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VT07 - Niemandes Welt

VT07 - Niemandes Welt

Titel: VT07 - Niemandes Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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Bruchteil eines Herzschlags ihren Oberkiefer zerschmettern und das Gehirn durchbohren. Sie würde tot sein, bevor der Schmerz ihr Bewusstsein erreichte.
    Leb wohl, Vater. Leb wohl, Antoinette.
    Eine Gruhklaue legte sich von hinten um ihren Knöchel.
    Marie drückte ab.
    ***
    ***
    ***
    Der Gruh hinter ihr sank zu Boden. Der Pfeil hatte sich mit solcher Wucht in seine Stirn gebohrt, dass er zur Hälfte am Hinterkopf wieder austrat.
    Marie presste die Zähne aufeinander. Sie hatte es einfach nicht fertig gebracht, sich selbst zu töten. Nicht, solange sie noch die Kraft hatte, ein oder zwei dieser Monstren zur Strecke zu bringen!
    Da nahm sie einen riesenhaften Schatten am Fuß der Pyramide wahr. Sie blinzelte und sah näher hin.
    Es war ein wurmähnliches Ungetüm, und auf dessen Rücken ein Mann mit lederner Kleidung im Stehsattel, der sein Reittier an langen Zügeln führte.
    Ein Woormreiter!
    Wie eine Ramme pflügte das Tier durch die Reihen der Gruh, fegte die Gestalten hinweg oder zerquetschte sie unter seinem massigen Leib.
    Die Gruh, die bereits die Pyramide erklommen hatten, wandten sich um. Der neue Gegner erregte ihr Interesse. Er bot offenbar ein lohnenderes Ziel als die schlanke Prinzessin. Der Woorm war größer. Er versprach mehr Nahrung. Die Gruh ließen von Marie ab und taumelten die Pyramide hinunter.
    Die Prinzessin rang nach Luft und beobachtete, wie der Maelwoorm die Schar der Gruh dezimierte. Die Grauhäutigen gierten so sehr nach Nahrung, dass sie die tödliche Gefahr, die von dem Maelwoorm ausging, einfach ignorierten. Sie rannten förmlich in ihr Verderben.
    Während der Reiter mit der Linken die Zügel hielt, führte er mit der Rechten das Schwert und stieß immer wieder in die Menge der Gruh hinein. Zwei, drei der Monstren stürzten mit gespaltenem Schädel zu Boden.
    »Hierher!«, rief er Marie zu und bremste den Woorm am Fuß der Pyramide.
    Zwischen ihm und Marie befanden sich jetzt nur noch zwei Gruh, die grunzend die Stufen hinabkletterten. Der Reiter erledigte den vorderen mit einem Schwertstreich. Marie übernahm den zweiten und trieb ihm die Spitze des Schwertes in den Hinterkopf. Die Nackenwirbel brachen mit einem trockenen Knacken.
    Der Woormreiter ließ das Schwert in der Scheide verschwinden und streckte Marie die Hand entgegen. Mit einem Satz schwang sie sich von der untersten Stufe auf den Woorm. Der Reiter schlang die Linke um ihren Unterleib. Am Hof hätte sie ihm dafür eine schallende Ohrfeige verpasst – hier war sie einfach nur froh, dass er sie festhielt und damit verhinderte, dass sie bei dem rasanten Ritt durch die Menge der Grauhäutigen vom Rücken des Woorms rutschte.
    Der Reiter lenkte den Woorm von der Pyramide weg. Offenbar wollte er fliehen.
    »Non! Wir müssen die Gruh töten!«, widersprach Marie. »Es darf keiner von ihnen überleben.«
    »Es sind zu viele. Die toten Gruh würden den Maelwoorm durch ihre Leiber blockieren, und dann wären wir verloren.«
    Marie schwieg. Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht. Der Woormreiter schien einiges vom Kampf gegen die Gruh zu verstehen. Vielleicht stammte er aus einem der umliegenden Dörfer und hatte bereits seine Erfahrung mit den Grauhäutigen gesammelt.
    Der Maelwoorm pflügte weiter durch die Reihen der Gruh. Zwei, drei aschgraue Hände, die ihr zu nahe kamen, schlug Marie einfach ab. Dann ließ auch sie das Schwert wieder in der Scheide verschwinden.
    Der Maelwoorm tauchte im Dschungel unter. Marie warf einen letzten Blick zurück auf die Gruh, die ihnen zwar hinterher taumelten, aber viel zu langsam waren, um den Maelwoorm jemals einholen zu können.
    Der Reiter schien die Umgebung wie seine Westentasche zu kennen. Er führte den Woorm zwischen den Affenbrotbäumen hindurch in die Steppe, wo sie einem schmalen Flusslauf folgten, von dem sie eine halbe Stunde später zu einer Anhebung abzweigten, hinter der sich ein paar Bauernhütten in eine kleine Talsenke schmiegten.
    Das musste das Dorf Vilam sein, von dem Goodefroot berichtet hatte.
    Die Hütten boten ein friedliches, fast schon anmutiges Bild. Durch die Ritzen der Bambusrohre drang Feuerschein, und durch einen Lehmschlot drang Rauch in den Nachthimmel.
    Der Reiter stoppte den Maelwoorm vor einer der Hütten, aus deren Abzug ebenfalls ein dünner Rauchfaden strömte.
    »Du kannst absteigen. Wir sind da.«
    Marie sprang mit einem geschmeidigen Satz von dem Woorm herunter. Erst jetzt nahm sie den Geruch wahr, der wie klebriges Harz an ihr haftete. Ihre

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