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VT11 - Flammender Himmel

VT11 - Flammender Himmel

Titel: VT11 - Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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nicht rein! Nicht zu dem toten Kind mit den zwei Köpfen! Nicht zu den geschrumpften Affen, den Geistern und der Dunkelheit! Lauf weg, Nandi! Schnell!
    Aber wer war Nandi?
    ***
    In Orleans-à-l’Hauteur
    Als Mambotu bei der Wolkenstadt Prinzessin Maries ankam, berührte die Sonne bereits den Horizont.
    Er flog einmal um die Stadt herum und steuerte dann einen der Landeplätze für Witveer an. Am Rande des Plattformabschnitts, der mit einer stilisierten weißen Feder gekennzeichnet war[1], tummelten sich bereits einige der Riesenvögel. Mambotu zog an den Zügeln. Sein Witveer verstand und setzte zum Landeanflug an.
    Kaum stand Mambotu auf der Plattform, kam bereits ein Mitglied der Bodenmannschaft und wollte das Tier wegführen, doch das ließ Mambotu nicht zu.
    »Hey, lasst mich den Witveer bitte selbst in den Stall führen. Ich… ich bin bei meinem Tier da etwas empfindlich!«
    Der andere sah ihn mit einem Stirnrunzeln an, ließ aber den Zügel des Witveers nicht los. »Ihr wollt doch sicher dem Kaiser sofort die Nachricht überbringen. Ich meine, da Brest schon morgen hier ankommt, wird sie wohl sehr wichtig sein.«
    Mambotu druckste ein wenig herum. »Der Kaiser wird seine Nachricht sofort erhalten. Ich will mich nur selbst davon überzeugen, dass mein Vogel gut untergebracht ist.« Und damit sich der Bedienstete nicht in seiner Ehre gekränkt fühlen konnte, setzte er hinzu: »Das geht nicht gegen euch! Das ist eine Marotte von mir, entschuldigt bitte.«
    Kaum war der Witveer in der ihm zugewiesenen Box, sattelte Mambotu ihn hastig ab und streichelte ihm noch einmal den Hals. Er sah dem Vogel genau in die schwarzen Augen. Doch es war nichts zu erkennen, das Mambotu hätte Sorgen bereiten müssen. Alles schien normal. Er klopfte dem Tier noch einmal sanft auf den Hals und verließ es dann.
    Vor der Box wartete der Bedienstete, der ihn hergebracht hatte, auf ihn. Immer noch war eine leichte Irritation nicht aus dem Blick des Kollegen verschwunden.
    »Nun, ist euer Vogel gut untergebracht? Ich wusste nicht, dass man auf Brest-à-l’Hauteur so penibel mit den Tieren ist.«
    Mambotu zuckte mit den Achseln und antwortete nicht. »Ich nehme an, dass ich den Kaiser im Palast finde?«, fragte er stattdessen.
    Der andere wies in die Richtung, in der sich der Sitz der Regentin Marie de Rozier befand. »Seine Excellenz weilt in der Stadt. Nähere Auskunft kann euch nur die Palastwache geben.«
    Mambotu bedankte sich und machte sich auf den Weg. Er wollte so bald wie möglich zu seinem Witveer zurück und wickelte auch die Briefübergabe beim Kaiser so schnell wie möglich ab. Ihm fiel zwar das Kopfschütteln der Hofschranzen auf, weil er das vorgeschriebene Briefübergabe-Protokoll etwas eilig abwickelte, aber das war ihm egal. Er wollte nur schnell wieder zurück zu seinem Witveer. Er hatte kein gutes Gefühl, so lange er ihn nicht bei ihm war.
    Endlich entließ ihn der Kaiser. »Wir danken euch. Ihr könnt bis morgen hier in der Stadt bleiben, wenn ihr bei Dunkelheit nicht wieder zurückfliegen wollt. Dann lasst euch in den Witveer-Ställen ein Quartier zuweisen.«
    Der Kaiser wedelte mit der Hand; damit war Mambotu entlassen. Als er mit keuchendem Atem wieder bei den Ställen ankam, sah er, dass sich der Mann vom Bodenpersonal, der ihn empfangen hatte, bei seinem Vogel aufhielt.
    »Was macht ihr da bei meinem Witveer?« Er stürmte aufgeregt an den anderen Boxen vorbei zu jener, in der sein Tier untergebracht war.
    Der Bedienstete entfernte sich mit einer beschwichtigenden Geste von dem Witveer, der sich gerade mit großem Appetit über einen Haufen Wassergras hermachte. »Meine Güte, ihr seid aber wirklich empfindlich! Was glaubt ihr denn, was wir hier mit den Vögeln machen? Sie rupfen und braten, sobald ihr Lenker außer Sichtweite ist?«
    »Ach, rutsch mir doch den Buckel runter.« Mambotu schlängelte sich zu seinem Tier und streichelte sanft seinen Kopf.
    »Na, und den Willkommenstrunk kannst du abschreiben.« Auch der Bedienstete vergaß nun die in den Wolkenstädten übliche, höfische Anrede. »Mit dir will ich bestimmt keinen Abend verbringen!«
    »Danke«, sagte Mambotu geistesabwesend und hielt seinem Witveer noch etwas von dem Gras hin, ohne mit dem Streicheln aufzuhören. »Ich werde nicht hier übernachten. Ich fliege nach Brest zurück, auch wenn es schon dunkel ist. Mein Vogel ist nicht gern von seinen Freunden getrennt«, schickte er als Erklärung gleich noch hinterher, ohne den anderen anzusehen.

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