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VT10 - Tod im Blut

VT10 - Tod im Blut

Titel: VT10 - Tod im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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Kinderknie versorgten, und wie lange war das her?
    »Dreißig Winter«, sagte die Geisterfrau. Plötzlich hielt sie inne, sah zu ihm auf. »Geh nicht nach Kilmalie, Ngomane! Es ist nie gut, die Nähe der Toten zu suchen, aber besonders jetzt nicht.«
    »Was ist jetzt anders als sonst, Mame?«
    Wortlos zeigte Issa Maganga nach oben. Das Hüttendach war fort, und unter einem Nachthimmel voll unwirklicher Helligkeit flatterten schwarze Vögel vorbei. Hunderte, vielleicht sogar Tausende. In völligem Schweigen. Ngomane sah, wie sich ihre Schnäbel bewegten, und er glaubte den Schlag ihrer Flügel zu hören. Doch da war kein Laut. Nichts.
    »Wer sind die?«, fragte er mit schwerer Zunge. Eine rätselhafte Müdigkeit hatte sich seiner bemächtigt, die kein Erstaunen zuließ und Ngomane auf ihren dunklen Schwingen über alle Grenzen trug – an einen Ort, wo die Frage einfach nicht existierte, ob das alles nur ein Traum war. Aber die Vögel waren so real!
    »Wer sind die?«, fragte Ngomane erneut, und die Geisterfrau sagte es ihm.
    »Das sind die Toten von Kilmalie. Folge ihnen, und du wirst das Verderben nach kwaBulawayo bringen!«
    ***
    Dr. Aksela hatte einige Stunden mit Hilfe des schweigsamen François intensiv gearbeitet, als die Tür aufflog. Im Rahmen stand eine junge Frau, schlank und in der Uniform der kaiserlichen Leibwächter. »Wo ist Nabuu?« Sie schien völlig außer Atem zu sein.
    Dr. Aksela setzte das Glas mit der Flüssigkeit ab, die sie gerade untersucht hatte. Erst jetzt erkannte sie Tala – die junge Frau, die sie in Wimereux behandelt hatte. Nabuus Freundin, wenn sie nicht irrte.
    »Nabuu ist nebenan«, gab sie Auskunft. »Er schläft und sollte…« Die junge Frau hörte gar nicht mehr zu, sondern lief bereits zur Tür. François wollte ihr eilig folgen, doch Aksela warf ihm einen Blick zu, der »Ich mache das schon« sagte. Der junge Pfleger zuckte mit den Achseln, kehrte an seinen Arbeitsplatz zurück und mahlte weiter Kräuter mit dem Mörser.
    Die Ärztin folgte der jungen Frau, die entsetzt vor Nabuus Bett stehen geblieben war. »Was ist mit ihm? Ihr könnt ihm doch helfen, oder? In Wimereux heißt es, es gebe ein Heilmittel, und ihr hättet es erfunden!«
    Dr. Aksela wunderte sich nicht zum ersten Mal darüber, wie schnell sich Nachrichten im Reich Pilatre de Roziers verbreiteten. Aber dennoch, so schmeichelhaft das im ersten Moment klang, ihr wurde klar, dass sie jetzt erst recht unter dem Zugzwang stand, das Heilmittel auch wirklich zu finden.
    Zu viele Menschen verließen sich darauf. Und Marie war aus ihrer Bewusstlosigkeit immer noch nicht erwacht!
    Aksela suchte nach Worten, das alles der jungen Frau zu erklären, und fand keine. Sie ging einen Schritt auf die Leibwächterin des Kaisers zu und legte eine Hand auf deren Schulter. »Ihr seid Tala, Nabuus Freundin, richtig?«, fragte sie sanft.
    Die zierliche junge Frau schluckte. »Ja… Der Kaiser und ich haben ihn bei der Großen Grube in einen Käfig gesperrt gefunden und hierher gebracht. Seitdem verzehre ich mich vor Sorge um ihn, aber ich musste erst meinen Dienst ableisten.«
    Aha, dachte die Ärztin. So ist das also. »Kommt, Tala«, sagte sie. »Nabuu schläft jetzt. Ich glaube, ihr braucht erst einmal etwas zu trinken.« Behutsam führte sie die junge Frau wieder aus dem Zimmer.
    Sie brachte Tala in den Nebenraum, bat sie, sich zu setzen, und reichte ihr eine Tasse Tee. Sie ließ ihr Zeit, sich zu sammeln, dann versuchte sie mehr aus ihr herauszubekommen.
    Es interessierte sie, die näheren Umstände zu erfahren, unter denen die kaiserliche Roziere auf Nabuu gestoßen war. Und auch den eigentlichen Zweck der Reise nach Orleans-à-l’Hauteur kannte sie noch nicht.
    »Der Kaiser möchte sich selbst ein Bild von den Vorgängen machen«, brachte Tala schließlich hervor, nachdem sie sich etwas beruhigt hatte. »Zurzeit konferiert er mit dem Sonderbeauftragten für Militärisches, mit Prinzessin Antoinette und den anderen Mitgliedern des Kabinetts. Er will von ihnen hören, wie es um die Gruh und auch um Orleans steht.«
    Dr. Aksela atmete auf. Vielleicht war es ja doch nicht zu spät, den Ereignissen eine gute Wendung zu geben, wenn sich jetzt der Kaiser selbst der Dinge annahm.
    Tala sah stirnrunzelnd auf. »Dabei dachten wir schon, ihr hättet die Probleme selbst gelöst. Als wir über die Gegend geflogen sind, sahen die Dörfer und Felder zwar verwüstet aus, aber es waren keine dieser Gruh auszumachen.« Sie senkte den Blick.

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