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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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Sensation
verspricht.«
    Alle
anderen schwiegen und taxierten ihn mit bohrenden Blicken. Auch der Chef hatte
ihn im Visier.
    »Also
ich hab das nicht rausgegeben!« Er hob abwehrend beide Hände. »Ihr braucht mich
gar nicht so anzugucken.«
    Niemand
wollte ihm so recht glauben. Auch Franca hegte den Verdacht, dass er der
Maulwurf war. Brock hatte sich stets in unflätiger Weise über den Täter
geäußert. Seine harten Äußerungen waren nicht nur von Franca, sondern auch von anderen
Kollegen gerügt worden. Aber passte solch ein Verhalten wirklich zu ihm? Brock
war im Grunde ein guter Polizist, der genau um seine Rechte und Pflichten
wusste. In letzter Zeit allerdings hatte er eine weniger liebenswürdige Seite
von sich gezeigt. Aber würde einer wie er tatsächlich seine Karriere aufs Spiel
setzen?
    »Das
Foto stammt aus unserer Datei. Die Zitate sind wortwörtlich dem
Obduktionsbericht entnommen.« Osterkorn bemühte sich, ruhig zu bleiben, doch
die Anspannung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Es
herrschte betretenes Schweigen. Gerade noch war man höchst optimistisch wegen
der erfolgten Festnahme gewesen, und nun musste offensichtlich davon
ausgegangen werden, dass ein Verräter unter ihnen saß.
    »Nun
müssen wir also auch noch in den eigenen Reihen ermitteln? Ihnen ist wohl klar,
dass derjenige, der dafür verantwortlich ist, mit empfindlichen Konsequenzen zu
rechnen hat?«
    Franca
räusperte sich. »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das
jemand von uns war.«
    »Gute
Hacker können manches knacken«, verteidigte sich Brock und verschränkte die
Arme. »Hab ich recht, Renate?«
    »Das
stimmt«, gab Renate Julien zögernd zu. »Meine Leute sind bereits dabei, unsere
Datenbanken auf eventuelle Sicherheitslücken zu checken.«
    »Wir
haben Sicherheitslücken in unserem System? Wie kann das denn sein?« Osterkorns
Augenbrauen zogen sich zusammen.
    »Ich
weiß, das ist beängstigend«, gab Renate zu. »Ich bin jeden Tag aufs Neue
erstaunt, welche Fähigkeiten diese Hacker entwickeln. Die bilden inzwischen ein
großes Netzwerk, tauschen sich in Non-Public-Foren gegenseitig aus und
entwickeln eigens dafür vorgesehene Programme. Alles illegal natürlich, aber
diese meist jungen Menschen sind sich keiner Schuld bewusst. Wenn, dann gilt
das unter ihnen allenfalls als Kavaliersdelikt. Das Verheerende ist, dass es
ganz leicht ist, seine Identität zu verschleiern, sodass wir ihnen so schnell
nichts nachweisen können.« Sie hob etwas resigniert die Schultern. »Da wird
wahrscheinlich noch so einiges auf uns zukommen. Glücklicherweise habe ich
einen Vertrauensmann beim ›Chaos Computer Club‹, der mich über die neuesten
Entwicklungen auf dem Laufenden hält.«
    »Also
ich meine, wir sollten uns von so was nicht unseren Erfolg vermiesen lassen«,
wandte Frankenstein ein. »Natürlich finde ich das auch nicht okay. Aber bei uns
allen liegen die Nerven blank. Und nach dieser Festnahme herrschte eine gewisse
Euphorie. Wir haben den Täter endlich gefasst. Es ist unser Erfolg. Die
Polizei, die man nur allzu gern als dumm und doof abstempelt, hat bewiesen,
dass sie nicht nur Lahmärsche beschäftigt.«
    »Ich
brauche Ihnen doch nun wirklich nicht zu erklären, dass es sich hier um
Geheimnisverrat der übelsten Sorte handelt. Genauso wie Sie wissen, dass zu
unseren Aufgaben auch der Schutz des Persönlichkeitsrechts von Beschuldigten
gehört.« Osterkorn wollte sich nicht beruhigen.
    »Wir
dürfen auch nicht vergessen, dass der Täter noch nicht gestanden hat. Er
behauptet hartnäckig, er sei es nicht gewesen«, warf Franca ein.
    »Wir
haben seine DNA! Die ist eindeutig«, verteidigte sich Frankenstein.
    »Meine
Damen und Herren! Ich muss doch sehr bitten! Wir sprechen von einem mutmaßlichen Täter.« Bei diesen Worten sah er Franca streng an. »Und solange es keinen
Urteilsspruch gibt, ist der Festgenommene als unschuldig anzusehen.«
    »Und
ich bin der Kaiser von China«, murmelte Brock.

50
     
    Konstantin Liebermann
schlenderte gedankenverloren über den Marktplatz. Es war ein sonniger Tag. Im
Freien saßen Menschen beim Kaffee oder bei einem Eis. Ein fröhliches Gesumme.
Alle trugen sommerliche Kleidung.
    Er
setzte sich an einen der kleinen runden Tische und bestellte sich einen
Eiscafé. Irgendwie musste er nach Moselweiß kommen. Mit dem Bus oder besser
mit dem Zug. Gleich wollte er die Fahrpläne studieren.
    Gedankenverloren
sog er an dem Strohhalm.
    »Papa!«,
schrie ein Kind, es weinte

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