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VT11 - Flammender Himmel

VT11 - Flammender Himmel

Titel: VT11 - Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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von dem Mädchen Nandi!«, befahl sie. »Alles, was ihr gehört und erlebt habt. Jede Kleinigkeit.«
    Issa Maganga hörte schweigend zu, während die Drei ihr Bericht erstatteten. Sie rührte sich nicht, sie fragte nichts. Nur einmal sah sie auf: als Ngomane von dem Frakkenbiss sprach und die Prozedur des Ausbrennens beschrieb.
    Nachdem er geendet hatte, breitete sich Stille aus unter den Bäumen. Die Geisterfrau schien in Gedanken versunken, spielte abwesend mit einem Amulett aus Holz und Zähnen, das zwischen ihren schlaffen Brüsten hing. Dann nickte sie ein paar Mal, als hätte sie eine Entscheidung getroffen.
    »Du hast es gut gemeint, Ngomane. Aber das Mädchen war verloren, lange bevor dein Messer in die Flammen tauchte«, erklärte sie. »Und ich weiß auch, wer die Schuld daran trägt!«
    »Wer, Mame? Sag es mir, und ich töte ihn!«
    »Ich wüsste nicht, wie du das anstellen solltest. Du kannst Raubtiere im Nebelwald jagen, und Fische in den Bächen.« Die Geisterfrau lächelte provozierend. »Aber wie willst du jemanden töten, der zwischen den Wolken lebt?«
    Ngomanes Faust sank herunter. »Du meinst… den iFulentshi[1]?«
    Als keine Antwort kam, schüttelte er den Kopf. »Der selbst ernannte Kaiser hat nichts mit Nandis Schicksal zu tun! Er war weder da, als die Hirnfresser… die Gruh in Kilmalie wüteten, noch hat er sich später dort blicken lassen, der feige Hund!«
    »Trotzdem ist er schuldig, Ngomane. Denk nach!« Issa Maganga wies mit dem Finger über ihre Schulter. »Die Ebene hinter dem Wald ohne Namen, das war früher alles Savanne. Wildes Land, das den wilden Tieren gehörte. Dann kam der Weiße. Der iFulentshi. Er wollte Korn und Mais essen, deshalb wurden Felder angelegt. Er brauchte Bauern, darum wurde Kilmalie errichtet. Dann baute er Wolkenstädte, brauchte immer mehr Korn, und so wurden die Felder immer größer.« Die Augen der Geisterfrau funkelten. »Am Ende war die ganze Savanne ein einziger Acker.« Sie nickte grimmig. »Und das, Ngomane, hat die Frakken angelockt! Denen wiederum folgten die Krähen. Aber sie gehören auf die Felsen des Kilmaaro, nicht in die Ebene!«
    Schwer atmend hielt sie einen Moment inne. Dann fuhr sie fort: »Sieh nur, wie die Ordnung der Götter gestört wurde! Kein Wunder, dass die Geister des Mawenzi[1] so in Wut geraten sind. Die Feuerflüsse, die sie ins Tal gegossen haben, galten dem iFulentshi! Damit wollten sie ihn ausrotten, ihn und seine hellhäutige Brut.«
    »Ich wünschte, es wäre ihnen gelungen«, sagte Ngomane düster.
    »Ist es aber nicht. Stattdessen hat die Erde etwas ausgespuckt, das so wenig in unser Land gehört wie der iFulentshi.«
    »Die Gruh?«
    »Die Gruh. Ich glaube, dass es Tote sind, die keinen Frieden finden. Sie können nicht ins Sonnenreich aufsteigen, weil der Schatten der Wolkenstädte über ihnen liegt und ihnen den Weg versperrt«, verkündete Issa Maganga.
    Ngomane runzelte die Stirn. »Aber sie haben Nandi nicht getötet.«
    »Doch, das haben sie«, sagte die Geisterfrau. »Der Geköpfte, den du im Wald gefunden hast, war noch gefährlicher als die anderen seiner Art, denn er ist zwei Mal gestorben, und das zerstört die Seele. Sie zerfällt zu purem Gift! Es sind noch mehr Gruh geköpft worden, Ngomane, da bin ich mir sicher! Die Frakken haben ihr Fleisch gefressen, die Krähen haben die Frakken gefressen, und alle wurden vergiftet. Alle wurden Gruh! Sie werden töten und wieder töten, bis niemand mehr übrig ist. Außer dem iFulentshi.«
    »Kilmalie wurde seinetwegen ausgelöscht«, murmelte Ngomane.
    »Sagte ich doch.«
    »Und… wenn die Feuergeister sich nicht seinetwegen geärgert hätten, wäre der Vulkan nicht ausgebrochen. Die Krähen hätten nicht auf eine andere Route ausweichen müssen. Sie wären nie nach kwaBulawayo gekommen.«
    »Stimmt.«
    Ngomane hob den Kopf. Eine Träne rollte ihm über die Wange. »Und wenn die Krähen nicht gekommen wären, dann würde mein Sohn noch leben.«
    »Der iFulentshi ist an allem Schuld«, sagte die Geisterfrau.
    »Ja.« Ngomane stand auf. »Und dafür werde ich ihn töten.«
    ***
    Tief in der Großen Grube
    Die Dunkelheit war beinahe undurchdringlich geworden. Die fluoreszierenden Käfer in ihren Stirnlampen vermochten sie kaum zu erhellen. Als wäre die Finsternis etwas… Lebendiges, das sich zunehmend um sie legte.
    Tala schauderte, wegen der Kühle der Höhlengänge und wegen der schaurigen Gedanken, die zum ungezählten Mal Besitz von ihr ergreifen wollten. Um sich

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