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VT07 - Niemandes Welt

VT07 - Niemandes Welt

Titel: VT07 - Niemandes Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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ein fahles Licht getaucht wurde.
    »Was soll das?«, fragte Wabo Ngaaba scharf. »Wohin hast du uns geführt?«
    »Nur See«, sagte Niemand und legte den Kopf schräg. »Nur Wasser. Nichts weiter. Müssen durch, wenn zu Gruh wollen.«
    »Durch den See?«, echote Hauptmann Cris stirnrunzelnd.
    Nabuu teilte seine Zweifel. Er starrte in die Finsternis und versuchte das andere Ufer auszumachen. Vergeblich. Die spiegelglatte Oberfläche schien irgendwo mit den Felsen des Deckengewölbes zu verschmelzen.
    Wabo nahm einen Stein auf und warf ihn in das Wasser. Ein glucksendes Geräusch entstand, und konzentrische Wellen rollten träge zu allen Seiten davon.
    Niemand wich unwillkürlich zurück, aber die Gardisten stellten ihm sich in den Weg, sodass er nicht weiterkam.
    Nabuu wollte nicht in Wabos Haut stecken. Niemand wusste, wie tief der See war oder was darin auf sie lauerte. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass sich Gruh darin befanden – aber er konnte sich auch nicht vorstellen, dass die Gruh auf dem Weg zu ihnen diesen See durchquert hatten. Wie aber waren sie dann vorhin in ihre Nähe gelangt?
    »Es muss einen anderen Weg geben«, beharrte Ngaaba, der offenbar denselben Schluss gezogen hatte.
    Niemand schüttelte hastig den Kopf. »Nein. Kein anderer Weg. Einziger Weg. Einziger.«
    »Wo werden wir ankommen?«
    »Wo ankommen?«, fragte der Verkrüppelte stirnrunzelnd. »Anderes Ufer. Wo sonst?«
    »Wie breit ist der See?«
    »Nicht breit. Überhaupt nicht breit. Hundert Meter vielleicht. Kann leicht durchschwimmen.«
    »Gut. Dann schwimmst du voraus.«
    Die dürre Gestalt streckte abwehrend die Hände aus. »Geht nicht! Maman wird das nicht wollen. Maman dann vielleicht böse auf Niemand, weil Niemand nicht schwimmen kann. Niemand untergehen. Sterben.« Er streckte die Zunge heraus und riss die Augen auf, als ob er keine Luft mehr bekäme. »Ahm'bruhst geben, dann Niemand gehen.« Er streckte fordernd die Hände aus.
    »Maman?«, rief Cris alarmiert. »Wer ist das?«
    »Das könnte dir so passen«, erwiderte Wabo. »Du wirst uns begleiten, bis wir die Gruh gefunden haben.«
    »Ahm'bruhst geben! Versprochen haben!« Niemand stampfte wütend mit dem Fuß auf.
    Hauptmann Cris packte ihn bei den Haaren und nahm ihn in den Schwitzkasten. Dann drückte er leicht auf die Delle am Hinterkopf. »Na, wie gefällt dir das? Spürst du deine ›böse Stelle‹…?«
    Niemand schrie.
    »Mach endlich dein Maul auf!«, brüllte Cris. »Wer ist diese Maman? Wartet sie hinter dem See auf uns? Hast du uns in eine Falle gelockt?«
    Niemand kreischte und zeterte und versuchte sich aus dem Griff zu befreien.
    »Höre er auf!«, befahl Wabo dem Hauptmann. »Was er tut, ist unmenschlich!«
    Aber da hatte sich Niemand bereits losgerissen und war mit einem Satz vor Cris zurückgewichen. Der Hauptmann spannte blitzschnell einen Pfeil in die Armbrust und richtete sie auf den Verkrüppelten. »Hier hast du deine Armbrust, du armseliger Kretin!«
    »Nicht schießen!«, rief Wabo.
    Cris senkte die Waffe. »Was sollen wir noch mit ihm? Er kann uns offenbar nicht weiterführen.«
    Wabo Ngaaba blickte den Hauptmann kalt an. »Wir nehmen ihn mit. Wenn wir die andere Seite des Sees erreicht haben, werden wir…«
    Er unterbrach sich, als Niemand wie von der Sehne geschnellt zwischen den Gardisten hindurch sprang und im Dunkel des Labyrinths verschwand.
    »Ihm nach!«, rief Wabo.
    Zwei, drei Gardisten stürzten hinterher. Nabuu hörte, wie ihre Schritte im Labyrinth verhallten. Nach einer Minute kehrten sie zurück.
    »Er ist verschwunden, Herr Minister!«
    Wabos Kiefer mahlten aufeinander.
    Hauptmann Cris sandte ihm einen verächtlichen Blick zu. »Wir hätten ihn töten sollen. Jetzt wird er die Gruh auf uns hetzen und…«
    »Wage er es nie mehr, einen meiner Befehle in Frage zu stellen!«, unterbrach Wabo. »Er hat ihm Angst eingejagt.«
    »Der Krüppel hat uns in eine Falle geführt!«
    »Er hat sich vor der Waffe gefürchtet!«, beharrte Wabo Ngaaba. »Nur deshalb ist er geflohen.«
    Der Hauptmann presste wütend die Lippen zusammen.
    Wabo wandte sich wieder dem See zu. »Ich glaube, dass dieser See den ›Wütenden Herrn‹ speist. Vielleicht befindet sich hier sogar seine Quelle. Wir werden ihn durchschwimmen und auf der anderen Seite weitergehen. Wenn er tatsächlich nur hundert Meter breit ist, ist es gut möglich, dass die Gruh ihn ebenfalls durchquert haben.«
    Unter den Gardisten erhob sich Gemurmel. Unverkennbar waren sie nicht

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