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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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schaukeln.«
    Sie
atmete mühsam durch die Nase. Erneut drängten Tränen hervor und brannten in
ihren Augen. Sie hatte das Gefühl, dass sie ihr beim nächsten Blinzeln
herabtropfen würden.
    »Wollen
wir ein Puzzle machen?«
    Die
Kleine schüttelte energisch den Kopf.
    »Oder
vielleicht einen Film schauen?« Das war das letzte Mittel, das ihr einfiel,
wenn alles andere versagte. Die Kleine nickte begeistert. »Prinzessin
Lillifee«, sagte sie. Das war zurzeit ihre Lieblings-DVD. In Lillifees Leben
war alles zart und rosa. Dorothee stand auf, legte die DVD in den Player und
überließ ihr Kind dieser Märchenwelt.
    Am
Abend weinte sie sich in den Schlaf. Sie war mit den Nerven völlig fertig. Doch
sie schreckte immer wieder auf. Fand keine Ruhe. Morgen, gleich morgen wollte
sie Michael fragen. Hoffentlich ließen sie sie zu ihm. Vielleicht fand sie dann
schneller eine Antwort, wenn sie ihm in die Augen sehen konnte.
    Aber
was machte sie in der Zeit mit den Kindern?

52
     
    »Jeder Mensch hat das Recht,
die Dinge beschönigend darzustellen, Herr Schaller. Aber es wird Ihnen nichts
nützen. Im Grunde brauchen wir Ihr Geständnis nicht. Wir haben nicht nur
Indizien, wir haben eindeutige Beweise. Die sind erdrückend.«
    So eine
kleine Drohung hatte schon öfter Wunder gewirkt. Darauf hoffte Franca Mazzari
auch heute.
    »Das
kann einfach nicht sein«, entfuhr es ihm. Er schüttelte den Kopf und sah sie
an. Zum ersten Mal wich er ihrem Blick nicht aus. Dann blitzte etwas wie eine
plötzliche Erkenntnis darin auf: »Sie meinen doch nicht etwa den Speicheltest?«
    »Unter
anderem«, bestätigte sie.
    »Nein.«
Seine Stimme klang kraftlos und resigniert. »Das ist absolut unmöglich.«
    »Herr
Schaller, die DNA-Analyse lügt nicht. Jeder Mensch auf dieser Welt hat eine
eigene unverwechselbare DNA-Struktur. Ausgenommen davon sind lediglich eineiige
Geschwister.«
    Er hob
den Kopf, Erstaunen in den Augen. »Was sagen Sie da?«
    Franca
war einen Moment lang irritiert. »Das war Ihnen nicht bekannt?«
    Er
schüttelte den Kopf. Seine Augen flitzten unruhig hin und her. Aber er sagte
nichts. Blieb weiter stumm wie ein Fisch.
    »Sie
werden ja wohl kaum mit einem Zwillingsbruder aufwarten können, oder?« Francas
Stimme klang etwas spöttisch.
    Er
senkte den Blick. »Doch«, sagte er ganz leise.
    »Wie
bitte? Das meinen Sie jetzt nicht im Ernst. Herr Schaller!« Franca lächelte
maliziös. »Und den zaubern Sie jetzt einfach so aus dem Hut? Sehr passend!«
    »Ja,
ich weiß, dass das merkwürdig klingt. Aber meine … unsere
Geschichte ist nicht alltäglich.«
    Franca
taxierte den Mann. Seine graublauen Augen verschwanden fast in seinem
dicklichen Gesicht. Er hatte einen Bauchansatz, wahrscheinlich bewegte er sich
kaum. Sein kahl geschorener Kopf gab die Form eines überdimensionalen Eies
frei. Sie fragte sich die ganze Zeit, an wen er sie erinnerte.
    »Dann
erzählen Sie mal. Wo lebt denn Ihr Zwillingsbruder?«
    »Das
weiß ich nicht. Wir haben schon lange keinen Kontakt mehr.«
    »Klar.«
Eindeutig ein Ausweichmanöver. Den Worten dieses Mannes schenkte sie absolut
keinen Glauben. Franca sah ihm eindringlich in die Augen »Herr Schaller. Das
hat doch keinen Sinn. So was lässt sich doch ganz leicht nachprüfen. Und dann?«
    »Ich
beschuldige meinen Bruder nur ungern. Das können Sie mir glauben. Aber ich habe
einfach keine andere Erklärung. Es ist so, als er 13 war, da sind Dinge
vorgefallen … Das war ja auch der Grund … « Er
stammelte. Schließlich brach er ab.
    »Was
wollen Sie damit sagen, Herr Schaller?«
    Er
schüttelte den Kopf. Biss sich auf die Lippen.
    »Also?«
Langsam begann sie die Geduld zu verlieren.
    »Als
wir … als mein Bruder 13 war, da war was mit einem Mädchen aus der
Nachbarschaft.«
    »Herr
Schaller, lassen Sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen. Was war mit dem
Mädchen?«
    »Ich
weiß doch auch nichts Genaues. Es wurde nie richtig darüber gesprochen. Unser
Vater hat irgendwann gesagt, dass er mit ihm nicht mehr fertig wird.«
    Irgendetwas
in der Haltung von Michael Schaller machte sie neugierig auf seine weiteren
Ausführungen.
    »Er hat
ihn für schwer erziehbar erklärt und dafür gesorgt, dass er ins Heim kam.
›Fürsorge-Erziehung‹ hieß das. Vater hat geglaubt, mein Bruder sei nicht
richtig im Kopf, weil er so anders war als ich, obwohl wir uns doch so ähnlich
sahen.« Michael Schaller knetete nervös die Hände und zupfte an den
Fingernägeln.
    »Herr
Schaller. Wieso erzählen Sie

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