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VT11 - Flammender Himmel

VT11 - Flammender Himmel

Titel: VT11 - Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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auch bei deinem Vogel!«
    Baptiste zuckte mit den Schultern, als Mambotu nicht antwortete, und begann den anderen Witveern im Stall getrocknetes Wassergras in die Futterraufen zu schütten. »Wie bist du nur auf den verrückten Gedanken gekommen, so spät noch zurück nach Brest zu fliegen? Wir kommen doch sowieso heute Abend in Orleans an, also hättest du gleich dort bleiben können.«
    Mambotu rappelte sich auf. Immer noch massierte er sich schwerfällig den Nacken und die Schultern. »Ich wollte halt nach Hause, auch dem Witveer zuliebe. Was soll ich denn in dieser Stadt, in der ich doch niemanden kenne?« Unwirsch machte sich Mambotu daran, seinem Kollegen beim Füttern der Schwäne zu helfen. Doch der schob ihn weg. »Geh erst mal was frühstücken«, sagte er. »Du musst ja wirklich mitten in der Nacht eingetroffen sein, wenn du noch nicht mal in die Kaserne gekommen bist.«
    »Nein«, murmelte Mambotu. »Ich hab keinen Hunger. Ich bleib lieber hier bei meinem Tier.«
    Baptiste tippte sich gegen die Stirn, ging aber nicht weiter darauf ein. »Erzähl mal«, forderte er stattdessen. »Wie sieht’s denn in Orleans-à-l’Hauteur aus? Man hört ja von Panik unter der Bevölkerung, von Infizierten auf den Straßen und sogar von Bränden!« Er verdrehte die Augen. »Weißt du, Yves war gestern Abend groß in Form und brabbelte laufend so ein Zeug, das ihm angeblich eine Cousine aus Orleans gesteckt haben soll. Stell dir vor, der glaubt da wirklich dran. So ein Idiot. Klingt schon wie einer der Bauern.«
    Mambotu ließ ihn reden, während er sorgfältig Wassergras in eine Raufe für den Vogel neben dem seinen legte. Er hätte ihm sagen können, wie wahr die Geschichten über die Gruh waren – einige davon zumindest –, aber das ging nicht. Und da er ein schlechter Lügner war, wie er seit dem letzten Abend wusste, schwieg er lieber.
    »Du hast gestern echt was verpasst«, redete Baptiste weiter. »Du weißt ja: Wo Yves ist, da ist auch Henri nicht weit. Der blies ins gleiche Horn und erzählte, die Gruh sähen aus wie Menschen, nur dass sie verfault und –«
    »Ach, ich will das gar nicht hören!« Mambotu glaubte den Gestank des Gruh zu riechen. Er schüttelte sich und warf den Rest des Grases in die letzte Raufe. Dann drehte er sich um und ließ Baptiste einfach stehen.
    »Hey, wenn du in Orleans irgendwas gehört hast, dann solltest du’s sagen! Wenn schon nicht mir, dann wenigstens dem Hauptmann!«
    Doch Mambotu ignorierte ihn.
    Verdammt. Was soll ich nur tun?
    Mambotu Akwane wusste es eigentlich ganz genau. Er hätte sofort zu Hauptmann Bambooto gehen und ihm sagen müssen, was passiert war.
    Aber was ist denn eigentlich schon groß passiert? Er war von einem Gruh angegriffen worden, und sein Witveer hatte ihn verteidigt. So weit, so gut. Das Tier hatte dem Gruh dabei den Kopf abgebissen und war über und über mit Blut besudelt worden. Aber das würde doch nicht gleich dazu führen, dass er selbst zum Gruh wurde! Schließlich war sein Witveer ein Vogel und kein Mensch. Er steckte sich ja auch nicht an, wenn Mambotu einen Schnupfen hatte. Und es ging ihm gut, das hatte Mambotu doch selbst gesehen.
    Im Speisesaal angekommen, machte er sich über die Reste des Frühstücks her. Jedenfalls über das, was für Nachzügler übrig geblieben war. Es tat gut, etwas zu essen, das hob seine gedrückte Stimmung und lenkte ihn von den Gedanken an die bevorstehende Schlacht ein wenig ab. Nur die nagende Stimme in seinem Kopf ließ sich nicht beruhigen.
    Aber wenn es so wäre, wie Henri und Yves immer wieder behaupten, dann wäre mein Witveer doch schon längst zu einem Gruh geworden. Und – ist er? Nein, ist er nicht!
    Mambotu beschloss, sich bei seinem Leutnant zu melden. Dupont musste wissen, dass er wieder da war und Botengänge übernehmen konnte. Danach würde er noch einmal nach seinem Witveer sehen.
    Alles war in Ordnung. Mambotu war sich sicher, dass es so war.
    Ganz sicher.
    ***
    Abschied von kwaBulawayo
    Der Morgen war kühl und windig.
    Ngomane stand mit Dingiswayo und Tenga am Dorftor von kwaBulawayo. Sie warteten auf die Geisterfrau, die müden Schrittes die Straße heraufkam. Niemand sprach. Es gab nichts mehr zu sagen.
    Ngomane trug die Zeichen seiner Königswürde: einen bunt bestickten, breiten Kragen und ein Stirnband aus Lepaadenfell. Heute begann die Jagd auf den iFulentshi, und der selbst ernannte Kaiser sollte wissen, wer es war, der ihn zur Strecke brachte.
    Dingiswayo und Tenga hatten ein paar

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