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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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gekommen
war. Dass es immer später wurde, und Frau Weisglas und ihr Mann sich Gedanken
machten. Die Polizei wollten sie aber vorerst nicht verständigen. Sie machten
sich selbst auf die Suche. Lara vergaß öfter mal die Zeit. Es war nicht das
erste Mal, dass sie nicht rechtzeitig nach Hause kam. Aber keiner von Laras
Spielkameraden wusste etwas. Am Abend war Lara plötzlich wieder da. Sie war
total verstört. Etwas war passiert. Aber was, das war nicht aus ihr
herauszubekommen. Doch was die Mutter vermutete, ging klar aus ihrer Reaktion
hervor. Und deckte sich mit Francas Vermutung.
    »Ich
habe Beutel hier«, sagte sie und zeigte auf die Plastiktüte. »Kleider von Lara,
gestern. Alles. Auch Unterwäsche. Ich hoffe, nix finden«, sagte sie leise. Es
klang flehend.
    »Das
haben Sie sehr gut gemacht«, lobte Franca. Nicht alle Mütter in solchen
Situationen reagierten derart geistesgegenwärtig.
    »Aber
warum sind Sie denn nicht schon gestern Abend zu uns gekommen?«, fragte Franca
und bemühte sich, den Vorwurf aus ihrer Stimme herauszuhalten.
    »Weil
sie war so müde und kaputt. Wir sie lassen schlafen. Aber sie nix weiter sagen.
Auch nicht heute Morgen. Wir nicht wissen, was passiert.«
    Franca
wandte sich an das Mädchen. »Hast du denn viele Freunde, Lara?«, begann Franca
ein unverbindliches Gespräch.
    Mit
ihren hellen Augen musterte sie Franca aufmerksam, bevor sie nickte.
    »Mit
denen spielst du sicher gern, ja? Was spielt ihr denn so?«
    Das
Kind schien zu überlegen. »Ball. Fangen. Verstecken«, antwortete sie bereitwillig.
Dann war sie wieder still.
    »Hast
du denn gestern auch mit deinen Freunden gespielt?«
    Das
Mädchen hob die Schultern, blickte zu Boden.
    »Da war
nur der Peter«, sagte sie unvermittelt.
    »Sag
von Zauberer«, drängte die Mutter. »Mann hat sie in Auto gezerrt. Ich ihr immer
gesagt, darfst nicht mit Fremde gehen.«
    Das
Mädchen fing an zu weinen.
    »Würde
es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mich mit Lara allein unterhalte?« Franca
ahnte, dass das Kind sich schämte. Weil es etwas getan hatte, das ihm verboten
worden war. Das sie nicht zugeben konnte in Gegenwart der Mutter. Vielleicht
würde es ihr leichter fallen, darüber zu reden, wenn die Mutter nicht dabei
war.
    Doch
Francas Worte stießen auf Widerstand. »Warum? Ist besser, ich hier. Bei mein
Kind. Sie hat große Angst.«
    »Das
kann ich sehr gut verstehen«, räumte Franca ein. »Lara: Ist es okay, wenn deine
Mutter draußen im Flur auf dich wartet? Sie geht nicht weg. Sie bleibt hier
ganz in deiner Nähe.«
    Lara
drehte sich zu ihrer Mutter um, dann blickte sie wieder unsicher zu Franca.
Schließlich nickte sie.
    Franca
erhob sich und hielt die Tür auf. Wider­strebend verschwand die Mutter in den
Flur, wo sie auf einem der Stühle Platz nahm.
    Franca
setzte sich wieder. »Weißt du, Lara, ich bin Polizistin. Und eine Polizistin
darf nichts weitererzählen, was ihr kleine Mädchen anvertrauen. Ich werde
deiner Mama dein Geheimnis nicht verraten, wenn du das nicht willst.«
    Lara
presste die Lippen zusammen. Ihre Augen bewegten sich hin und her. Offenbar
kämpfte sie mit sich. »Ich will nach Hause«, begann sie schließlich zu jammern.
    »Du
darfst gleich nach Hause. Magst du eine Limo trinken?« Franca ging zum
Kühlschrank, nahm eine von Clarissas Dosen heraus, schüttete das Getränk in ein
Glas. Die Dose würde sie später Clarissa ersetzen.
    Das Kind
trank gierig. Mit einem kleinen Rülpser stellte sie das fast leere Glas wieder
ab.
    »Peter
hat einen Pipimax«, sagte Lara unvermittelt.
    Franca
horchte auf. »Und der Peter ist dein Freund?«
    Nicken.
    »Wie
alt ist denn Peter?«
    »Weiß
nicht.«
    »So alt
wie du?«
    Sie
schüttelte den Kopf. Ihr Halsbündchen verrutschte. Darunter wurde ein
blassrotes Mal sichtbar.
    »Was
hast du denn da?«, fragte Franca.
    Unwillkürlich
fasste sich die Kleine an den Hals und schluckte.
    »Darf
ich mal sehen? Ich bin auch ganz vorsichtig.« Was Franca sah, waren Würge- oder
Drosselmale. Insgeheim bekam sie eine Wut auf denjenigen, der diesem zarten
Wesen das und wahrscheinlich noch anderes angetan hatte. Doch dies durfte sie
unter keinen Umständen das Kind merken lassen.
    Sie
musste behutsam mit ihr umgehen. Sich über andere Themen dem eigentlichen
Geschehen nähern. Vielleicht war diese Sache mit dem Pipimax bereits ein
Hinweis auf den Täter.
    »Also,
der Peter und du. Ihr habt miteinander gespielt?«
    »Nein.
Der war doch nach Hause gegangen.« Die Stimme der Kleinen klang

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