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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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Speichelprobe sofort ohne zweite Aufforderung
abgegeben haben. Der Mann heißt Michael Schaller und wohnt in Moselweiß.«
    »Frankenstein,
du bist … «
    »Ja,
sag’s ruhig. Ein Genie.« Er grinste sie mit seinen blendend weißen Zähnen an.
    Sie
küsste ihn spontan auf die Wange. »Oho. Das kannst du öfter tun.« Er hielt ihr
die andere Wange hin und klopfte mit dem Zeigefinger drauf. Lachend ging sie
auf das Spiel ein.
    »Sag
mal. Könntest du nicht eigentlich auch bestimmen, wie der Kerl aussieht.
Augenfarbe. Haarfarbe und so. Das ist doch auch alles in dieser DNA drin,
oder?«, fragte Clarissa.
    Er hob
tadelnd den Zeigefinger. »Wir sind hier in der Forensik, Liebelein. Und du
müsstest eigentlich wissen, wie streng die Bestimmungen sind. Für unsere
Analyse dürfen wir nur Sequenzen verwenden, die keine Erb-Informationen tragen.
Und all die negativen Proben müssen sofort vernichtet werden, damit niemand Unfug
damit treiben kann. – Aber macht euch doch keinen Kopp, ihr werdet ihm bald
persönlich gegenüberstehen, dann wisst ihr ja, wie er aussieht. Wahrscheinlich
ein Jedermann, dem niemand so was zugetraut hätte.«
    Franca
beugte sich über die beschrifteten Blätter, die der Drucker ausspuckte.
Plötzlich stutzte sie, als sie die Adresse sah. »Das ist ja dieselbe Straße, wo
David wohnt.«
    »David
– wer?«
    »Mein
früherer Mann.« Und jetzt fiel ihr auch ein, dass Georgina öfter von den
›netten Schallers‹ erzählt hatte. Als sie daran dachte, dass das die Familie
sein musste, bei der ihre Tochter offenbar öfter als Babysitterin tätig war,
wurde ihr ganz flau.

44
     
    Britta war nicht wieder
aufgetaucht. Das hatte er eigentlich auch gar nicht anders erwartet. Dennoch
hatte sie eine Leere zurückgelassen. Eine Lücke. Trotz all ihrer
Unzulänglichkeiten hatte er sie sehr geliebt. Eine kurze, aber heftige Liebe,
und es schmerzte noch immer, wenn er daran dachte, dass er ihr offenbar
gleichgültig war. Mehrmals hatte er auf ihre Mailbox gesprochen und ihr
zahllose SMS geschickt. Aber sie antwortete einfach nicht.
    Seine
Eltern hatten Britta noch nicht mal die kleinste Chance gegeben. Obwohl er im
Grunde seines Herzens wusste, dass sie es gut mit ihm meinten und ihn schützen
wollten. Seine Mutter war derart feige. Er war sich sicher, dass sie die Namen
seiner Herkunftseltern wusste, aber dass sie sie niemals preisgeben würde.
Dasselbe glaubte er von seinem Vater. Vielleicht hatten sie ihm Wichtiges
vorenthalten? Womöglich war sein Erzeuger ein katholischer Priester oder ein
hohes Tier, ein verheirateter Mann, der sich nicht öffentlich zu einem Kind
bekennen konnte. Nein, das war doch eher unwahrscheinlich. Der Hinweis, dass
seine Mutter ein Junkie war, hatte ihn ziemlich geschockt. Aber ob das stimmte?
Ob das nicht irgendeine Schutzbehauptung seiner Mutter war? Nur weil sie ihm
die Wahrheit nicht sagen wollte.
    Er
hatte von Babys gehört, die ihren Müttern einfach weggenommen wurden. Obwohl
die das überhaupt nicht wollten. Vielleicht war das bei ihm ja der Fall
gewesen. Deshalb waren sie so zurückhaltend. Weil sie befürchteten, dies könne
ans Licht kommen. Aber im Grunde traute er seinen christlichen Eltern solch ein
Verhalten nicht zu.
    Er war
sehr verwirrt. Bohrende Fragen unterschiedlichster Art drängten sich in seinem
Hirn. Kurzerhand beschloss er, sich an das Jugendamt zu wenden. Schließlich
hatte er ein Recht darauf, zu wissen, wo seine Wurzeln wirklich waren.
     
    Die Frau hinter dem
Schreibtisch war jung und sehr attraktiv. Mit freundlicher Miene hörte sie sich
sein Anliegen an. »Sehen Sie, grundsätzlich haben Sie ab dem 16. Lebensjahr das
Recht, die Hintergründe über Ihre Herkunft zu erfahren. Aber nur, wenn die
Adoptiveltern damit einverstanden sind und dann bedarf es dafür einige Vorbereitungszeit.
Sie werden sicher verstehen, dass das nicht einfach so von heute auf morgen
geht. Deshalb mache ich Ihnen folgenden Vorschlag: Besprechen Sie Ihr Anliegen
mit Ihren Adoptiveltern und dann kommen Sie zusammen mit ihnen zu einem
weiteren Gespräch hierher.«
    »Das
hab ich doch schon versucht. Aber sie weigern sich.« Er probierte einen
treuherzigen Augenaufschlag. »Können Sie das denn nicht verstehen? Dass man
wissen will, woher man stammt?« Er dachte daran, dass seine Mutter stets
behauptete, dass er alles bekomme, was er wolle. Dass er genau wüsste, wie man
Leute um den Finger wickelte. Bei den Mädchen hatte sein Charme bis jetzt noch
immer Wirkung gezeigt. Doch sein

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