand und streckte die Arme aus.
    »Die kann ich dir nicht geben«, wehrte Wabo ab. »Ich brauche sie selbst.«
    Das Wesen stampfte wütend mit dem Fuß auf.
    »In Ordnung«, sagte Wabo rasch. »Ich werde sie dir geben, wenn du uns zu unserem Ziel geführt hast.«
    Niemand strahlte über das ganze Gesicht. »Ahm'bruhst!«, hechelte er. »Führen! Werde führen sofort!«
    »Wo befinden sich die Gruh jetzt? Haben sie eine Heimat? Oder so etwas wie einen Anführer?«
    »Dokk!«, erwiderte der Dürre grimmig und fletschte die Zähne. »Dokk! Dokk! Werde führen. Dann Ahm'bruhst mein…«
    Er löste sich von der Wand. Die Gardisten machten ihm auf Wabos Befehl hin Platz, und Niemand schlich mit lautlosen Schritten auf den Spalt zu. Dort angekommen, schnupperte er, sog tief die Luft ein und drehte sich um.
    »Gruh fort! Weg frei! Kommen… dann Ahm'bruhst geben…!«
    Sie setzten sich wieder in Marsch. Nur Hauptmann Cris schien mit seinen Gedanken woanders zu sein, denn er blieb stehen, bis Wabo Ngaaba ihn anrief. »Aufschließen, Hauptmann! Oder will er allein hier zurückbleiben?«
    Cris schreckte auf. »Was? Ja, sicher, sofort…«
    Wabo runzelte die Stirn. »Was ist mit ihm? Hat er einen Geist gesehen?«
    Nachdenklich nickte der spitzbärtige Hauptmann. »Geist, ja…«, murmelte er, dann erst schien er in die Wirklichkeit zurückzukehren. »Nein, natürlich nicht. Mir war nur, als hätte ich diesen… Niemand schon einmal gesehen. Er kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich weiß nicht…« Er schüttelte energisch den Kopf. »Ich muss mich irren. So einer Kreatur bin ich mit Sicherheit noch niemals begegnet.« Er straffte sich und packte seine Waffe fester. »Gehen wir.«
    ***
    ***
    ***
    Prinzessin Marie reagierte mechanisch. Die Armbrust aus dem Holster zu ziehen und zu spannen, war eins. Sie visierte den ersten der Gruh an, der mit aschfahler Miene auf sie zutaumelte. Seine Augen schienen in den Höhlen zu glühen, die Hände waren zu Klauen geformt. Er hatte den Mund aufgerissen und stieß tiefe Grunzlaute aus.
    Da sprang einer der Gardisten vor und feuerte seine Armbrust

Weitere Kostenlose Bücher